Bücherei Philadelphiabrücke Cover - © Magdalena Schwarz

Die Bücherei: Der letzte öffentliche Ort

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Immer mehr Büchereien schließen, vor allem auf dem Land. Sind sie ein dem Untergang geweihter Anachronismus? Oder eine unerlässliche Säule des sozialen Zusammenhalts? Eine Recherche zum Schicksal des letzten konsumfreien Raums.

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Immer mehr Büchereien schließen, vor allem auf dem Land. Sind sie ein dem Untergang geweihter Anachronismus? Oder eine unerlässliche Säule des sozialen Zusammenhalts? Eine Recherche zum Schicksal des letzten konsumfreien Raums.

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„Das ist Robert, das Nashorn“, liest Manuel. „Nashorn?“, fragt ein Mädchen mit rosa Tüll-Rock, in kindlichem Sing-Sang. Entschlossen stapft es nach vorne und inspiziert die Illustration. Manuel, der große Mann mit der sanften Stimme, vertritt dieser Tage seine Kollegin Parya Bakhshandeh, die Initiatorin des „Großen Vorlesens“. Die kostenlose Veranstaltung findet mittwochs um 16.30 Uhr in der Wiener Stadtbücherei Philadelphiabrücke in Meidling statt. Knapp zwanzig Kinder zwischen zwei und sechs Jahren haben es sich auf bunten Miniaturstühlen, überdimensionalen Polstern oder im Schoß ihrer Eltern gemütlich gemacht. Manche lauschen gebannt, andere krabbeln lauthals brabbelnd über den Teppichboden oder nutzen Pappbücher für erste Gravitationsexperimente.

„In der Bücherei ist es nicht so still, wie es das idyllische Bild vermuten lässt. Wir möchten, dass sich alle wohlfühlen,“ sagt Simone Weiss, die Leiterin des Meidlinger Standorts. Der Lärm der Bibliothek hebt sich ab von der Dauermusikbeschallung und dem Kassapiepsen des Einkaufszentrums, das sich direkt unter ihr befindet. Hier, zwischen den Büchern, weicht die omnipräsente Geräuschkulisse des Konsums und macht Platz für den Menschen. Und jede und jeder hat Zutritt. „Die letzte offene Tür in einer zunehmend privatisierten Welt“, nennt der Journalist Nicholas Hune-Brown die Bibliothek im kanadischen Magazin The Walrus.

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