Von Erdöl, Weisheit - und viel Glück

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Und wieder einmal: Lokalaugenschein im Oman -zusammen mit einem Kreis von FURCHE-Lesern. Für mich die x-te "Heimkehr" in ein unglaubliches Land: politisch im Auge des Taifuns -als unmittelbarer Nachbar der Tragödie im Jemen und der beiden islamischen Todfeinde Saudi-Arabien und Iran. Zudem Wächter über die schmale Einfahrt in das Welt-Erdölzentrum am Golf. Und trotzdem stabil und friedlich wie kein zweiter Staat in der Großregion. Religiös tolerant, nahost-politisch vermittelnd, ökonomisch im Übergang von einer mittelalterlichen Feudalwirtschaft zur Industriegesellschaft.

Noch sprudeln die Ölvorkommen - aber wie überall auf der Arabischen Halbinsel schwinden die Reserven; die Wüsten sind riesig - und die Felslandschaften karg. Dazwischen aber dominiert beispielhafter Aufbruch: Die Hälfte seiner Öleinnahmen investiert der Oman in Bildung, Forschung, Gesundheit -und setzt mehr als anderswo auf Naturschutz und sanften Tourismus. Der Sultan liebt gepflegte, strahlend weiße Städte, saubere Straßen und frischgewaschene Autos (und hat das auch in Gesetze gegossen) - und die Müllabfuhr dringt bis in ferne Dünen vor.

Eine Ausnahmegestalt in Arabien

Der Oman ist das absolute Gegenmodell zu unseren antiislamischen Stereotypen. Nein, es ist keine Demokratie westlichen Zuschnitts, sondern weitgehend autokratisch nach dem Willen eines britisch erzogenen, nun bald 80-jährigen Sultans regiert -seit fast 50 Jahren! Eine Ausnahmegestalt in Arabien.

Unterwegs durchs Land hat uns die Frage begleitet, wie sich die Widersprüche, die anderswo in Gewalt enden, so harmonisch auflösen lassen -politisch, kulturell, auch sozial. Nur drei Beispiele:

Da lacht Omans Außenminister gemeinsam mit Israels Premier Netanyahu in die Kameras der lokalen Medien. Beziehungen: sichtlich herzlich!

Da dirigiert Plácido Domingo auf Wunsch des Sultans Verdis "La Traviata" im Opernhaus von Muscat - die Geschichte von Liebe und Tod der Kurtisane Violetta. Ein sündteurer Opern-Import mit einem für Muslime recht gewagten Libretto. "Kultur -was sonst -kann uns zusammenführen", heißt es.

Am Rand der Wüste Rub al-Khali, wo marxistische Rebellen einst die Eroberung der Erdöl-Zentren am Golf geprobt hatten, werden jetzt britische und amerikanische Militär-Jets gewartet. Politischer Widerstand: keiner.

In jungen Jahren habe ich Sultan Qabus persönlich kennengelernt. Gemeinsam haben wir damals in seinem Sandsteinpalast Mozart gehört, sein musikalisches Idol. Und wir haben über Gott, den Islam und den Ölpreis diskutiert. Inzwischen war er krebskrank - und als er nach monatelanger Behandlung heimgekehrt ist, wurden im ganzen Land Freudenfeste abgehalten.

Aber die Frage gewinnt mit jedem Tag an Aktualität: Wer -und was -kommt danach? Und wie werden die Nachbarn die Schwächen eines Neulings nützen?

Ginge es nach dem Oman, so wäre die alte Streitfrage, ob eher Personen oder doch die sozialen Umstände den Lauf der Geschichte bestimmen, vermutlich leichter zu beantworten als anderswo.

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