Zeitungen – eine bedrohte Art

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Die FURCHE-Herausgeber

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Medien sind – im Wortsinn – Überbringer, Mittler. Sind Boten einer Nachricht, einer Information. Das „Medienzeitalter“ hat uns gelehrt: Medien sind oft noch weit mehr. Sind Regisseure, Souffleure und Skriptschreiber des politischen Lebens. Mit einem Auftrag zur Mitgestaltung von Meinungsfreiheit und Demokratie – und einem Potenzial zu ihrer Gefährdung.

Wer ist dann noch Journalist?

Was die etablierten Medien heute stärkt, ist ihre „Schleusenwärter“-Funktion: Helfer zu sein, um in der Unübersichtlichkeit unserer Zeit Wichtiges von Unwichtigem zu scheiden. Was sie herausfordert, ist die Verlockung der Internet-Revolution: Jeder Bürger künftig ein User – und Producer von Nachricht und Meinung. Gebührenfrei, ohne professionelle Standards – und in Echtzeit. Wer aber ist dann noch „Journalist“? Sind Zeitungen dann Vergangenheit? Und wer finanziert und kontrolliert Qualität im digitalen Heuhaufen?

Tatsache ist: Überzeugende Antworten auf die Online-Revolution sind noch nicht gefunden. Tatsache ist auch: In heikler Stunde stehen die Printmedien zudem vor den Folgen der Wirtschaftskrise: Leser und Inserenten sparen – und Verlage kämpfen ums Überleben. Mit dramatischen Folgen für Seriosität und Glaubwürdigkeit vieler Produkte. Auch in Österreich.

Drei aktuelle Nachrichten dazu:

• Ein neues Styria-Buch über Verleger Wolfgang Fellner (Basta, News, Österreich etc.) thematisiert die Untergrenzen journalistischer Qualität, aber auch die unselige Nähe von redaktionellen Inhalten und Werbung. Und die „Verhaberung“ von Verlegern und Politik.

• Zeitgleich dokumentiert eine neue Publizistik-Dissertation („Bezahlte Wahrheiten“ von Katja Horninger) die alltäglich gewordene Vermischung von entgeltlichen und redaktionellen Inhalten in heimischen Tageszeitungen.

• Und der wohl lästigste Kritiker von regierungsnahen Gefälligkeitsinseraten für Boulevardmedien, Andreas Unterberger, wurde zum Wochenende aus dem Chefsessel der Wiener Zeitung gekippt. Nicht unerwartet – und doch mit einer kaum zu überbietenden Stillosigkeit durchgezogen.

Zurück bleibt die Frage nach der Sicherung medialer Qualität im Land. Nach Genauigkeit, Fairness und Transparenz. Was auf den ersten Blick ein Problem des Journalismus zu sein scheint, ist in Wirklichkeit ein Mega-Problem für die Demokratie. Ohne Medien, die uns helfen, Politik und Weltläufe zu verstehen, gibt es keine informierten Wähler und keine funktionierende Demokratie.

Bald publizistisch verwüstet?

Die internationale Entwicklung zeigt, wie rasch diese Krise voranschreitet – und wie widersprüchlich die bisherigen Lösungen sind. US-Medien sperren zu – oder melden die Schließung ihrer Rechercheabteilungen; kleinere sparen an Blattumfang und Personal; kaufen „Inhalt“ billig zu. Gratismedien ruinieren den Markt. Wer sich solcher Preisgabe journalistischer Standards verweigert, hat möglicherweise Ansehen, aber schlechte Karten. Wie aber lässt sich Qualität finanziell stärken, ohne neue Abhängigkeiten zu riskieren?

Wer wagt es, das Thema unvoreingenommen und in aller Dringlichkeit aufzugreifen, ehe unser Land publizistisch verwüstet ist?

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