Vom Glauben und Zweifeln

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Noch immer tun sich die Klöster am Berg Athos, Zentrum der christlichen Ostkirchen, recht schwer mit uns katholischen Pilgern. Die Wunden einer tausendjährigen Trennung sind längst nicht verheilt. Und doch: Wenn aber der Abt "meines" Klosters dort hohe Geistliche empfängt, dann stellt er mich gerne lächelnd als "Krypto-Orthodoxen" vor. Als einen stillen Glaubensbruder.

Anfangs hat sich mein katholisches Herz dagegen gewehrt. Inzwischen träume ich davon, möglichst viel vom Reichtum aller großen Konfessionen des Christentums in mir zu entdecken.

An der Orthodoxie etwa fasziniert mich vieles: Die Schönheit ihrer Liturgie und Mystik. Die Welt der Ikonen und Hymnen auch. Vor allem aber die Strahlkraft von Ostern. Weit mehr als wir im "Westen" sind die Kirchen des Ostens geprägt vom Geheimnis der Auferstehung. Und weit weniger als wir, die "Lateiner" und "Reformierten", von Leidensmystik und Opfertod.

"Christus ist auferstanden" werden Millionen Orthodoxe einander in dieser Osternacht wieder einmal zurufen. Und tausendfach wird diese zentrale - und schwierigste - Botschaft des christlichen Glaubens auch heuer wieder die großen Stadt-Autobahnen östlicher Metropolen überspannen. Auch im post-kommunistischen Moskau.

Wer je die Auferstehungsfeier in einer orthodoxen Dorfkirche miterlebt hat, der kennt vielleicht auch diesen Augenblick, wenn Gläubige auf ihr mitgebrachtes Küchengeschirr einschlagen - um so an jenen Moment zu erinnern, als Christus einst "die Ketten des Todes zerbrach".

Geheimwissen aus dem kreativen Dunkel

Wie niemals sonst, wird in diesen Momenten die tiefe Bruchlinie zwischen den beiden großen "Lungen" deutlich, aus denen die Christenheit noch immer atmet:

Hier, bei uns, das Oster-Wochenende als kaum noch religiös geprägtes Symbol des Aufbruchs aus Wintermüdigkeit und Erstarrung. Handfeste Diesseitigkeit auch für die Mehrzahl getaufter Christen.

Dort aber der Jubel über Auferstehung und Unsterblichkeit, die auch uns zugesagt ist. Ein Glaubensfest jenseits aller menschlichen Erfahrung. Geheimwissen aus dem kreativen Dunkel.

"Ist aber Christus nicht auferstanden", schreibt der Apostel Paulus, "so wäre unser Glaube nichts." Da bleibt kaum Platz, sich durchzuschwindeln.

Kardinal König, an dessen zwölften Todestag wir uns soeben erinnert haben - er hat dem Zweifel an der Auferstehung wenig abgewinnen können. Immer wieder hat er daran erinnert, wie schnell sich die Jünger Jesu nach der Kreuzigung enttäuscht verabschiedet hatten. Und wie sie dann, begeistert vom Ostergeschehen, Verfolgung, Marter und Tod auf sich genommen hatten, um den Auferstandenen zu bezeugen. Für eine bloße Vision? Was diesem umfassend gebildeten Geist Franz König die Auferstehung persönlich bedeutet hat, das steht am Ende seines Testaments: "Mein Wunsch ist nur: an meinem Sarg die Osterkerze nicht zu vergessen ..."

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