
Journalistische Qualität auf der Rutschbahn
Auch in der Schweiz sind die Qualitätsbedingungen für den Journalismus alles andere als rosig. Zum zehnten Mal haben Forscher der Universität Zürich dazu ihre Befunde vorgelegt.
Auch in der Schweiz sind die Qualitätsbedingungen für den Journalismus alles andere als rosig. Zum zehnten Mal haben Forscher der Universität Zürich dazu ihre Befunde vorgelegt.
In der Schweiz ist die zehnte Ausgabe des „Jahrbuchs Qualität der Medien Schweiz“ erschienen. Dieses Jubiläum ist vielleicht die noch wichtigere Nachricht als die beunruhigenden Befunde, mit denen die Forschergruppe um Mark Eisenegger von der Universität Zürich neuerlich aufwartet. Denn in Europa ist es bislang wohl einmalig, dass über ein Jahrzehnt hinweg Forscher kontinuierlich verfolgen, wie sich in einem Land die Qualität der Medien und des Journalismus entwickelt. Einmal mehr hat die Schweiz, die nicht zur EU gehört, eine Vorreiterrolle übernommen. Was anderswo nur vermutet oder sporadisch ermittelt wird, können die Forscher als langjährigen Trend belegen: Selbst in einem reichen Land, das mit seinem Bildungsbürgertum, seiner direkten Demokratie und seinem hohen bürgerschaftlichen Engagement in einem föderalistischen Gemeinwesen in vielfacher Hinsicht eine Sonderstellung innehat, geht es mit der journalistischen Qualität langfristig bergab. Vor allem bei der Einordnungsleistung, bei der Relevanz und bei der Vielfalt der Berichterstattung hapert es – und das in Zeiten der Digitalisierung, wo hochwertiger Journalismus proliferierender Desinformation entgegenzuwirken hätte.
Fake News gratis. True News kosten
Das Kernproblem: Desinformation und Fake News gibt es gratis, solider, recherchierender Journalismus kostet dagegen Geld, und die Zahlungsbereitschaft des Publikums für Online-News ist auch in der Alpenrepublik gering. Dem durch Aufklärung entgegenzuwirken, können auch die Jahrbuch-Autoren nur versuchen. In der Schweiz scheint das immerhin partiell zu gelingen: Falschnachrichten und Desinformation sowie der damit einhergehende Vertrauensverlust in Medien und Journalismus sind in anderen europäischen Ländern, auch in Deutschland und Österreich, ein weitaus gravierenderes Problem. Die Forscher bescheinigen den Schweizer Medien – trotz des diagnostizierten Abwärtstrends – insgesamt „hohe Professionalität im Informationsjournalismus“, was „vertrauensbildend aufseiten des Publikums“ wirke.
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