Die Wettbewerbsbehörde genehmigt den Einstieg des umsatzstärksten Schweizer Medienhauses Tamedia bei der zweitleserreichsten Zeitung Österreichs, dem Wiener Gratisblatt Heute. Dort stockt die SP-nahe Periodika-Privatstiftung ihre Anteile zur Mehrheit auf. Herausgeberin Eva Dichand ist dann zwar nur noch die Dritte im Bunde, aber eine Lautsprecherin bei der Enquete zur "Medienförderung neu - Was braucht die Demokratie?" von Minister Thomas Drozda. Parallel zu dieser Tagung gibt die Neue Zürcher Zeitung Michael Fleischhackers Rückzug als Chefredakteur von NZZ.at bekannt. Der Kurier berichtet über den möglichen Einstieg dieser Eidgenossen beim Standard, was dessen Aufsichtsrat prompt dementiert. Inzwischen wurde das Wirtschaftsblatt eingestellt und Österreich verfügt inklusive seines einzigartigen Republik- und letzten Parteiblatts nur noch über zwölf Kauf-Tageszeitungen.
Szenenwechsel: Nach Dietrich Mateschitz, der ServusTV zusperren wollte, will Herbert Kloiber ATV verkaufen. ProSiebenSat.1Puls4 bringt dagegen mit Kabel eins Doku Austria ein weiteres Angebot auf den Markt. Wolfgang Fellner feiert zehn Jahre Österreich durch das neue Fernsehprogramm oe24.tv und bleibt Gesellschafter der führenden Magazingruppe News. Ihre Mehrheit übernahm zum Start dieses Mediensommers Horst Pirker. Seitdem hat auch der ORF eine neue alte Führung er-bzw. behalten. Im Gegensatz zu allen anderen genannten Entwicklungen wurde das jedoch der Öffentlichkeit in allen Details rapportiert, weil es den Dauerzustand der Koalitionskrise verschärft.
Die Berichterstattung von Medien über Medien leidet unter diesem Primat der Popularität, das die Rangordnung nach Relevanz behindert. In den 1980er-Jahren hieß es: Alle schauen auf das brennende Haus - nur nicht Klaus, der schaut raus. Heute ist der Journalismus weiter: Nous sommes Klaus.
Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst
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