Medien-Besitzstand

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Wie zwielichtige Konzerne große Medienhäuser in Italien, Deutschland und Österreich steuern.

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Wie zwielichtige Konzerne große Medienhäuser in Italien, Deutschland und Österreich steuern.

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MediaForEurope erhöht seine Beteiligung an ProSiebenSat.1 über 25 Prozent. Das ist formal ein gewöhnlicher Vorgang zwischen Gesellschaftern und börsennotierten Unternehmen. Ein ursprünglich italienischer Gesellschafter investiert in einen originär deutschen Konzern. Doch MediaForEurope hieß früher Mediaset und ist die Familienholding des einstigen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Den Mailändern reicht es nicht mehr, die demokratiepolitische Qualität ihres privaten und öffentlich-rechtlichen Heimat-Fernsehens nachhaltig beschädigt zu haben. Sie sehen in München den besten Hebel für ein kontinentales Medium dieser lediglich zerstreuenden Art. ProSiebenSat.1 ist einer der größten TV-Konzerne Europas. In Österreich gehört ihm die Sendergruppe um Puls 4 und ATV.

Sie sind hier Nr. 3 und 4 hinter ServusTV. Dieses Bewegtbild-Spielzeug von Dietrich Mateschitz gilt immer mehr als his master‘s voice. Das alles stärkt die Nr. 1, den ORF. Sein public value ist ein zähneknirschend akzeptiertes kleinstes Übel. Auch es unterliegt dem Eigentümer-Vorbehalt. Soeben wird sein 35-köpfiger Stiftungsrat neu bestellt. Ein Büttel der Parteien. Doch so wie hinter ORF und Privatsendern kein Gleichgewicht, aber Schrecken steht, gerät der Print-Gegenpol in Schieflage. Krone und Kurier, die größte und eine noch große Zeitung, gehören durchgerechnet schon zu 24,5 bzw. 24,2 Prozent der Signa Holding des undurchsichtigen Tiroler Immobilieninvestors René Benko.

Solche Entwicklungen sind nicht per se erschreckend, weil nicht neu. Doch in Deutschland gibt es ein Prüfverfahren zu MediaForEurope und in Bayern ein neues Gesetz zu maßgeblichen Beteiligungen. Hierzulande hingegen bleibt die ORF-Aufsicht wie immer und harrt die Medienregulierung RTR auf Ausschreibung der vakanten Geschäftsführung. Aber die Quoten von „Gute Nacht Österreich“ sind ursuper.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst.

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