Als es noch um Fahrer ging

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Ron Howard der Formel 1 auf der Spur. Die Hauptprotagonisten in "Rush“ sind die zwei Ausnahme-persönlichkeiten der Rennfahrt: Niki Lauda und James Hunt. Ein Film über ihr Leben und ihren Kampf.

Da fährt einer, um zu gewinnen, nicht um zu gefallen. Auch mit dem Zirkus um jene "Verrückten, Träumer oder Rebellen“, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, in einem "Sarg auf Rädern“ ihre Runden zu drehen, hat Niki Lauda nichts am Hut und zwar schon immer, wie Ron Howards Film "Rush“ nun nachzeichnet. Analyse und Impulsivität prallen aufeinander, als der Österreicher Lauda und der Brite James Hunt das erste Mal in der Formel 3 zusammentreffen, eine prägende Begegnung für beider Weg in die Formel 1, und die erste von einigen guten Entscheidungen im Drehbuch des in Wien lebenden Peter Morgan, mit dem Howard zuletzt das "Frost/Nixon“-Duell realisierte: Nicht erst mit der historisch genug spannenden Grand-Prix-Saison von 1976 setzt "Rush“ ein, sondern nimmt sich die im Mainstream sonst selten genutzte Zeit, seine zentralen Figuren systematisch aufzubauen.

Es ist also nicht vorwiegend Laudas Hirn, lernen wir, das die Karriere dieses begnadeten Mechanikers lenkt, sondern vor allem sein Hintern: "Mit dem kann ich jedes Detail im Auto spüren“, erklärt er einmal einer Fremden, die ihn im Auto mitgenommen hat, um von einer Party zu flüchten. Sie solle also lieber mal den Keilriemen austauschen, später werden die beiden heiraten. Alexandra Maria Lara spielt Laudas Ehefrau Marlene, die wie im echten Leben auch im Film im Hintergrund bleibt, und Daniel Brühl balanciert seine Figur Lauda gelungen auf dem schmalen Grat zwischen verbissen und unsympathisch, adäquat schmallippig, gestisch knapp und gerade in seiner grundehrlichen Direktheit fast liebenswert.

Eitelkeit und Beruf(ung)sverständnis

Morgan und Howard investieren aber ebensoviel ironische Beobachtung in Hunt, gespielt von einem hünenhaften, blondgelockten Chris Hemsworth, dem Lebemann, dem Partylöwen.

Diese beiden charakterlich jeweils sehr entschlossenen Figuren funktionieren für den Film formularhaft als dramatische Achse, aber auch als gar nicht allzu plumpe Dichotomie zum Thema Eitelkeit und Beruf-(ung)sverständnis.

Lauda startete zwischen 1971 und 1985 in der Formel 1 und wurde in dieser Zeit drei Mal Weltmeister. Howard und Morgan begleiten Lauda bis zur entscheidenden Grand-Prix-Saison von 1976, in die er sich nach seinem dramatischen Unfall am Nürburg-Ring zurückkämpft. Nicht nur jene Szenen des Unfalls und Laudas immens erkämpfter, rasanter Rehabilitierung sind im Film durch reproduziertes Archivmaterial ergänzt, Howard findet vor allem in den Rennszenen zu cinematischer Form: Zwischen Detail-Montagen, Großaufnahmen und ausgefeilten Perspektiven erzeugen diese Szenen durch effektives Sounddesign, die prägnante Inszenierung und einen vor allem dann betonten Seventies-Look mehr Spannung als Howards Filme der vergangenen paar Jahre zusammen.

"Rush“ ist dennoch kein perfekter Film, einiges wirkt überzogen, gestellt und unnötig symbolhaft, und er lebt vor allem von dem Respekt, den sich Lauda selbst erarbeitet hat, und den Howard und Morgan hier gekonnt nutzen, um ihn für zwei Individuen, zwei Leben, zwei Charaktere zu reproduzieren. Fast nostalgisch wirkt "Rush“ auch als Abgesang an eine Helden-Arena, an eine Zeit, in der es in der Formel 1 noch um Fahrer ging, und nicht mehr nur um Autos.

Rush

USA/D/GB 2013. Regie: Ron Howard. Mit Daniel Brühl, Chris Hemsworth. Constantin. 123 Min.

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