Es war 1992, als Bundespräsident Thomas Klestil den kühnen Versuch wagte, unsere überholte Neutralität in den "Tabernakel der Geschichte" zu verbannen. Ich war damals sein Sprecher -und prompt hatten wir allerhand zu tun, um das aufgescheuchte Land zu beruhigen: Jedermann wisse doch, musste Klestil zurückstecken, dass im Tabernakel das Allerheiligste aufbewahrt werde.Der erste Mann des Landes war von einer überparteilichen Interessengemeinschaft eingebremst worden. Und das trotz seiner starken Verfassungsstellung -und trotz seiner richtigen Überlegung: im neuen Europa könne Österreich
Es wäre übertrieben, meine Teilnahme an öffentlichen Protesten eine "Erfolgsgeschichte" zu nennen. Da war, lang ist 's her, der Salzburger Mittelschülerstreik -als Protest gegen Kürzungen im Kulturbudget. Anderntags war ausgerechnet ich auf Zeitungsfotos unseres Demonstrationszugs zu sehen. Angesichts fragwürdiger schulischer Leistungen stand mein weiterer Bildungsweg kurzfristig in Frage. Die Erlösung kam aus Wien: "Unterrichtsministerium würdigt Salzburger Schul-Protest", hieß die Botschaft, die mir alle Strafsanktionen erspart hat.Jahrzehnte später, am 15. Mai 1982: Auf der Wiener
Wir leben in einer kargen, winterlichen Zeit -für die Religiosität im Allgemeinen und für die christlichen Kirchen im Besonderen. Glaubensinhalte, Traditionen und Institutionen sind in den Schatten einer enormen Vertrauenskrise geraten. Die Stichworte dafür sind wohlbekannt: die Missbrauchsfälle im Klerus; die Enttäuschungen über römische Haltungen und Intrigen; die ökumenischen Verzögerungen und Verweigerungen -und das post-moderne Großklima zwischen Zweifel und Beliebigkeit.Das bedeutet: weg von einer Verankerung im Religiösen. Hin zur Unverbindlichkeit esoterischer
Beim Verlassen der Konzilsgedächtniskirche in Wien/Lainz flüsterte jemand: "So schön kann Gottesdienst sein!" Und tatsächlich: Die Totenmesse für Sr. Hildegard Teuschl, die "Mutter" der österreichischen Hospizbewegung, war berührend, ja unvergesslich: eine dicht gefüllte Kirche. Eine Gemeinde von Gleichgesinnten. Eine Stunde des Abschieds, in der die Dankbarkeit über die Trauer siegte. Die Dankbarkeit für ein erfülltes Leben.Von einer "tiefgläubigen und warmherzigen, einer starken Frau" war zuvor die Rede gewesen. Und von der Hoffnung, dass der Kirche auch künftig solche Frauen
Und wieder einmal: Lokalaugenschein im Oman -zusammen mit einem Kreis von FURCHE-Lesern. Für mich die x-te "Heimkehr" in ein unglaubliches Land: politisch im Auge des Taifuns -als unmittelbarer Nachbar der Tragödie im Jemen und der beiden islamischen Todfeinde Saudi-Arabien und Iran. Zudem Wächter über die schmale Einfahrt in das Welt-Erdölzentrum am Golf. Und trotzdem stabil und friedlich wie kein zweiter Staat in der Großregion. Religiös tolerant, nahost-politisch vermittelnd, ökonomisch im Übergang von einer mittelalterlichen Feudalwirtschaft zur Industriegesellschaft.Noch sprudeln
Wieder einmal hält mich der momentane Zustand von Kirche und Glauben in Atem; dieser totale Wildwuchs von Wunschbild und Wirklichkeit, von Hoffnung und Enttäuschung. Und das in belastender Gleichzeitigkeit.Da sind die 600.000 und mehr begeisterten Jugendlichen, die Papst Franziskus eben erst beim Weltjugendtag in Panama umringt haben. Wer sonst auf dieser Welt mobilisiert einen solchen Sturm des Guten? Niemand.Und zugleich ist da so viel an Schwäche und Versagen. Nur drei aktuelle Beispiele:Fall 1: Da steht ein heimischer Bischof und begabter Seelsorger im dringenden Verdacht, er habe es
Es gibt Zeiten im Leben, da werden wir von brisanten Themen buchstäblich eingekreist -sie fordern eine persönliche Gewissenserforschung. Für mich heißt die heikle Frage derzeit: Wie bin ich in meinem Journalistenleben mit der Wahrheit umgegangen -und mit ihrer kleinen, aber unartigen Stiefschwester, der Übertreibung? Habe ich unter Erfolgsdruck (und im Vertrauen, in der Außenpolitik recht unkontrolliert unterwegs zu sein) manche Ereignisse dramatisiert und zugespitzt; manches Erlebnis zu sehr mit Fantasie gewürzt? Aktuelle Gründe zur Nachdenklichkeit gibt es genug:Da ist der Fall des
Was bleibt, sind Bilder: Trump mit Nordkoreas Kim. Das steirische Hochzeitsknickserl vor dem Zaren. Alte und neue Grenzzäune in Nahost, Europa und Amerika. Und viele Klimakatastrophen.Wo Bilder aber weitgehend fehlen: von Flüchtlingen etwa, die jetzt unterwegs nach Europa scheitern. Vom Massentod jemenitischer Kinder. Auch von den Dramen christlicher Gemeinden in manchen Teilen der Welt.Und welche "großen Gefühle" bleiben von 2018? Vermutlich nicht viele. Für mich vor allem das Entsetzen über den Mord an Jamal Khashoggi. Nur einer von 94 Journalisten zwar, die im Vorjahr sterben mussten
Wieder einmal geht es auf Weihnachten zu. Und bei aller kommerziellen Banalität draußen auf den Straßen -und aller Schändung der Weihnachtsbotschaft -wächst bei vielen von uns doch die Hoffnung, dass sich der Himmel in diesen Tagen ein wenig weiter herunterneigt als sonst. Dass es uns gelingen möge, ein wenig mehr aus dieser herrischen Zeit herauszutreten und die inneren Pforten etwas weiter zu öffnen als gewöhnlich."Im Advent bin ich immer katholisch", hat der so glaubenskritische Rainer Maria Rilke einmal geschrieben. Für wie viele von uns gilt das noch?Für "meine" Mönche auf dem
Es war ein sehr würdiger, nachdenklicher und von starker Harmonie geprägter Staatsakt (sieht man von der jetzt offiziell etablierten Heimtücke gegen Kurt Waldheim ab).Die Wiener Philharmoniker spielten ihren Gustav Mahler und Beethoven himmlisch schön.Die fünf ranghöchsten Funktionäre unserer Republik (zufällig den vier großen Parlamentsfraktionen entstammend) waren in dieser Stunde ein Herz und eine Seele in ihrem Bekenntnis, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen.Die Dichterin Maja Haderlap übernahm als Festrednerin mit blitzgescheiten Worten die ihr zugedachte Aufgabe, den
Eine Woche im Krankenhaus, unmittelbar vor dem Nationalfeiertag: So viel Stolz und Dankbarkeit über unseren Sozialstaat habe ich selten zuvor gespürt. "Das Österreichische", von dem unser Bundespräsident zuletzt in seiner TV-Rede geschwärmt hat -es hat doch Vieles in unserem Land sehr gut gemacht.Aber da ist noch eine andere Spitals-Erinnerung, die mich unerwartet stark beschäftigt -auch über meine "Entlassung" hinaus: Eines Abends bin ich noch durch die schon menschenleeren Spitalsgänge gewandert und am Schlaganfall-Zentrum ("Stroke Unit") vorbeigekommen. Da hat sich im selben Moment
Eine kleine Zwischenbilanz zum aktuellen Wahnsinn: An Wiens Haustüren werden soeben 220.000 Namensschilder gegen anonyme Nummern getauscht.Alle Eingänge nach Schönbrunn bekommen jetzt Poller ("zum Schutz gegen Ramm-Angriffe"). Kärntner-und Mariahilferstraße folgen.Verkehrsfotos und Kameras auf öffentlichen Plätzen dürfen nun für Fahndungszwecke genutzt werden. Nächstes Ziel: ein Zugangsrecht der Polizei zu abertausenden privaten Überwachungskameras.Vor einem Referat, das ich kürzlich in einer Gemeinde halten durfte, wurden die Zuhörer gemahnt: Wer nicht auf ein Foto geraten wolle,
Ein strahlender Herbst-Himmel über Österreich. Im Schatten mächtiger Mauern trägt eine Hochzeits-Gesellschaft ihre Sekt-Kisten in den weitläufigen Klosterhof. Ganze Busladungen mit Kulturbeflissenen marschieren erwartungsvoll in eine Sonder-Ausstellung über Werden und Wachsen der berühmten Abtei. Und im Kreuzgang posieren Familien für festliche Erinnerungsfotos.Nur einen Steinwurf entfernt aber diskutieren engagierte Katholikinnen und Katholiken bei ihrem alljährlichen Wochenend-Treffen über die großen Ängste unserer Zeit - und die Hoffnungen, die uns Kirche und Glaube bieten
Der Lift kämpfte sich bis ins vierte Kellergeschoß hinunter. "Ah, die Kasematten -bombensicher", sagte Heinz Fischer, als wir dieser Tage in die Gewölbe des Staatsarchivs gebracht wurden. Dorthin, wo die "Wehrstammkarten" heimischer Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg aufbewahrt werden.Ein legendärer Ort rotweißroter Zeitgeschichte: Hier konnte der Profil-Journalist Hubertus Czernin Ende Februar 1986 mit ausdrücklicher Zustimmung Kurt Waldheims Einsicht in dessen Wehrmachtsunterlagen nehmen -es war die Geburtsstunde der "Causa": für die einen der Anfang vom Ende eines angeblichen
Wir leben in einem demokratischen Parteienstaat. Staatliches Handeln liegt dabei wesentlich bei politischen Interessensgruppen, über deren Stärkeverhältnisse wir Bürger in Wahlen entscheiden. Besseres ist bisher nicht erdacht worden. Denn es bündelt - jedenfalls in der Theorie - die Interessen, fördert den Wettbewerb um die besseren Ideen, erleichtert Entscheidungen, erlaubt das Wechselspiel von Regierung und Opposition usw.Aber auch die Schwächen des Systems sind offenkundig -vor allem dort, wo Politik und Medien "eklatant bis unanständig" (Helmut Brandstätter) versuchen, das
Nehmen wir einmal an, es war so: Wladimir Putin kam im Frühsommer für neun Stunden nach Wien, um dem künftigen EU-Vorsitzland die Ehre zu erweisen. Wir Österreicher mögen es ja, wenn man unserer Bedeutung ein wenig schmeichelt.Mit den Sachthemen war man an diesem 5. Juni bald fertig. Und weil die EU-Sanktionen gegen Russland (wegen des Ukraine-Konflikts) wenig Anlass zu herzlicher Vertrautheit boten, hatten die Organisatoren -Österreicher und Russen -noch einen kulturellen Höhepunkt eingebaut: die Eröffnung der Ausstellung "Die Eremitage zu Gast" im Kunsthistorischen Museum. Angeblich
Liebe Leserinnen und Leser,am Ende jeder FURCHE-Leserreise bitte ich unsere Gruppe, mir ihre Wünsche für künftige Reisen aufzuschreiben. So entsteht eine bunte Liste attraktiver Weltgegenden mit viel Natur, Kultur, Geschichte -und möglichst auch mit "Gustostückchen" abseits ausgetretener Touristenpfade. Vor allem aber: Jahr für Jahr finden sich neue Ziele, neue Länder und Kulturen. Diesmal aber ist alles anders -aus gutem Grund: Wir fahren Anfang 2019 noch einmal in den Oman!Verantwortlich dafür sind: Die Reaktionen der Mitreisenden vom vergangenen Februar - und ihre begeisterten
Als wäre die aktuelle Lage nicht spannend genug -in diesen Tagen gehen meine Gedanken genau 50 Jahre zurück in den August 1968. Atemlos hatte auch ich als junger Außenpolitik-Journalist des Kurier zuvor das Freiheitsfieber unserer Nachbarn im "Prager Frühling" verfolgt. Jetzt aber wuchs die Sorge vor dem sowjetischen Strafgericht - trotz aller KP-Bruderküsse mit den ˇ CSSR-Reformern unter Alexander Dubˇcek.Es ist hier nicht der Platz, um an die ganze Dramatik jener Spätsommer-Tage zu erinnern. Unvergesslich aber bleibt der 16. August, der Tag nach einem, wie es schien, entkrampften
Wenn es ihn denn gibt: Wie kann Gott es zulassen, dass wir leiden müssen? Es ist die Schicksalsfrage für Gläubige - und zugleich der "Fels des Atheismus". Himmelschreiend verdichtet erfahren wir davon beim "Letzten Abendmahl": Da bricht Jesus, "Sohn Gottes", das Brot mit Judas, ja er nimmt seinen Kuss entgegen -und weiß doch, dass er von ihm verraten werden wird? - Ist Widersinnigeres überhaupt denkbar? Und: Was ist die Botschaft - und wo die Gerechtigkeit? Im Rückblick ist es gar eine doppelte Passion: Die des Nazareners und später, in der Schoa, die des jüdischen Volkes.Wie kommt
Meine früheste Erinnerung geht bis April 1945 zurück. Es ist noch Krieg -und eines Nachts erlebe ich, kaum zweijährig, am Arm der Mutter, wie Lametta vom Himmel fällt. Erst viel später erfahre ich, dass Silberpapier den Kurs einfliegender Bomber stören sollte.Dann die Nachkriegs-Not - und unsere Schmuggeltouren über Staatsgrenzen hinweg. Aufregend-riskant, aber wir haben überlebt.Jahrzehnte später werden die Schlagbäume abtransportiert; aus Feinden werden Nachbarn; das größere Europa wächst - als Symbol für Frieden, Wohlstand und offene Grenzen. Als dann auch der "Eiserne
Wie quer durch unsere Parteien -ob links oder rechts, ob christlich, liberal oder sozialistisch -jetzt von einer weitgehend gleichen, rigiden Flüchtlingspolitik geträumt wird.Am vergangenen Wochenende haben wir ein Spruchband über dem Eingang unserer Kirche aufgehängt: "Wir sind keine flüchtlingsfreie Zone! Unsere Solidarität gehört den Schwächsten." Was uns dazu veranlasst hat, war die Auflösung des Flüchtlingsheims in St. Gabriel bei Wien - und die Verlegung von minderjährigen oder traumatisierten, psychisch kranken Flüchtlingen. Begründet wurde die Aktion mit "ungenügenden
Gerne würden wir genauer erfahren, was im Triumvirat Kurz-Strache-Kneissl unter 'Kurswechsel in der EU' verstanden wird und was die drei über unsere 'Mission' erzählen.Habe ich sie überhört oder überlesen? Steht sie noch bevor? Oder kommt sie gar nicht? Gespannt warte ich auf die Grundsatzrede unseres jungen Bundeskanzlers zum kommenden EU-Vorsitz. Nur noch zwei Wochen, dann ist das kleine Österreich zumindest organisatorisch die Führungsmacht dieser riesigen Union von 28 Staaten und mehr als einer halben Milliarde Menschen -des größten Wirtschafts-und Wohlstandsraums der Erde.Nein,
Sind wir nicht trotz DSGVO schutzlos (und zumeist auch freiwillig) dem Zugriff ausgesetzt: mit unseren Computern, Handys und all den Fernbedienungen zuhause?Wieviel Segen, wieviel Fluch haben wir mit der Digitalisierung auf uns geladen? Jahrelang hat mich diese Frage nicht interessiert - jetzt aber ist sie mir mächtig an den Leib gerückt. Schuld ist die "Datenschutz-Grundverordnung"(DSGVO) der EU, die eben in Kraft getreten ist. Unverzeihlich, wie wenig ich mich darum gekümmert habe, wer da in den innersten Raum meiner privaten Lebensführung vordringen konnte - und noch immer kann.Wann
Was besonders verstört, ist die Härte, mit der Donald T. von den 'Mitspielern' fordert,'Belege' für seinen Kurs zu produzieren. Das war uns bisher nur aus der Ära Bush jr. erinnerlich.Amerikas Außenpolitik entsteht seit jeher im Mit- und Gegeneinander von drei großen "Spielern": erstens dem Präsidenten samt seinem Beratergremium, dem "Nationalen Sicherheitsrat"; zweitens dem Außenministerium ("State Department") samt weltweiter Diplomatie; und drittens dem Auslands-Geheimdienst CIA als Info-Beschaffer und Interpret des gefundenen Materials.Dabei sind Kompetenzen und Personal-Reserven
Jede Wette hätte ich riskiert, ein Ende dieses erstarrten Irrsinns nicht mehr erleben zu dürfen. War doch bis vor kurzem von Atomschlägen und 'völliger Vernichtung' die Rede.Ich habe mich getäuscht - nicht nur einmal: Wenn ich nach dem bewegendsten Moment meiner Berufslaufbahn gefragt wurde, habe ich oft gesagt: "Der Besuch des ägyptischen Präsidenten Sadat in Jerusalem. Beim Feind." Und der beklemmendste Moment? "Mein Besuch in Panmunjom, Korea."Es war der 19. September 1977 spätabends. Wir standen am Flughafen Tel Aviv, als die Sondermaschine aus Kairo im Nebel israelischer
"Wie kann der Islam nicht zu einem Land gehören, in dem es eine Islamische Glaubensgemeinschaft, ein Islamgesetz gibt - und die offizielle Anerkennung seit über 100 Jahren?"Gehört der Islam zu Österreich?", wurde unsere Außenministerin gefragt. "Islam nein, Muslime ja" hat sie geantwortet - inzwischen mehrfach.Ich kenne Karin Kneissl schon lange, habe sie wiederholt um ihre Rhetorik, ihr Wissen und ihre Vielsprachigkeit beneidet - und halte sie für einen erfreulichen Zuwachs in dieser Regierung.Und ich weiß auch, wie schwierig Politik sein kann. Man ist vielen verpflichtet: zunächst
Wie schön, könnte das 70-Jahr-Jubiläum Israels auch ein Anstoß sein,
die eigene Haltung (Besetzungspolitik, Siedlungsbau, Demütigungen )
zu überprüfen und Gesten zu setzen!
"Wie befreiend war das recht idente Geschichtsbild der beiden spätgeborenen Exponenten von Kirche und Sozialdemokratie; auch ihr gemeinsames Pflichtenheft für die Zukunft!"Was müssen wir bewahren, was dürfen wir vergessen? Wieder einmal war das Thema aktuell - nein, nicht als öffentliche Debatte, wohl aber unter Historikern, Soziologen, Medienleuten. Denn das, was wir "Gedenkkultur" nennen, ist nicht unumstritten. Zum einen, weil kaum noch Zeitzeugen der Jahre 1938 bis 1945 leben -und das Thema weitgehend in die Hände von Politik und Medien gefallen ist. Zum anderen, weil immer öfter
Wie gut, in gesicherten Rechtsstaaten arbeiten zu dürfen - ohne Angst um Leib und Leben! Aber selbst da kann der Druck mächtig sein: in Form von Verlockung oder Verunglimpfung.Es ist schon lange her, aber die Erinnerung ist geblieben:An den Moment im Golfkonflikt 1987, als ich mit erhobenen Armen zitternd in Gewehrmündungen schauen musste - mit wenig Hoffnung, zu überleben.Und an den Augenblick im Sechstagekrieg 1967, als ich im Sinai nach einer Ton-Vase im Wüstensand greifen wollte - und ein Soldat brüllte, sie nicht anzufassen: in ihrem Inneren lauerte ein Sprengkörper.Als Journalist
Schnell ist da vom Turmbau zu Babel (Gen 11,1-9) die Rede, Symbol für Gigantomanie und Selbstüberhebung. Er lag einst 1000 km vom modernen Dubai entferntDas Wiedersehen war Zufall. Am Heimflug von unserer FURCHE-Leserreise in den Oman war ein Flugzeug ausgefallen -wir hatten Zeit für eine Fahrt durch Dubai.1971, vor mehr als 45 Jahren, war ich erstmals dort gewesen: damals ein Perlfischer- und Schmugglerzentrum mit Hafen, Windtürmen -und Scheich Raschid, der als schlauester Wüstenfuchs galt. Mit ihm bin ich morgens durch Dubai gefahren, wenn er - wie einst Harun al-Raschid - erkundet hat,
"Eines aber weiß ich: Dass wir auch künftig Vorbilder brauchen, dringend! Und dass genereller Argwohn nicht zur allgemeinen Befindlichkeit werden darf."Atemlos hatten wir Buben damals, im Winter 1958, Toni Sailers WM-Siege in Bad Gastein miterlebt. Und waren neugierig, als bald danach sein erster Film anlief: "Der schwarze Blitz". Da aber kam meine große Stunde: Bange habe ich damals, eben 15-jährig, vor einem Kino auf Sailer gewartet. Hatte zuvor, mein Alter verschweigend, telefonisch um ein "Interview" gebeten -und zugesagt bekommen!Unvergesslich, was dann geschah: Toni Sailer spielte
"Trumps Image als Lügner und Egomane, als Grapscher und Finanzhai, auch als psychisch defekter Dilettant und Freizeitkünstler müsste genügen, die Wähler aufwachen zu lassen."Zwei Wochen noch, dann wird wieder gewählt: zuerst in Niederösterreich, dann in Tirol, Kärnten und Salzburg. Grob gerechnet ist heuer die Hälfte der Bevölkerung Österreichs politisch im Fokus. Der neuen schwarzblauen Regierungs-Ehe unter Sebastian Kurz steht die erste Bewährungsprobe bevor.Auch anderswo werden Wahlen dieses Jahr 2018 prägen: bei unseren Nachbarn in Tschechien, Italien, Slowenien, Ungarn, in
"Viele Hoffnungen ändern sich ja im Lauf unseres Lebens; was aber bleibt, das ist ein vages Sehnsuchtsgefühl, verbunden mit der Aussicht auf 'Geschenke' aller Art."Jetzt war es also das letzte Mal: 20 Jahre lang habe ich Freunden und Bekannten einen Weihnachtsbrief geschrieben. Als Versuch, die Botschaft des Festes in den Kontext unseres Zeitgeistes zu stellen. War bemüht, nicht in ausgetretenen Spuren zu wandeln, nicht religiös zu überfordern -und nicht in Süßlichkeit zu versinken. Mehr und mehr habe ich dabei die Schwierigkeit gespürt, Brücken zwischen dem Traum von Weihnachten und
" In einer recht vorbildlos gewordenen Welt, die aus den Fugen zu geraten droht, erscheint Franziskus wie ein Hoffnungszeichen für alle Menschen und ein Geschenk des Himmels."Dieser Tage habe auch ich den Unterstützungsbrief für Papst Franziskus und seine eindrucksvoll "jesuanische" Amtsführung unterschrieben. Der Wiener Religionssoziologe Paul Zulehner hat ihn, wie berichtet, gemeinsam mit dem tschechischen Religionsphilosophen Tomás Halík formuliert und ins Internet gestellt (www.pro-pope-francis.com). Anlass waren die wiederholten Attacken jener traditionalistischen Kardinäle und
Ich meine: Die Ereignisse rund um das jüngste Wahlfinale fordern weit mehr Aufarbeitung und Überdenken als bisher. Mit dem Namen 'Silberstein' ist es nicht getan.Arztbesuche sind nicht nur medizinisch wertvoll. In den Wartezimmern liegt auch eine bunte Zeitschriften-Auswahl, die meist eine Gemeinsamkeit aufweist: Ihre Aktualität ist schon in Richtung Zeitlosigkeit unterwegs. Dafür erinnert ihre Lektüre daran, was uns erst vor wenigen Wochen beschäftigt und erregt hat. Und wie rasch sich das Rad der Zeit inzwischen weitergedreht hat.So habe ich dieser Tage, einem Zahnarzt-Termin
'Das Haus des Nachbarn ist wichtiger als das eigene.' Wer aber weiß das schon? Und wo sind Politiker, die um Lösungen ringen - und mehr tun als Angst verbreiten?Es war am Wahlsonntag vor zehn Tagen. Zufällig bin ich in den Privatsender Oe24. TV geraten -und in seine Peinlichkeiten. Hier nur drei Beispiele: "Jetzt wird es spannend - H.-C. Strache steigt ins Auto". Und: "Steiermark, das ist die Schlacht des Tages". Und: "Barbara Rosenkranz ist in Niederösterreich eine Ikone".Einmal mehr ist mir dabei die Verrücktheit dieses Wahlfinales bewusst geworden. Und die Dringlichkeit, über unseren
'Man muss aus einem sauberen Präsidenten einen schmutzigen machen': Bereits 1986, lange vor Silberstein, ist 'Dirty Campaigning' hierorts schon Wirklichkeit geworden.Was war das für ein Wahlkampffinale! Und wie wird am Sonntag die Rechnung der Wähler aussehen? Erinnern wir uns: "Politik bedeutet für mich, in Anstand miteinander umzugehen", sagte der Kanzler noch kürzlich in einer Kurier-Debatte. Und: "Wer mit Schmutz agiert, der kann mich gernhaben." Tage später zeigte sich, wie viele ihn gernhaben können.Von einer "Katastrophe politischer Kultur" war zuletzt die Rede, von
Gemeinsam haben sie ein Buch geschrieben ("Österreich für Optimisten"): Alt-HBP Heinz Fischer und Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl. Beide politisch ganz unterschiedlich imprägniert. Und doch sind sie in zwei Punkten einig: 1. Die "Große Koalition" habe jetzt "schlechte Karten", ja, stehe vor der Trennung. Und 2. Das müsse kein Drama sein, die Befürchtung einer Unregierbarkeit sei überholt.Punkt 1 sieht die Mehrheit der Österreicher und der Medien ebenso. Tatsächlich war ja die Darstellung der abtretenden Regierung grottenschlecht -und die gegenseitige Aversion der "Partner"
Zu Gast bei Goethe und Luther" wollten wir sein - und es waren dann weit mehr Begegnungen als mit diesen beiden: Wieder einmal war ich auf FURCHE-Leserreise - zusammen mit den ersten 32 Interessierten, die sich angemeldet hatten; unterwegs in der Kulturlandschaft um Leipzig und Dresden, um Wittenberg und Meißen, Jena und Weimar, Erfurt, der Wartburg und in Kathedralen und Kirchen, großen Reformations-Ausstellungen und weit mehr Geburts- und Sterbehäusern großer Deutscher als je gedacht.Es war eine Lektion für Menschen meiner Generation, die den Boden der einstigen DDR eher als
Gemeinsam sind sie damals in Brünn unter einer Platane gesessen, viele Stunden lang. Im August 1992 -vor genau 25 Jahren. Zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Václav Klaus, der neo-liberale Wirtschaftswissenschafter, damals Ministerpräsident der CSFR-Teilrepublik Tschechien, und Vladimír Mec iar, der bullige Regierungschef der Teilrepublik Slowakei. Knapp vor Mitternacht stand die Trennung der postkommunistischen "Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik" in zwei Nationalstaaten fest. Ohne jede Rücksprache bei den politischen Eliten -und ohne späteres
Die gute Nachricht: Der Anführer der Weltmacht USA ist um einiges weniger bizarr als Nordkoreas Diktator. Und nach wie vor ist er von einem demokratischen Kontrollsystem umgeben, das seine Aktionen im Ernstfall überwachen und zügeln kann.Die schlechte Nachricht: Das unmittelbare Umfeld im Weißen Haus und in der US-Administration, das Donald Trump vor sich selbst schützen sollte, hat ein "Ozonloch" bekommen: Was dieser Präsident der Welt via Twitter auf ja maximal 140 Zeichen verkündet, ist nicht nur von riskanter Spontaneität und Kürze. Es ist offenkundig sogar dem Einfluss engster
Immer wieder die Frage: Gibt es Gott? Wenn ja: Wie ist er vorstellbar? Und wie versteckt er sich vor uns? Wenn nein: Wie kommt die wachsende Schar von Nicht-Glaubenden mit ihrer Sterblichkeit zurecht - ganz ohne Auferstehungshoffnung?Vier Tage lang kamen sie jetzt in Salzburg zusammen: Theologen, Philosophen, Physiker, Astro-und Quantenphysiker, Kulturpublizisten Gläubige und Nichtgläubige. Alles Spitzenleute.Es waren die 6. "Disputationes" im Rahmen der wunderbaren "Ouverture spirituelle". Von Alexander Pereira als geistiges und musikalisches Präludium der Festspiele erdacht, vom
Haben Sie das KURIER-Interview mit Hugo Portisch zu Europa, Migration und Afrika gelesen? Unglaublich, wie optimistisch und weise der 90-jährige "Vater" des heimischen Journalismus ist! Übrigens hat ihn Wiens Uni eben als ein nationales Vorbild gefeiert - aus Respekt und Dankbarkeit für sein Lebenswerk.Während die Politik derzeit vor allem darüber diskutiert, wie Flüchtlingsschiffe im Mittelmeer blockiert und Auffanglager in Nordafrika gebaut werden könnten, hat Portisch seit Jahren für einen großen "Marshall-Plan" Europas für Afrika geworben.Sein Credo: Ja, natürlich, wir müssen
Es gibt Momente im Leben unserer Republik, da bin ich stolz auf meine Heimat. Auf den Geist des Miteinanders, über alles Trennende des politischen Alltags hinaus.Leider erlebe ich diese Momente zumeist nur bei Begräbnissen; beim Abschied von Menschen, die sich -oft erst im Rückblick eingestanden -besonders bewährt haben. Die einen Platz in unserer Zeitgeschichte finden.Alois Mock war ein solcher. Das Requiem für ihn im Stephansdom und tags darauf sein Begräbnis - sie haben alle, die dabei waren, etwas von jenem Österreich spüren lassen, von dem ich, vermutlich naiv, sehr oft träume:
Geschichte" ist ein Wort mit Doppelsinn: Geschichte als Historie - aber auch als Erzählung. Für den Autor dieser Zeilen war Helmut Kohl beides - ein Akteur der Zeitgeschichte, aber auch ein Stück eigener Erinnerung: als deutscher Kanzler, als Freund und Intimkenner Österreichs, als großer Europäer - und als Gegenüber mancher Begegnung. Unvergesslich die entspannten und doch spannenden Urlaubsinterviews mit Kohl am Wolfgangsee - politisch ein Erlebnis, körperlich eine Last: Am Schluss musste gemeinsam das Boot bestiegen werden - er redend, ich rudernd. Die Schieflage war eindrucksvoll.
Sind schon alle Facetten der aktuellen heimischen Politik analysiert und diskutiert? Vermutlich ja. Schon lange hat es nicht mehr so viel Anlass und ein so hohes Tempo an Veränderung gegeben. Eine Entwicklung, die auch den "Außenpolitiker" in mir stark in den Bann gezogen hat. Immer mit der stillen Verlockung, auch darüber nachzudenken, was ich - wäre ich noch im Dienst der Präsidentschaftskanzlei - gerne mit dem Staatsoberhaupt besprochen hätte.Die Zeit aber ist nicht stehengeblieben. Also bespreche ich es mit mir selbst - und mit den FURCHE-Lesern. In der Hoffnung auf Interesse und, wo
Jetzt also ist es für Europa Schlag auf Schlag gegangen:Ende März haben die Briten der EU ihren Austrittsbrief geschrieben. Und schon an diesem Samstag müssen die verbleibenden 27 Staatschefs in Brüssel über die Bedingungen eines Abschieds beraten. Ein Novum in der Geschichte der europäischen Einigung -und eine Mammutaufgabe: Wie hart, wie verständnisvoll soll/muss der "Brexit" sein?Am 16. April haben die Türken die Union wissen lassen, dass ihnen Tayyip Erdogans machtvolle Stabilität vordringlicher ist als eine unglaubwürdige europäische Perspektive. Dies ungeachtet dessen, was da
Was tun mit der Osterbotschaft, dem Zentrum des Christentums?
Zunehmend gilt mein Mitgefühl allen, die diese unglaubliche Botschaft
möglichst 'zeitgemäß' zu verkünden haben.
Eigentlich hätte er noch Schonfrist bis Mitte Mai. Aber das politische Washington spricht bereits von den "schlechtesten 100 Tagen aller US-Präsidenten". Tatsächlich ist die bisherige Bilanz des 45. Präsidenten Amerikas vernichtend: die Gesundheitsreform - sein zentrales Wahlversprechen -geplatzt. Der Muslim-Bann gescheitert. Seine republikanische Kongressmehrheit tief zerstritten.Auch Donald Trumps bisherige Strategie, für jedes Versagen einen Sündenbock zu präsentieren, bricht krachend zusammen. Zur Erinnerung: Warum er keine Wählermehrheit schaffte? "Fälschung!" Warum überraschend
In Washington habe ich vor gut 40 Jahren das Buch zweier Politologen gekauft: "The Irony of Democracy". Die 17. Auflage ist jetzt erschienen. Es ist ein überzeugender Beleg für einen scheinbaren Widersinn: dass nämlich die Demokratie -also die "Herrschaft des Volkes" - ohne Eliten gar nicht überleben könnte.Eliten, so heißt es da, regieren ein Land einfach kompetenter und wertebewusster,* weil sie dank Herkunft, Erziehung, Bildung und Erfahrung besser als "die Masse" wüssten, wie zerbrechlich jede Demokratie ist;* weil sie sich leichter als "das Volk" der ideologischen Verführbarkeit
Jahrzehnte sind vergangen, seit sie einst mit einem ihrer - im Ausland aufgewachsenen - Kinder nach Wien kam, um ihm die Heimatstadt zu zeigen. Im Fiaker erzählte sie vor der Karlskirche: "Da haben Papi und ich geheiratet." Was die Jugend enorm beeindruckte: "Was, so alt ist die Kirche schon ?" Elisabeth ("Sissy") Waldheim schien damals freilich nur in Kinderaugen "in die Jahre gekommen". Als österreichische Diplomaten-Gattin war sie schon früh ihres Aussehens und Charmes wegen bewundert worden -an der Seite des gewählten UNO-Generalsekretärs galt sie später weltweit als kultivierte,
Wer kann Qualitätsjournalismus messen? Im Moment wüssten es offenbar viele: Einer wie Hugo Portisch. Der eben 90-Jährige habe Grundregeln für Qualität &Anstand definiert, heißt es allerorten. An manche davon hat die FURCHE zuletzt an dieser Stelle erinnert.Und genau jetzt, da aus allen Rohren das Hohelied auf den Altmeister des Journalismus ertönt, setzt unsere Republik zum Endspurt in Sachen Presseförderung an. Ein Thema enormer Brisanz für unser Land und die Demokratie:Wie lässt sich guter Journalismus so stärken, dass er in Unabhängigkeit und Vielfalt überleben kann? Dass
Eigentlich wollte er ja flüchten - weit weg von allen Ehrungen, Interviews und gutgemeinten Zumutungen. Es ist ihm nicht gelungen. Also steht ihm in den kommenden Tagen ein öffentlicher Marathon bevor, den er mit derselben Mischung aus Pflichtgefühl und Leidenschaft absolvieren wird, wie schon in all den Jahrzehnten zuvor: Hugo Portisch wird unfassbare 90 Jahre alt. Die Republik, die Medien, die Buchhandlungen : seit Monaten laufen die Vorbereitungen, um ihn einmal mehr vor den Vorhang zu bitten. Ihn, der - allem Imageverlust des Journalismus zum Trotz - sein enormes Ansehen im Land
Die Hoffnung auf eine Vorbildfigur im Weißen Haus werden wir besser
begraben. Europa ist groß und stark genug, um seine Ziele endlich in
die eigenen Hände zu nehmen.
Ginge es nach all den Glückwünschen der vergangenen Weihnachtsfeiertage und zum Jahreswechsel - wir hätten für 2017 nichts zu fürchten. Nur Gesundheit, Glück und Segen stünden uns bevor. Und eine Zeit des großen Friedens.Wie oft sind wir zuletzt mit Zeichen der Zuneigung und der Hoffnung auf Gutes beschenkt worden! Bisweilen vielleicht nur als Ritual, oft aber auch ehrlich gemeint.Und auch wir selbst waren nicht sparsam damit, einander - im Blick auf das Kommende - viel Besinnliches, Fröhliches, Schönes, Erfolgreiches zu wünschen. Mehr noch: Wir waren bereit, in dieser Zeit die
DAS JAHR 2017 BRINGT DIE BEGEGNUNG MIT EINEM TRAGISCHEN
"GÖTTERLIEBLING", DER VIELE MILLIONEN MENSCHEN IN ALLER WELT
VERZAUBERT HAT: US-PRÄSIDENT KENNEDY WÄRE IM MAI 100 JAHRE ALT.
Wir alle wissen: Die Eigengesetzlichkeit von Medien lässt wenig Raum für das Gute. Schlagzeilen (ein enthüllender Begriff!) haben ihre eigene Dynamik - sie lieben Skandale, befördern Dunkles, bedienen Ängste.Je näher Weihnachten heranrückt, desto hilfloser steht eine ganze Profession vor den Gefühlen vieler ihrer Konsumenten: dem stillen Wissen, dass die großen Feste "von Gott gemacht" sind (Ps 118). Und der Erkenntnis, wie sehr unsere auf das Ego, den Einzelkämpfer getrimmte Zeit letztlich das Miteinander ersehnt.Gerade deshalb erzähle ich im Advent gerne von Lebenserfahrungen, die
Bald sind sie weniger lustig: Die T-Shirts mit der Aufschrift "Ich war dabei -Bundespräsidentenwahl 2016-2020!" Alle Eide haben die beiden Kandidaten zuletzt geschworen, auf künftige Einsprüche zu verzichten. Der längste Wahlprozess der II. Republik geht Sonntag zu Ende. Eine schwere Geburt!Ob er, wie VfGH-Präsident Holzinger anlässlich der Aufhebung am 1. Juli verkündet hatte, "das Vertrauen in Rechtsstaat und Demokratie stärken" konnte, bleibt umstritten. Und ebenso, wer die Verantwortung für das Schlamassel trägt: die Wahlleiter und -beisitzer? Das Wahlvolk, das mit seinem so
Es war ein intensives Leben als außenpolitischer Journalist. Und doch hat mich das Urteilsvermögen in zwei Schicksalsstunden völlig verlassen:am 9. November 1989, als die Berliner Mauer einstürzte;und am 9. November 2016, als Donald Trump zum 45. US-Präsidenten gewählt wurde.Zweimal schien mir der totale weltpolitische Wandel unvorstellbar.Dabei waren mir beide Schauplätze nahe: der Eiserne Vorhang samt den KP-Regimen dahinter. Und das große Amerika mit seinen Wahlkämpfen und Siegern, seinen Träumen und Wirklichkeiten.Welch unterschiedlichen Klang hatte dieses "Amerika" in meinem
Noch eine Woche, dann weiß die Welt, wer künftig die Führungsmacht des Westens regieren wird. Ganz im Zeichen dieser verstörenden Wahl steckte am vergangenen Wochenende ein kleiner Kreis von Amerika-Kennern in Wien die Köpfe zusammen, um eigene Erfahrungen und Erwartungen mit jenen der anderen zu vergleichen: Wie konnte diese große, an Ressourcen überreiche Nation in so schauerliche politische Abgründe geraten? Wieviel an Kraft kann die/der Neue jetzt noch ins Amt mitnehmen, um in einem polarisierten Land und in den großen Krisenherden zu bestehen? Und:Welches Vermächtnis wird von
All jene, die den Sturmlauf zur islamischen Eroberung Europas
fürchten, werden es schaudernd zur Kenntnis nehmen: An den
Sprachschulen boomen die Arabischkurse.
Es wäre das Wochenende der Entscheidung über den nächsten Bundespräsidenten gewesen -beinahe. Nichts ist daraus geworden. Was blieb, war ein letzter Spätsommertag. Geschenkte Stunden, auch für ein Geburtstagsfest in den Wiener Weinbergen. Im Zentrum stand einer, der das Zeug gehabt hätte, ein Präsident zu werden: Franz Fischler, Tiroler, Österreicher und Europäer, feierte seinen siebzigsten Geburtstag.An seinem Heurigentisch war - und das hat diesen Abend für mich so wertvoll gemacht - ein Geist von jenem Österreich spürbar, der uns nicht verloren gehen darf: Da saß ein früherer
Was der Zufall alles vermag: Zeitgleich mit den Schlagzeilen "Wie links ist Kern?" wird jetzt im Wiener Museumsquartier die Ausstellung "What is left?" eröffnet. Ein Nachdenken in Bildern, was von den einstigen Utopien und linken Bewegungen gültig geblieben ist.Was aber ist heute noch links, was "bürgerlich" und was rechts? Wo schimmert bei unseren Parteien noch die alte Erkennbarkeit durch: das Sozialdemokratische (Solidarität, Gerechtigkeit, auch "Eintreten für Integration und Zuwanderung")? Das Christlich-Soziale ("dem christlich-humanistischen Menschenbild verpflichtet")? Und das
Als ihn jetzt seine Pfarren feierten - genau zur Stunde, zu der Mutter Teresa in den Kreis der Heiligen erhoben wurde -, da ließ Jakob Mitterhöfer ganz ausnahmsweise etwas von seinem spannenden "Vorleben" spüren: Er erzählte von Begegnungen mit dem "Engel von Kalkutta". Gemeinsam seien sie einmal durch eines ihrer Sterbehäuser gegangen. Wie Teresa denn so viel Schreckliches ertragen könne, wollte er dabei wissen. Ihre Antwort machte ihn sprachlos: "Es ist ja auch etwas Schönes im Leid -so wie im Kreuz Christi!" 28 Jahre lang war der aus dem burgenländischen Forchtenstein stammende
Unterwegs im Auto höre ich wieder einmal Von Tag zu Tag (Ö1): Ein Spiegel-Redakteur stellt sein jüngstes Buch vor: "Panikmache". Das Thema: Eine "Angstlähmung" habe Europa erfasst, auch Österreich. Innerhalb von nur zwei Jahren hätten sich die Zukunftsängste der Bevölkerung mehr als verdoppelt. Und das, "obwohl wir die reichste, gesündeste, langlebigste Generation der Menschheitsgeschichte sind". Mehr noch: Nahezu alle Verbrechensraten (auch Mord und Vergewaltigung) seien rückläufig.Was also löse unsere Angstschübe aus, wird der Autor gefragt. Natürlich der Anschlag von 9/11 und
Die Gabe der Prophezeiung gehört nicht zu meinen Talenten. Alle großen Ereignisse der vergangenen Jahrzehnte, einschließlich des Zusammenbruchs der KP-Diktaturen, kamen für mich recht überraschend.Zuletzt aber war ich doch sicher: Nach dem jüngsten Türkei-Schwenk würde unsere politische Führung auch das Reizthema "Burka" nicht mehr dem rechten Lager überlassen. Und so ist es auch gekommen. Zu groß scheint die Verlockung, in Vorwahlzeiten ganz nah beim Volk zu sein.Und wieder einmal ist es der Islam, der uns über Grundrechte nachdenken lässt: Jahrelang, von den Mohammed-Karikaturen
50 Jahre nach dem Berliner Mauerbau driftet Europa erneut auseinander, nicht mehr politisch/militärisch, aber mental. Die alten EU-Großerfolge (Frieden, offene Grenzen, gemeinsamer Markt, Einheitswährung) genügen als Kitt offenkundig nicht mehr.Lange haben wir die "versöhnte Verschiedenheit" als das eigentlich Verbindende Europas gerühmt. Heute müssen wir fragen: Wie viel an Pluralität hält der Mensch aus, ohne an seiner Sicherheit zu zweifeln? Und wie viel an Normierung erträgt er, ohne seine Eigenart zu verlieren? Vor allem aber: Welchen "Überbau" sucht dieser Kontinent, der eint,
Damit es in Österreich niemals an Männern fehle, die mit den Türken, Persern und Arabern sprechen, die Gesetze des Friedens festlegen und Handelsverträge abschließen können": Mit dieser Widmung ließ Kaiserin Maria Theresia 1754 die Wiener "Orientalische Akademie" (heute "Diplomatische Akademie") errichten. Und dazu noch ein "Sprachknabeninstitut" in Istanbul eröffnen, Vorläufer des heutigen St. Georgs-Kollegs.Dahinter stand die Erkenntnis: Wo zwischen Osmanischem Reich und Habsburger-Monarchie nach furchtbaren Konflikten nichts mehr zu gewinnen war, da setzte die Kaiserin auf mehr
Salzburgs "Ouverture spirituelle" begeisterte mit Sakralmusik des
östlichen Christentums - und tiefen Einblicken in die Geistesund
Glaubenswelt der Orthodoxie. Eine Intensivbegegnung mit der Vielfalt
einer nahen und doch fremd gewordenen Kirche.
Dieser Tage hat mich in meiner Hausbank ein Trupp Arbeiter überrascht. In den Kassenraum war eben eine Glaskoje eingebaut worden -eine "Selbstbedienungszone mit Bildschirm-Beratung". Seither kann man seine privaten Geldprobleme digital besprechen. Denn das Bankpersonal wird künftig nur noch an drei Werktagen pro Woche anwesend sein -an den anderen Tagen werkt es in einem Nachbarort. Die Bank spricht von "zeitgemäßen Öffnungszeiten", damit die Einsparungsziele des Unternehmens erreicht werden können. Früher gab es in unserer Gemeinde sogar eine zweite Bankfiliale.Sie ist zugesperrt. In
Acht Gründe, die den "Brexit" besiegelt haben, sind von der BBC ermittelt worden. Darunter finden sich: der Bruch zwischen städtischen (für ein Verbleiben) und ländlichen Wählern (gegen die EU). Auch die Kluft zwischen Jung (für) und Alt (gegen). Dazu das emotionelle Thema "Einwanderung". Auch die verlorene Glaubwürdigkeit der politischen Führung. Und die traditionelle Distanz zum europäischen Projekt.Beim Lesen dieser Gründe ist mir rasch die Parallelität zu unserer Bundespräsidentenwahl aufgefallen. Alle genannten Themen sind auch bei den Wählergruppen für und gegen Van der
Wir hätten es wissen müssen: Im Vorjahr haben wir - die FUR-CHE-Redaktion, mein Mit-Herausgeber Wilfried Stadler und ich - jenen runden Geburtstag Gerda Schaffelhofers gefeiert, der auf einen absehbaren Ruhestand hätte hindeuten können.Davon aber war keine Rede, im Gegenteil: In Festtagslaune haben wir über einen geheimen Notariatsakt gescherzt, der ihren Eintritt in das "dritte Lebensalter" synchron mit der Emeritierung von Bischöfen festlegen würde - also frühestens mit 75 Jahren. Das klang beruhigend.Jetzt hat uns die Nachricht ganz unerwartet getroffen: Die langjährige
Bald sind 20 Jahre vergangen, seit in Österreich ein Stück Kirchen-und Weltgeschichte geschrieben werden sollte - und dann doch nicht geschah. Im Stift Heiligenkreuz bei Wien war 1997 eine Begegnung der drei höchsten Autoritäten des Christentums geplant. Angekündigt waren Papst Johannes Paul II., der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. (als Ehrenoberhaupt der Welt-Orthodoxie) - und Patriarch Aleksij II. von Moskau (nach Ende des Kommunismus der machtvollste Kirchenführer im Osten).Bundespräsident Thomas Klestil wurde gebeten, das geplante Versöhnungswerk eines
Nur drei Tage noch, dann gehen wir wählen. Stichwahl ist. Hinter uns vier Wochen Intensiv-Wahlkampf. Zu kurz? Zu lang? Wohl beides zugleich. Belastungsgrenzen sind deutlich geworden:Belastung der Wähler, die sich in kurzer Frist zu Hunderttausenden politisch neu entscheiden müssen.Belastung der Kandidaten, zuletzt vor allem geistig-nervlich. Es war spürbar.Und Belastung des Amtes, um das es geht - in seinen Möglichkeiten und Grenzen. Es fordert weit mehr Erfahrung und Charakter, als große Worte. Experimente mit "obersten Reformern" gehen meist schief. Demokratische Reform braucht
Mit "Athos - im Jenseits der Welt" dringt der Kinofilm in die
Mönchsrepublik vor - gewaltig und auch gewaltsam. FURCHE-Herausgeber
Heinz Nußbaumer, Athos-Pilger seit mehr als 30 Jahren, über den
Versuch, eine stille Innenwelt für großes Publikum erreichbar zu
machen.
Kaum war der Wahlsonntag vorbei, kamen erste Nachfragen: ob ich einem Personenkomitee beitreten würde. Jede Unterstützung sei gefragt, um einer "Dritten Republik" zu entgehen.Zunächst habe ich mich an die alte Regel erinnert: Journalismus (möglichst unabhängig) und politisches Bekenntnis (möglichst öffentlich) passen schwer zusammen. Medienleute haben ja das Privileg des gedruckten Wortes.Aber genügt das in diesem Fall? Genügt es angesichts der jetzt drohenden Perspektive - und meiner Erfahrungen mit dem Präsidentenamt?Fest steht jedenfalls: Das Ergebnis des ersten Durchgangs der
Unser politischer Wettstreit braucht dringend diese Stimme der
Orientierung und Besonnenheit. Diesen Impulsgeber und Mahner - mutig,
ohne aber selbstherrlich zu sein.
Wer denn meine politischen Vorbilder seien, bin ich dieser Tage wieder einmal vor Kameras gefragt worden. Eine Antwort darauf fällt mir nie leicht - gerne weiche ich in die ferne Vergangenheit aus. Unsere Mediengesellschaft tut sich ja schwer damit, noch lebende Positiv-Gestalten zu stützen und über längere Fristen auch bestehen zu lassen. Wer weiß schon, was über sie noch ans Licht kommt. Die Zeit großer Idole ist - gottseidank - ohnedies vorbei. Und manchmal erkenne auch ich erst angesichts einer Todesnachricht, welch geschichtsprägend positive Persönlichkeit da unter uns war.Drei
Noch immer tun sich die Klöster am Berg Athos, Zentrum der christlichen Ostkirchen, recht schwer mit uns katholischen Pilgern. Die Wunden einer tausendjährigen Trennung sind längst nicht verheilt. Und doch: Wenn aber der Abt "meines" Klosters dort hohe Geistliche empfängt, dann stellt er mich gerne lächelnd als "Krypto-Orthodoxen" vor. Als einen stillen Glaubensbruder.Anfangs hat sich mein katholisches Herz dagegen gewehrt. Inzwischen träume ich davon, möglichst viel vom Reichtum aller großen Konfessionen des Christentums in mir zu entdecken.An der Orthodoxie etwa fasziniert mich
Angela Merkel - welch ungleiche, ja unversöhnliche Gefühle löst dieser Name derzeit aus: Für die einen ist sie ein Solitär christlicher Werte; die letzte Moralistin im Europa neu entdeckter nationaler Interessen. Eine Kandidatin für den Friedensnobelpreis.Eine "Volksverräterin" ist sie für andere, getrieben von staatsgefährdender "Mitleidsmoral". Als "wahnhafter Gutmensch" stülpe sie eben das hochexplosive Potential des Orients über ihr Land und ihren Kontinent. Sei sie letztlich Schuld an Masseneinwanderung, schleichender Islamisierung und der bisher schwersten Bedrohung
Seit Wochen war klar: Die Bundespräsidentenwahl wird ein "Lagerwahlkampf" um die Flüchtlingsfrage werden. Das ist - trotz aller Fairness-Gelöbnisse - nach wie vor ein sicherer Tipp. Nur: Die Kandidaten haben es derzeit Tag für Tag schwerer, ihre "Gegner" ausfindig zu machen.Wo sich zunächst der Blick auf ein weites Feld inhaltlicher Differenzen öffnete - von der "Willkommenskultur" bis zur Forderung, unsere Grenzen dicht zu machen -da ist das Spektrum politischer Positionen inzwischen eng, ja, vielfach nur noch schwer erkennbar geworden.Die Gründe dafür sind wohlbekannt: der Terror von
Darf unsereiner die eigene Zeitung loben? Gelegentlich ja. Das Schwerpunkt-Thema der vergangenen Woche ("Politik in Fesseln") hat das akute Dilemma der heimischen Politik beeindruckend deutlich gemacht. Umdrängt von Wutbürgern, "Shitstorms", medialem Misstrauen und - mit der Flüchtlingsflut - der größten politischen Herausforderung seit Jahrzehnten, ist das politische Geschäft zuletzt mehr denn je ins Abseits geraten. In der Vertrauens-Hierarchie liegt die Politik vielleicht sogar hinter dem Journalismus (was kaum noch denkbar erscheint).Von "Kontrollverlusten und Ohnmachtsgefühlen"
Wo George Weidenfeld Gutes sah, unterstützte er es mit Stiftungen. Wo
er Intoleranz, ja Hass fand, bekämpfte er es. Unvereinbar Scheinendes
brachte er zusammen
Das Rennen um die Hofburg ist eröffnet - im Sechs-Jahres-Rhythmus finden Amt und Bewerber plötzlich ein Maß an Aufmerksamkeit, das ihnen dazwischen vielfach versagt bleibt.Auch ich bin in diesen Tagen von Medien befragt worden: Wie wichtig ist dieses Amt? Was braucht unser Land? Wer wäre geeignet? Ich habe versucht, das Anforderungsprofil aus persönlicher Erfahrung nachzuzeichnen: Weltoffenheit und Heimatliebe, Verfassungstreue und Überparteilichkeit, Autorität und Vermittlungstalent, Charakterstärke und und ...Ein "Bauchladen" von Rechten, Pflichten und Talenten.Ein weiteres
Und es begab sich, dass in diesen Advent-Tagen ein elitärer Kreis von Professoren und Forschern - Aufgeklärtheit pur - in Wien zusammenkam. Abseits der Öffentlichkeit war der Flüchtlingsstrom samt Massenmigration das Thema. Vor allem aber waren es die möglichen Folgen für unsere nationale Identität, unsere Sicherheit und unsere Werte. Was mich beim Zuhören sosehr verblüffte, war das Ausmaß der Ängste - selbst unter Intellektuellen - und die gemeinsame Sorge vor dem Verlust "christlicher Werte". Am Horizont drohte - wörtlich - eine Zukunft "ohne Nikolaus und ohne Weihnachten".
Ich wollte es besonders attraktiv machen. In meiner Gemeinde hatte ich zu einem Umweltabend eingeladen. Hatte große Plakate gedruckt ("Die Erde klagt uns an!"), hunderte Flugzettel verteilt, eine höchst angesehene Referentin gewonnen. Klimawandel war mein Thema -zehn Tage vor dem Klimagipfel in Paris.Am Abend des Vortrags aber hätte ich mich gern vor Scham verkrochen: 25 Menschen waren erschienen. Nie zuvor hatte meine Veranstaltungsreihe so wenige Besucher.Zum Auftakt des Pariser Gipfels haben Umwelt-Aktivisten dann ihre Anliegen weltweit auf die Straße getragen. Hunderttausende waren
Es ist also bald so weit: Der Advent beginnt, das Warten auf die "Ankunft des Herrn". In vier Wochen wird es heißen: "Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt."Vermutlich war es dieser zeitliche Zusammenhang, der mich dieser Tage so berührt hat, als einer der interdisziplinär aktivsten Geister unseres Landes - ausgebildeter Pharmazeut, Mediziner, Philosoph, Theologe, geweihter Priester und Universitätsprofessor für Ethik - über neue Fragen am Lebensanfang berichtet hat.Wie nie zuvor ist mir dabei die enorme geistige und "technologische" Kluft deutlich geworden -zwischen den
Auf die alte Pilatus-Frage "Was ist Wahrheit?" hat sich, beinahe 2000 Jahre später, der deutsche Dramatiker Bert Brecht mit einer Antwort gemeldet: "Wahrheit ist ein Kind der Zeit".Dass mir beide Zitate jetzt durch den Kopf gehen, hat seine Gründe: Ich bin mir in der Flüchtlingsfrage der eigenen "Wahrheit" nicht mehr sicher. Das könnte mit dem Zeitablauf zu tun haben. Und zudem mit einem Phänomen, das meines Wissens noch nicht philosophisch beackert ist: Wahrheit ist auch ein Kind der Dimension. Was das heißt? Als der Massenandrang Flüchtender unsere Grenzen erreichte, war mein Herz -
Besorgt schrieb jüngst ein Leitartikler: "Unser Kleinstaat schwebt orientierungslos durch den europäischen Kosmos" und warf dann gleich brisante Fragen auf: Wie viel nationalen Spielraum lässt uns das europäische und globale Umfeld noch? Wie viel an Veränderung und Bewahrung brauchen wir, um in turbulenten Zeiten wir selbst zu bleiben? Wer sind die politisch lebendigen Kräfte in unserem Land? Vor allem aber: Was prägt Österreichs Identität? Denn: "Unabhängigkeit und Neutralität können nicht reiner Selbstzweck sein. Staat und Behörden brauchten zu ihrer Legitimation eine Art
Die beiden Gesichter: wie Boxer vor dem Kampf. Der Schauplatz: das UN-Hauptquartier, der neutralste Boden. Der Zeitpunkt: erstmals nach zweijähriger Dialog-Verweigerung. Und nach dem Gespräch: "fundamentale Differenzen bleiben".Ist ein tragischeres Bild unserer globalen Realität denkbar, als die jüngste Begegnung Obama-Putin? Inmitten der sicherheitspolitisch schwersten und opferreichsten Krisen seit Kuba 1962 (Syrien, IS, Ukraine, Handelskrieg, Flüchtlingsströme, Raketenaufrüstung ) bleibt jede Hoffnung auf Verständigung der großen Rivalen außer Sicht. Zu sehr regieren
Ein Freund hat Post erhalten, aus dem Libanon: "Toll", steht da, "unsere Zeitungen sind voll über euch Österreicher. Danke für eure Hilfsbereitschaft!"Dickes Lob gerade aus jenem Land, das die schwerste Last des Dramas in Syrien und im Irak zu tragen hat. Und das nahe daran ist, an dieser Last zu zerbrechen - auch mangels Geschwisterlichkeit einer desinteressierten, zerrissenen Welt.Aber es stimmt: Was Österreicher (und unsere deutschen Nachbarn) in diesen Wochen leisten, ist herzerwärmend. Das enorme Ausmaß an Mitmenschlichkeit in den ersten Tagen offener Grenzen hat auch im jüngsten
Sie haben schlechte Karten derzeit: die heimische Politik und das Euro pa der EU. Schwer lasten brisante Probleme auf ihnen: Flüchtlingsdramen und Griechenlandhilfe, Finanzkrise und Jobverluste, die Rückkehr des Krieges nach Europa usw.Die Überforderung ist offenkundig - in wachsenden Wähler-Randgruppen verstärkt sich zudem der Vorwurf einer "Preisgabe der Heimat" an eine bedauernswerte, aber letztlich doch kulturell unakzeptable muslimische Menschenflut.Glaubt man den Umfragen, dann wird der jüngste Erfolg nationalistischer, antieuropäischer Parteien in Europa auch an Österreich nicht
Eigentlich ging es um den Hinduismus - bei der "Ouverture spirituelle" der Salzburger Festspiele standen heuer die beiden Extrem-Bilder vom riesigen Indien zur Diskussion: hier Kernland asiatischer Mystik und Lebenskunst, dort Welt-Zentrum von Massenelend und ökologischer Apokalypse.Aber inmitten einer Diskussion über indische Spiritualität und Kunst gewann eine ganz andere Frage an Interesse: Macht uns Kunst, Musik vor allem, eigentlich zu besseren Menschen?Nein, sagten die einen - im besten Fall erweitere sie unsere Emotionalität. Aber ja, sagte ein anderer prominenter Wissenschafter -
Der Journalist als "Gatekeeeper", als "Torwächter": Einer, der Wichtiges und Richtiges zum Leser/Hörer/Seher durchlässt, Irrelevantes aber verwirft. So haben wir es noch gelernt.Dann kam das digitale Zeitalter - und mit ihm die Verlockung: Jeder "User" kann nun Öffentliches kommentieren und Privates öffentlich machen; kann "posten" (deponieren), auch "liken" (bestärken) oder seinen "tweed" (Gezwitscher) zur globalen Polyphonie hinzufügen.Das hat sein Gutes: Dem Internet ist ein Siegeszug von Redefreiheit und Meinungs-Pluralismus zu danken. Wo etablierte Medien nicht hinleuchten, auch da