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Also sprach Thomas Kralinger: "Publisher können trotz der übermächtigen Konkurrenz von Google und Facebook Geld verdienen. Dazu müssen Medien jedoch vermehrt Pfade beschreiten, die immer weniger mit der Produktion von Journalismus zu tun haben." Der Mann ist Geschäftsführer des Kurier, der ehemals größten Zeitung Österreichs, und Präsident des VÖZ, des einstigen Verbands der Zeitungsherausgeber und Zeitungsverleger. Seit 1996 steht das Z nur noch für Zeitungen. Denn wahre Verleger sterben aus wie wirkliche Herausgeber. Damit verlieren die Journalisten ihre wichtigste Schutzmacht und erhalten stattdessen mehr Gegenüber von der Sorte "Feind im eigenen Bett".

Angestellte Geschäftsführer sind anders und müssen anders handeln als allfällig auch altruistische verlegerische Eigentümer. Das ist ihre gesetzliche Pflicht. Doch manche neigen zur Verwechslung ihrer Position. Nicht von ungefähr gilt der VÖZ immer noch als der Verlegerverband. Wenn das aber schon so ist, dann wächst auch die Verantwortung derer, die sich durchaus gern verwechseln lassen.

Deshalb muss Kralingers Satz als Bankrotterklärung oder Kampfansage verstanden werden. Erstmals geht der VÖZ im Ausland in Klausur -begründbar nur damit, dass alle Wege nach Rom führen -und will dann "weniger mit der Produktion von Journalismus zu tun haben." Wenn dieses Missverständnis ernst gemeint ist, entzieht er sich zwar nicht die Grundlage seines Geschäfts, aber er verkauft seine Seele. Denn bisher diente in Zeitungen vom Billa-Inserat bis zur Todesanzeige alles zur Gewinnerzielung -und der Quasi-Querfinanzierung von Journalismus. Die Annahme, das eine ginge nicht ohne das andere, wäre Selbstbetrug. Doch solche Geschäftsmodelle können Google und Facebook besser. Wenn der VÖZ so weitermacht, wird er zum Totengräber -nicht des Journalismus. Er schaufelt sein eigenes Grab.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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