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Auch Wälder sollte man düngen

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Unterden „Grünen” bestehtmei-nes Wissens eine Grandsatz-Ablehnung von Forstdüngungsmaßnahmen als ökologisch wertloser, potentiell umweltschädigender Symptombekämpfung. Das mit der „Symptombekämpfung” mag seine Bichtig-keit haben. Da jedoch die Forstwirtschaft auf die tieferen Ursachen der Bo-denversauerung (saure Niederschläge) praktisch keinen Einfluß zu nehmen vermag, sondern nur in ihrem eigenen Bereich direkt wirksam werden kann, sieht sie sich leider auf derartige symptomatische Eingriffe beschränkt.

Versuchsreihen insbesondere aus Deutschland, wo die Forstdüngung seit langem intensiv gefördert wird, beweisen, daß eine kombinierte Kalk-Magnesium-Düngung in der Lage ist, verlichtete Nadelbäume wieder zum Ergrünen zu bringen. Natürlich ist das vor allem gut für den Zuwachs und damit für den Forstbetrieb. Da aber ökonomischer und ökologischer Nutzen bei einem Waldbaum nicht zu trennen sind, ist die Düngung auch gut für den Wald als solchen.

Natürlich fördern auch standortswidrige Fichtenmonokulturen die

Versauerang, aber deren zu Recht geforderter Umbau auf Mischbestände mit höherem Laubholzanteil setzt eine Sanierung schwer versauerter Standorte voraus, sonst würde Laubholz gar nicht aufkommen. Eine österreichische Waldbodensanierang erscheint somit aus mehreren Gründen geboten:

■ Auf vielen - anthropogen bedingt -versauerten Waldböden sind Düngemaßnahmen ein notwendiger erster Schritt zur Rückkehr zu Mischwäldern.

■ Großflächige Düngemaßnahmen erfordern viel Sorgfalt und dementsprechend eine hohe fachliche und organisatorische Kompetenz.

■ Düngung im Wald soll nur nach sorgfältiger Prüfung der Düngebedürftigkeit erfolgen. Eine „Checklist” kann helfen, Risiken, wie die Düngung natürlicherweise nährstoffarmer Böden oder eine Nitratbelastung des Grundwassers, einzuschränken.

Öffentlichen Druck in Richtung mehr staatliche Unterstützung von Waldsanierungsprogrammen inklusive der Düngung auszuüben, wäre daher durchaus im Sinne forstökologischer Ziele, zumal sich unsere gesamte forstliche Förderung - gemessen an der volks- und wohlfahrtsökonomischen Bedeutung des

Waldes in Österreich - geradezu dürftig ausnimmt

Von „grüner” Seite wird der Anbau von Fremdholzarten in unseren Wäldern grundsätzlich abgelehnt. Übrigens huldigen dieser Einstellung auch manche Forstleute, die aber gleichzeitig nichts daran finden, Fichten auf Standorten einzubringen, wo diese absolut nicht hingehören und insofern ebenfalls als „Exoten” zu bezeichnen wären.

Diese Ablehnung erscheint gerechtfertigt, wo „Exoten” unabhängig von der Frage ihrer geographischen Herkunft standortswidrig und -schädigend sind (wie dies etwa auf den Eukalyptus außerhalb von Sumpfgebieten im gesamten Mittelmeerraum zutrifft, aber genauso auf die Fichte im Wienerwald).

Durchaus auch „exotische” Baumsorten anpflanzen, wenn sie wirklich geeignet sind

Sie erscheint indessen nicht zu rechtfertigen, wo es gilt, hoffnungslos dahinserbelnde Glieder unserer heimischen Waldvegetation durch zwar nicht „bodenständige”, jedoch standortlich (sogar besser!) geeignete Baumarten zu ergänzen beziehungsweise notfalls zu ersetzen.

Diente uns der Eukalyptus als negatives Musterbeispiel eines Exotenanbaues, so mag die Douglasie als positives Gegenbeispiel herausgestellt werden: Immer die Wahl geeigneter Her-künfte vorausgesetzt, ist ihr Holzzuwachspotential größer als das von Fichte und Tanne, ihre Vitalität (vorderhand) ebenfalls höher, ihr Einfluß auf den Standort dem der Tanne vergleichbar, und nicht zuletzt ist die Douglasie ein herrlicher Baum, an den sich der Waldfreund gerne gewöhnt. Sie wäre ohne die Katastrophe der Eiszeit wohl nie aus Europa verschwunden und darf insofern als „heimgekehrter Emigrant” bezeichnet werden. Ich sehe in der Tat keinen Grand, prinzipiell gegen die Douglasie oder gegen andere „Exoten” mit vergleichbar günstigen Eigenschaften zu wettern.

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