Fritz Csoklich, vor Kurzem verstorbene Chefredakteurs-Legende der Kleinen Zeitung, konnte leuchtende Augen bekommen, wenn er vom steirischen Zeitungskrieg Anfang der 70er Jahre erzählte: Flächendeckend illegal überzog die Kronen Zeitung damals Sonntag für Sonntag die Steiermark mit ihren Gratis-Taschen, um den Platzhirschen Kleine Zeitung auszuhebeln. Csoklich & Co veranlassten, eine gesetzliche Möglichkeit ausnutzend, das flächendeckende Einsammeln der Sonntags-Kronen. Hier beschriebene – legale – Selbstjustiz trug zum Gutteil dazu bei, dass die Krone im Süden Österreichs den Kampf um die Zeitungs-Vorherrschaft nicht gewann.
Mehr als drei Jahrzehnte später hat sich der Wilde Westen der Klein-formate nach Wien verlagert. Simmering gegen Kapfenberg – das heißt heutzutage Heute gegen Österreich, resp. Dichand-Clan gegen Fellner. Jedenfalls machte die Gratis-Tageszeitung den zuständigen Wiener Stadtrat darauf aufmerksam, dass das halb gratis verteilte Konkurrenzblatt die Stadt mit ungenehmigten Doppelentnahmeboxen verunstalte. Worauf die MA 48 diese Boxen wieder entfernte, was Wolfgang Fellner mit einer Neuaufstellung derselben beantwortete.
Das Unterfangen (es müssen ja neue Boxen beschafft und aufgestellt werden), ist wohl nicht ganz billig. Darum will Fellner „rechtliche Schritte“ einleiten.
Außer beim Gratiszeitungskampf muss Österreich auch als Kaufzeitung eine juristische Niederlage einstecken. Denn Wolfgang Fellner hatte den Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) geklagt, weil ihn dieser nicht als Mitglied aufnehmen will. Der Oberste Gerichtshof sprach nun dem VÖZ das Recht zu, Österreich von sich fernzuhalten, weil der VÖZ eben nur Bezahlblätter vertrete. Ein folgenschweres Urteil, denn Österreich dürfte sich nun auch nicht am wiedererstandenen Presserat beteiligen und könnte weiters in seinem Bereich den Journalisten-Kollektivvertrag in Frage stellen. Denn dieser wird auf Abeitgeberseite vom VÖZ abgeschlossen.
