Nicht jeder Bachelor ist auch ein guter Bachelor

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Zur gegenwärtige Diskussion um die Einführung des dreistufigen anglo-amerikanischen Abschlußssystems kann ich mit persönlichen Erfahrungen beitragen.

Die University of Derby in Austria (UDA) bietet bereits seit nunmehr drei Jahren ein dreistufiges Ausbildungssystem in Österreich an. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der gleichnamigen britischen Universität in Derby, die ein in Wien schon existierendes Kolleg für Datenverarbeitung und Organisation nach mehreren Überprüfungen als gleichwertig mit den ersten sechs Semestern der in England praktizierten universitären Ausbildung anerkannt und zertifiziert hat.

Dies wiederum erlaubt es nun der UDA das letzte Jahr des Bachelor-Programms und darauf aufbauend ein Master-Programm für den Fachbereich Computer-Science in englischer Sprache anzubieten, was von den Studierenden bereitwillig angenommen wurde. Bisher sind 102 Bachelors graduiert worden. Alle Absolventen sind in den verschiedensten Branchen (Bundes-, Landesdienst, Banken, Versicherungen, Hard- und Softwarehersteller) nicht nur voll akzeptiert, sondern konnten in ihren jeweiligen Tätigkeiten auch hohe Positionen erreichen.

Ich bin nicht so eingebildet, anzunehmen, daß die Einführung des dreistufigen Systems auf die Existenz der UDA zurückzuführen ist, doch glaube ich schon, daß wir ein wenig dazu beitragen konnten, die Diskussion überhaupt in Gang zu bringen. Anscheinend ist jedoch die Existenz von Bildungseinrichtungen wie der unsrigen weitgehend unbekannt, könnte es sonst ja nicht zu Aussagen kommen, wie "das Bakkalaureat ist kein Vollstudium" und "das Bakkalaureat wertet doch die universitäre Ausbildung ab".

Bei österreichischen akademischen Graden ist es so, daß wenn man sie erreicht hat, keiner mehr fragt oder feststellen kann, wie gut oder wie schlecht der oder die Betreffende studiert hat. Magister ist Magister und Doktor ist Doktor. Beim Bachelor hingegen gibt es Abstufungen, die den Abschluß differenzieren (first class, upper second, lower second, third class, ...). Diese Anmerkungen zum Bachelor sind keine Nebensächlichkeiten, sondern für das weitere universitäre und berufliche Fortkommen des jeweiligen Absolventen ganz entscheidend. So ist beispielsweise ein Bachelor, der mit der Mindestnote "upper second" sein Studium abgeschlossen hat, berechtigt, sofort ein Doktorratsstudium anzuschließen. Deswegen konnten auch einige unserer Absolventen A-wertige Positionen im Bundes- und Landesdienst erreichen.

Mittlerweile ermöglichen nicht nur immer mehr Firmen ihren Mitarbeitern dieses Studium, sondern bezahlen sogar ganz oder teilweise die anfallende Studiengebühr.

Der Autor ist Leiter der University of Derby in Austria.

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