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Die Nachfolge

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Allmächtiger, ewiger Gott! Du hast gewollt, daß unser Erlöser Mensch werde und den Kreuzestod erleide, um dem Menschengeschlecht ein Beispiel der Demut zur Nachahmung zu geben; so verleihe uns gnädig, daß wir uns an das Vorbild Seines Duldens halten und an Seiner Auferstehung teilzunehmen verdienen.

(Kirchengeber VOM 2. Passionssonntag oder

Palmsonntag.)

Der Christ steht seit dem Passionssonntag in den drei Wochen des zentralen Heiligtums seines Glaubens, in dessen Allerheiligstes er in der Feier der „Grofjen Drei Tage” und der Osternacht einzutreten gewürdigt wird. Es ist nur recht, dafj in den (eierlichen Gebeten dieser hoben Zeit alles zu- rückfritt, was subjektiv und zeitgebun- den ist und ablenken könnte von dem Einen und Notwendigen. Alles, wovon in der abgelaufenen Fastenzeit die Rede war, richtete sich zum gröfjten Teil an die sittliche Entscheidung, den Willen des einzelnen. Und wer wollte, konnte in dieser Schule der Bufje und des Gebets in gewissem Sinn vorankommen. Jetzt aber steht er vor Toren, die nur noch die Gnade öffnen kann. Ein einziges Gebot gibt die Kirche ihren Kindern für diese Tage mit auf den Weg: Christum, den „neuen Menschen” (Eph. 4, 23), anzuziehen, sich auf diesem im Mysterium der Osterrf sinnbildhaft-real vollzogenen Weg über den Tod zur Auferstehung ganz und gar dem Voranschreitenden zu überlassen. Es gibt keine andere Feier der Ostern als die im Gefolge Christi. Gewifj: das alles, was wir bisher taten, war natürlich und vielleicht auch übernatürlich gut und recht. Die In- zuchtnahme des Willens, das Abstandgewinnen der Askese, die innere und äufjere Entschlackung, die schweigende Besinnung. Jeder hat das zu tun versucht, so gut er es eben in dieser so ablenkenden und zerfasernden Zeit konnte. Und die meisten von uns haben sich auch Mühe gegeben, nicht wie die Pharisäer zu fasten, In selbstgefälligem Tugendstolz, in Enge und Abschliefjung von den Bösen „da draufjen”, die recht ungeniert ihrem gewohnten Alltag nachgingen. Aber das alles wäre auch in einem geläuterten Heidentum möglich. (Die Jogapraxis ist bestimmt noch konsequenter und durchgreifender als das christliche Fasten, selbst wenn mein dieses ernster nimmt.) Aber das Gebet dieses Sonntags spricht das eigentlich Christliche aus: Nur im Hinblick auf diese Einung, nur um des Fähigwerdens für diesen österlichen Weg willen, hat das Fasten einen Sinn gehabt. Wir konnten uns die Gnade mit dem Fasten allein nicht verdienen oder erzwingen. In einer seiner grofjen Osterpredigten sagt der heilige Kirchenvater Johannes Chrysosfomos, dafj jetzt wohl alle, die das strenge Fasten gehalten haben, ihren Lohn, den biblischen „Denar”, empfangen sollen, aber letzten Endes auch die, die nicht gefastet haben. Die Nachfolge Christi, die „Nachahmung”, von der das Kirchengebet des alten Palmsonntags spricht, ist das einzig Entscheidende. Wir laufen alle Gefahr, dies aus dem Auge zu verlieren: nicht nur die, die jetzt zu ihren Urlaubsreisen aufbrechen und die hohen Tage irgendwo auf einer Berghütte oder zur See verleben werden, weif entfernt von einer Kirche, auch die, die zj Hause bleiben und im äufjeren Brauchtum, in Traditionen selbst christlicher Art, aufgehen. Sie alle sollen den wichtigen und einzig entscheidenden Schritt in diesen Tagen vollziehen: den absoluten und vollständigen Schritt der Nachfolge, des Bei-Christus-Seinwol- lens. Die Liturgie der Ostertage hat in ihrer neuen Form den Blick auf diesen wesentlichen Kern freigelegt von vielen Vorstellungen und brokatenen Verschleierungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte davorgeschoben hatten. Leichter ist es geworden, diesen Christvollzug der Ostern in der Gemeinschaft des Gottesdienstes zu begehen, als noch vor ein paar Jahrzehnten, da man die Verrichtungen der Kartage ehrfürchtig - distanziert „Zeremonien’ nannte und den Priestern überließ. Weit sind die Tore heute geöffnet. Nur eines müssen wir selbst tun: diesen Schritt der Hingabe. Wir brauchen ihn uns nicht als etwas Schweres, nur dem Mystiker Vollziehbares denken. Dieser Schritt selbst ist ja schon Gottes Werk und Gnade. Nur bereit sein, wirklich bereit sein für den Ostergang durch das Grab zum Licht müssen wir.

Nach einer mehrwöchigen Reise durch Europa hat der Erzbischof von Kabgayi in Ruanda, MsgT. Andrė Perraudin, in einem Schreiben seine ernsthafte Beunruhigung über die Zukunft der Kirche in Afrika ausgesprochen. Man sei in Europa zuwenig aufgeklärt über die Verhältnisse in Afrika, schreibt der Erzbischof. Die Europäer seien edelmütig, aber sie verstünden den Kampf nicht, der in Afrika im Gange ist. Man solle einen Kreuzzug ausrufen, schreibt der Erzbischof. Einen Kreuzzug des Gebets, des Opfers und der Priesterberufe. Mit den Priestern, die Afrika jetzt hat, könne man diesen Erdteil nicht retten. Hilfe in einem Geist echter Katholizität sei dringend notwendig.

Während der Karwoche findet im Stift Admont das V. Internationale Medizinertreffen statt, das vom „International Medical Congress of Austria” organisiert ist. Es beschäftigt sich mit dem Thema der Zukunft des Arztes, das von den Grenzgebieten der medizinischen Wissenschaft her untersucht wird. Prominente Philosophen des In- und Auslandes halten Referate. Die 1MA strebt die Wiederherstellung der Einheit zwischen wissenschaftlicher und menschlicher Person durch einen lebendigen Gedankenaustausch zwischen Medizinstudenten und Professoren aller Nationen und Konfessionen im Sinne eines neuen Universitätsgedankens an.

Der Erzbischof von Pamplona, Doktor Enrique Delgado Gömez, hat sich veranlagt gesehen, in seiner Diözese zur Fortbildung des jungen Klerus ein Nachseminar zu gründen, um seinen Neu- Priestern eine den heutigen Lebensumständen angemessenere Ausbildung für die pastorale Praxis zu geben. In einer öffentlichen Erklärung führte der spanische Erzbischof aus, dal) eine Anzahl von Umständen, die noch vor wenigen Jahren nicht gegeben waren, erwiesen hätten, daß die traditionelle Seminar- ausbildung des heranwachsenden Klerus nicht ausreiche. Der junge Klerus müsse vot der Entsendung an seipe Arbeitsstätten mit den Anforderungen SchWfc- rigkeiten und Gefahren unserer Zeit besser vertraut gemacht werden.

Von einer wachsenden Zahl informeller Kontakte zwischen römischen Katholiken und Protestanten berichtete der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Dr. Visser’t Hooft, vor dem Exekutivausschuß des Weltrates, der in Genf seine Halbjahrestagung abhielt. Dr. Visser’t Hooft warnte jedoch davor, in diesen „ersten Schritten zu besseren Beziehungen” bereits eine Lösung der Probleme zu sehen, die die beiden großen Glaubensgemeinschaften trennen. „Wenn die Gespräche beginnen, dann entdecken wir erst das wirkliche Ausmaß der Probleme.”

Der Nationalrat der christlichen Kirchen der USA billigte mit überwältigender Mehrheit die Benutzung von Methoden der künstlichen Geburtenkontrolle zum Zwecke einer verantwortungsbewußten Familienplanung. Es war die erste offizielle Stellungnahme des Rates zu diesem Thema. Dem Nationalrat gehören 25 größere protestantische Körperschaften der USA und acht orthodoxe Gemeinden an. Weil die orthodoxen Glaubensgemeinschaften nur die sexuelle Abstinenz als einzige Methode der Familienbegrenzung anerkennen, übten ihre Delegierten Stimmenthaltung und distanzierten sich somit von der Erklärung.

Obwohl eine Reihe von protestantischen

Körperschaften in den USA in den letzten lahren schon die künstliche Geburtenkontrolle gebilligt hat, wird dem neuen Schritt des Nationalrates besondere Bedeutung beigemessen, weil er als die erste kollektive Erklärung des amerikanischen Protestantismus in dieser Frage angesehen wird.

Der katholische Bischof von Plymouth, Dr. Restieaux, hat in einem

Hirtenbrief zu der Nachricht Stellung genommen, daß der Teufel in der in Vorbereitung befindlichen Bibelneufassung der anglikanischen Kirche nicht mehr erwähnt werden soll. Wenn auch in manchen Kreisen außerhalb der katholischen Kirche versucht wird, schreibt der Bischof, den Gedanken an die Existenz Satans aus den Herzen der Menschen zu verbannen, so wird ein Katholik niemals daran zweifeln, daß der Teufel der Ursprung aller unserer Versuchungen und allen menschlichen Versagens ist. Nicht umsonst warne die Heilige Schrift den Menschen, der der Schauplatz einer ständigen Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse ist. immer wieder vor dem Teufel.

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