Coolness des Lesens

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Der Verband Österreichischer Zeitungen VÖZ will mit einer frechen Kampagne junge Leute zum Zeitunglesen verführen.

Wer Zeitung liest, der weiß, was auf der Welt passiert und kann sich durch die vermittelte Hintergrundinformation nicht nur bilden, sondern auch lernen, große Zusammenhänge zu erkennen. Leider sind es gerade junge Menschen, die immer seltener zur (Tages-)Zeitung greifen. Deshalb startet der Verband Österreichischer Zeitungen VÖZ mit Anfang Oktober eine groß angelegte Image-Kampagne für das Zeitunglesen, die sich speziell an die Jugend wenden soll.

Dabei spielt natürlich nicht nur der Wunsch nach gebildeten Staatsbürgern eine Hauptrolle, sondern auch das Eigeninteresse: Immerhin sind im VÖZ die wichtigsten heimischen Blätter vertreten, denen - bei aller Unterschiedlichkeit - doch eines gemeinsam ist: Bereits seit Jahren führt man einen (mitunter verzweifelten) Kampf um die junge Leserschaft, mit allerlei Aktionen, Geschenken, Jugendseiten und Studenten-Abos. Die Zeitung als Infomedium kann langfristig nur überleben, wenn auch die wirtschaftlichen Bedingungen stimmen - und das gelingt nur über die Leser, vor allem über den Leser-Nachwuchs.

Um die Jungen kämpfen

Unter dem Motto "Keine Zeitung, keine Ahnung" will der VÖZ mit viel Humor für das Zeitunglesen werben. "Zeitung steht hier als Überbegriff für Printmedien und damit stellvertretend für alle Mitgliedsobjekte des VÖZ", heißt es in einer Aussendung des Verbandes. Insgesamt 15 Anzeigensujets werden in den Mitgliedsmedien des VÖZ bis Ende des Jahres geschalten, Kern der Kampagne ist ein karges Sujet mit einzelnen sinnentstellten Sätzen in Sprechblasen. "Ziel sind Jugendliche zwischen 17 und 25 Jahren", sagt VÖZ-Pressesprecher Hannes Schopf. "Die Kampagne ist schon seit geraumer Zeit geplant. Es ist die erste derartige Aktion, die sich an die Leser selbst richtet. Bisher haben wir uns bei vergleichbaren Offensiven immer an die Werbewirtschaft gewandt", sagt Schopf.

Die Ausgangslage in Österreich ist nicht unbedingt schlecht: "Insgesamt 66 Prozent der Jungen lesen Zeitung", weiß Schopf. "Entweder wir lehnen uns zurück und sagen: Das ist großartig. Oder wir versuchen, diesen Anteil auszubauen." Letzteres sei besonders in einer Zeit wichtig, in der sich mehr und mehr Gratis-Medien am Markt etablierten. Schopf: "Durch das immer breitere Angebot an Gratis-Zeitungen und Internet-Seiten kann es zu einer Veränderung des Leseverhaltens kommen."

Hintergrund: Kaufzeitungen (also die Mitglieder des VÖZ) fürchten einen dramatischen Leserschwund, wenn die Leser erst einmal beginnen, sich mit den gebotenen, zumeist dürftigen Gratis-Informationen zufrieden zu geben. "Eine Gratiszeitung kann die Leistung einer Kaufzeitung niemals ersetzen, auch das Internet kann das nicht", so Schopf. Die nun startende Kampagne soll den Jungen "in jugendadäquater Art" die Vorteile von Zeitungen schmackhaft machen. Dazu werden auch Radio-und Kinospots eingesetzt.

Medienpolitik für Zeitungen

Abseits der Jugend-Kampagne will der VÖZ nach der anstehenden Nationalratswahl auch von Seiten der Politik Veränderungen sehen: Nach wie vor hält sich beim VÖZ der Wunsch nach der Stärkung des dualen Systems, also der Koexistenz von privaten und öffentlich-rechtlichen Medien. Ein Dorn im Auge ist dem VÖZ die fünfprozentige Werbeabgabe, die Medien bei Werbeeinschaltungen entrichten müssen. "Diese Abgabe gehört endlich weg", so Hannes Schopf. "Außerdem fordern wir, dass die Medienbehörde KommAustria per Verfassungsrang unabhängig und weisungsungebunden wird", sagt Schopf. Diese Forderung rührt allerdings nicht von einer Unzufriedenheit mit der KommAustria her. "Wir waren bisher immer sehr zufrieden und haben gute Erfahrungen mit der KommAustria gemacht. Aber eine im Verfassungsrang festgeschriebene Unabhängigkeit würde künftig jegliche Debatte über angebliche Weisungen überflüssig machen".

Übrigens klopft beim VÖZ ein neues Medium an: Die Tageszeitung Österreich hat bereits einen Aufnahmeantrag gestellt, "der aber gemäß den VÖZ-Statuten erst in einem halben Jahr geprüft wird", verrät Schopf. "Das liegt daran, dass es bereits neu gegründete Tageszeitungen gab, die nach einem Monat wieder eingestellt wurden, wie etwa die Zeitung Die Sport. Seitdem haben wir für alle Antragsteller eine solche ,Quarantänezeit' eingeführt."

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