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Während sich die Zeitungsbranche weltweit über ein Ende der Anzeigenflaute freut, stehen in Österreich drei Tageszeitungen am (ungewissen) Start.

Die Zahlen lassen hoffen: Weltweit sind die Anzeigenerlöse bei Zeitungen im Jahr 2003 nach einer jahrelangen Flaute um zwei Prozent gestiegen. Täglich greifen über eine Milliarde Menschen zu einer Zeitung, wenngleich die Auflagen im Schnitt um 0,12 Prozent gesunken sind. Diese Zahlen wurden in der vergangenen Woche vom Weltverband der Zeitungen (WAN) präsentiert, die Daten dazu stammen aus 208 Ländern. Der Verband österreichischer Zeitungen (VÖZ) warnt aber vor Euphorie: "Dieser Bericht ist global angelegt, berücksichtigt nationale Entwicklungen zu wenig. In Österreich ist die Situation aufgrund der hohen Medienkonzentration schon immer ein wenig anders gewesen", meint VÖZ-Generalsekretär Walter Schaffelhofer. "Bei uns gibt es etwa keine genauen Daten über das Kleinanzeigengeschäft, dessen Einbruch weltweit zur Zeitungskrise enorm beigetragen hat." Schaffelhofer spricht aber von einer "Stabilisierung auf niedrigem Niveau", einen Aufwärtstrend kann er noch nicht ausmachen.

Drei neue Tageszeitungen?

Trotzdem ergeben sich aus dem WAN-Bericht zwei Mega-Trends: Immer mehr Tageszeitungen stellen auf ein kleineres, handliches Format um. Außerdem stieg die Zahl an Gratiszeitungen von 2002 auf 2003 gleich um 16 Prozent.

Der aktuelle WAN-Bericht kommt just zu dem Zeitpunkt, in dem es in Österreich gleich drei neue Tageszeitungsprojekte gibt.

Zumindest eines davon dürfte mit Sicherheit realisiert werden: Die Tiroler Tageszeitung (TT), deren Eigentümer Moser Holding erst im Dezember 2002 einen 65-Prozent-Anteil an ihrem Verlag von Axel Springer zurückkaufte, expandiert. Ab 25. September soll mit Die Neue eine kleinformatige Tageszeitung "für junge Menschen jeden Alters" herausgebracht werden. Besonders die "angeblichen Zeitungsmuffel zischen 20 und 40 Jahren" hat Chefredakteur Peter Plaikner, vormals stellvertretender Chefredakteur bei der TT, im Visier. "Flott, urban und kritisch" soll die neue Zeitung werden, dabei aber auch den Boulevard-Sektor bedienen. Ein Projekt, dem VÖZ-Chef Schaffelhofer "gute Chancen" gibt. "Die Macher haben große Erfahrung im Tageszeitungsbereich".

Zwei aus einem Haus

Dass das Nebeneinander zweier Zeitungen aus demselben Verlagshaus funktioniert, beweist Verleger Eugen Russ mit seinen Vorarlberger Nachrichten (75,5 Prozent Reichweite im Ländle) und dem Kleinformat Neue Vorarlberger Tageszeitung (23,7 Prozent). Für anderwärtige Platzhirsche wie die Krone bleibt da kein Platz: Nur 4,9 Prozent Reichweite hält sie in Vorarlberg. In Tirol kommt die Krone derweil noch auf 31,4 Prozent, die Mehrheit gehört aber auch jetzt schon der TT (61,7 Prozent).

Grund genug, das Modell auch in Niederösterreich anzuwenden. Der Ex-Society-Reporter Reinhard Bimashofer glaubt jedenfalls nach wie vor an sein Tageszeitungsprojekt Guten Tag, Niederösterreich, das am 16. September erstmals erscheinen soll. 16 Seiten täglich für einen Euro und mit dem Schwerpunkt auf "guten Nachrichten. Eine Zeitung, die ihre Leser auf Händen trägt", so Bimashofer. Das Problem ist die Finanzierung: Vier Wochen vor dem Start steht Bimashofer aufgrund nicht gewährter Kreditzusagen ohne Geld da. Das Land Niederösterreich hat (ob seiner engen Bindung zum Wochenblatt NÖN?) wenig Interesse an der Zeitung gezeigt und bislang keine Förderung in Aussicht gestellt. Bimashofer muss zunächst sechs Monate erscheinen, um Geld aus der Presseförderung beantragen zu können. 450.000 Euro stehen als Mindestkalkulation auf Bimashofers Rechner, Inserenten hätten allerdings vorerst nur Interesse an der Startausgabe, die an alle niederösterreichischen Haushalte verschickt werden soll. VÖZ-Mann Schaffelhofer: "Ich habe Zweifel, ob das Projekt funktionieren kann." Die erst kürzlich gegründete und nach ein paar Wochen wieder eingestellte Tageszeitung Sport hätte bewiesen, dass "man für eine Tageszeitung einen besonders langen Atem braucht", so Schaffelhofer.

U-Bahnzeitungs-Neustart?

Gerüchte ranken sich derweil um eine neue Wiener Gratiszeitung im Stile des eingestellten U-Express. Medienberichten zufolge soll das neue Blatt Heute heißen, Geschäftsführer soll Wolfgang Jansky, dereinst Pressesprecher des Wiener Wohnbaustadtrats Werner Faymann (SPÖ), sein. 130.000 Stück Auflage und 24 Seiten täglich sollen via U-Bahn-Netz vertrieben werden. Ein Vertrag mit den Wiener Linien wurde bereits unterschrieben. Die Finanzierung bleibt vorerst im Dunkeln: Hinter dem Unternehmen könnten österreichische Banken, aber auch die internationalen Gratiszeitungs-Macher Metro oder Schibsted (20 Minuten in Zürich) stehen.

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