Junge Menschen mit Smartphone, Generation TikTok - © iStock / Alona Horkova

Ich sehe was, was du nicht siehst

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Über ein Drittel der Generation Z konsumiert Nachrichten auf Social Media. Für wen sie bei Europa- und Nationalratswahlen abstimmt, entscheidet also auch der Algorithmus.

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Über ein Drittel der Generation Z konsumiert Nachrichten auf Social Media. Für wen sie bei Europa- und Nationalratswahlen abstimmt, entscheidet also auch der Algorithmus.

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"Ist das heftig“, sagt Rezo. Unter seiner Baseball-Cap lugen blitzblaue Haare hervor, er spricht hastig, aber klar, beinahe übertönt von der hektischen Hintergrundmusik. Die Zerstörung der CDU“ heißt das 55-minütige YouTube-Video, das der populäre Webvideoproduzent pünktlich zu den Europawahlen 2019 veröffentlichte. Zwischen Ironie und Empörung pendelnd, beschuldigt er darin die Christlich Demokratische Union (CDU), damals Regierungspartei unter Kanzlerin Angela Merkel, die Reichen immer reicher zu machen und den Klimawandel voranzutreiben. Seine Quellen liefert er in einem 13-seitigen Dokument. Während Kommentatoren und Forschende debattieren, ob seine Videoanalyse die Wahlentscheidungen seiner jungen Follower und Followerinnen beeinflusst oder journalistische Standards erfüllt, sammelt der heute 31-jährige fleißig Klicks. 20 Millionen zählt sein Video mittlerweile.

Ist das Journalismus oder kann das weg?

Rezo ist nur ein Vertreter des Biotops an journalistischen Formaten, die sich auf den Sozialen Medien entwickelt haben. Neben Inhaltsproduzenten oder „Influencern“, die auf Instagram & Co ihre klugen bis banalen Analysen teilen, sind dort auch viele traditionelle Medien erfolgreich. Die britische Zeitung The Guardian, eine digitale Pionierin, twittert seit 2007, und die Instagram-Videos aus der ORF-News-Redaktion erreichen auf Instagram regelmäßig eine halbe Million Aufrufe. Man dürfe die „Wutmaschine Internet“ nicht den Rowdys und Bots überlassen, warnte der Journalist Armin Wolf im September 2022 in einem Profil-Essay. Stattdessen sollten Medienmacher „Social Media mit gutem Journalismus fluten.“ Das ist gerade angesichts der kommenden Europa- und Nationalratswahlen wichtig.

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