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Digital In Arbeit

Jugend ab 18 Uhr 20

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Als Freizeit ist jener Zeitraum zu verstehen, der dem Menschen neben einem zweckbestimmten Engagement (Erwerbsarbeit, Berufsvorberei- tung, Schulanwesenheitszeit und Schulvorbereitung) zur spontanen Betätigung verfügbar ist. Insoweit ist die Freizeit eine Zeit, innerhalb der man „unter mancherlei Möglichkeiten wählen kann”; sie ist also keine Funktion de; Arbeitszeit.

Das Freizeitverhalten der Menschen ist kein uniformes, obwohl die Nachrichtentechnik die Möglichkeit zur Gestaltung tendenziell globaler Verhaltensweisen bietet. Jedes konkrete Freizeitverhalten ist unter anderem von Freizeitmilieu, Kaufkraft, Lebensstil und Alter mitbestimmt.

GERINGE „FREIZEITKAUFKRAFT”

Innerhalb der Jugend ist es vor allem die studentische Jugend, die in einer besonderen Beziehung zur Freizeitwelt steht und die Frei- zeitchancen in einer typischen Weise reflektiert.

Gegenüber dem, was von der im Erwerbsleben stehenden Jugend an Freizeitgütern konsumiert wird, będient sich der „Student” (idealtypisch handelnd) eines selektiven Verfahrens,

1. weil seine Taschengeldkaufkraft geringer ist als jene des erwerbstätigen Jugendlichen;

2. wird aus dem Komplex der sich anbietenden Freizeitgüter eine Auswahl nach mehr intellektuellen Bestimmungsgründen vorgenommen.

Die Transparenz der Freizeitwelt kennt keinen toten, der Information unzugänglichen Winkel. Die Massenkommunikationsmittel nivellieren daher auch die Verhaltensweisen, weil sie allen über alles Konsumwissen vermitteln. Daher ist

3. die studentische Jugend heute weniger gewillt als ehedem, sich an spezifische soziale Konventionen zu binden, ihr Anders-Sein in sozialen Zeichen auszudrücken (Kleidung, Mütze) und in der Freizeit die soziale Stellung, ein „erworbenes Prestige” in einem besonderen Freizeitverhalten zu demonstrieren, um so eine „Prägnanz” der sozialen Rangordnung zu betonen. Da infolge des Einkommensanstieges bei der erwerbstätigen Jugend (etwa: Lehrlingsentschädigung an Stelle des früheren Lehrgeldes) diese als Ganzes ein Kaufkraft-Voraus gegenüber der studentischen Jugend hat, besitzt sie einen höheren Rang in der konsumständischen Gesellschaft. Die studentische Jugend kopiert aber zuvorderst nicht das Freizeitverhalten der Erwachsenen, sondern der Gleichaltrigen, aus deren Bereich sie zum Teil auch die Konsumleitbilder nimmt.

Die effektive Nachfrage der Studenten liegt daher oft erheblich unter der internationalen. Die Folgen sind:

1. das Entstehen von Ersatz-Bedürfnissen an Stelle der originalen Bedürfnisse (billige Kleider. das heißt scheinbar gleicher modischer Effekt bei minderer Qualität des textilen Rohstoffes)

2. Da die Befriedigung bestimmter Freizeitbedürfnisse, die den erwerbstätigen Jugendlichen im allgemeinen nicht vorenthalten ist, dem Studenten oft mangels Kaufkraft unmöglich ist, kommt es zu einer Frustration, zur Erkenntnis, daß die Bedürfnisbefriedigung weitgehend versagt wird. Es kann zu keiner Ausweitung des Ich in ein Konsumgut hinein, zu keiner Ich-Er- höhung kommen. So wird erkannt, daß die in der verbrauchsständischen Gesellschaft tatsächlich eingenommene Position eine tiefrangige ist. Auf diese Weise žeip’sich offensichtlich’ gerade in den höheren Jahrgängen der studierenden Jugend, soweit sie relativ wenig Kaufkraft hat, so etwas wie das Phänomen einer „sozialen Kränkung”.

VEREINE: WENIG GEFRAGT

Ueber Auftrag der Generaldirektion für das berufsbildende Schulwesen im österreichischen Bundesministerium für Unterricht wurde von den einzelnen Direktionen das Freizeitverhalten der Schüler an den technisch-gewerblichen Lehranstalten im Schuljahr 1956/57 untersucht. Die Zahl der Schüler und Schülerinnen, welche die vom Verfasser konzipierten Fragebogen beantworteten, betrug 11.097; davon waren 755, das sind 6,8 Prozent, Mädchen. Die relativ geringe Zahl von Mädchen hängt mit dem Ausbildungsziel der in den Untersuchungsbereich einbezogenen Schulen zusammen.

Das Friezeitverhaltn der untersuchen Schüler ist für die Jugend Oesterreichs freilich nicht repräsentativ, a) wegen des vorherrschenden Anteiles der Schüler, b) weil es sich um Jugendliche handelt, die überwiegend dem städtischen Erlebnismilieu angehören.

Die Zeit der Schulanwesenheit, das heißt, die volle Unterrichtswoche, kann einschließlich der Pausenzeiten im Durchschnitt mit zirka 44 Zeitstunden angenommen werden (das sind zirka 53 Unterrichtsstunden). Die im gewogenen Durchschnitt an Normalschultagen vorhandene disponible Freizeit ergibt sich aus der Rechnung: 24 — (Schlafenszeit + Zeit für „Hausarbeiten” + Schulweg + Rüstzeiten für den Arbeitsbeginn) = Soll-Erholungszeit -f- Freizeit. Wenn man für die Zeit von Montag bis Samstag von daę, gLęįfihenį Schulänweaenheitszeit, ausgeht,’ ergibt sich (ausgenommen am Sonntag) folgende durchschnittliche Erholungszeit und „kleine Freizeit”: 44 : 6 = 7,3 Stunden = tägliche Schulanwesenheitszeit. 24 — (7,3 Stunden Schulanwesenheit -f- 8 Stunden Schlaf -f- 2 Stunden Zeit für Verrichtung der Hausarbeiten -f- 1 Stunde Schulweg + 1 Stunde Rüstzeit für den Arbeitsbeginn wie Essen, Ankleiden) = 4,7 Stunden. Erholungszeit und Freizeit, bezie-hungsweise die Zeitchancen für den Konsum von Freizeitgütern sind als ein Komplex anzunehmen und können nicht spezifiziert werden.

Die Freizeitbetätigung erfolgt ungefähr zur Hälfte spontan oder im Verband von Gruppen, welche durch die Klassenzugehörigkeit vorgegeben sind, also in „Gebilden” zweiter Potenz, in Vereinen, ajs de jure formellen Gruppen, wird jedoch die Freizeit in einem erstaunlich geringen Umfang verbracht. Darauf weist unter anderem die Tatsache hin, daß nur 11 Schüler (1 Promille) auf eine Tätigkeit als Jugendführer hinweisen.

Mit den nächsten Angehörigen war ein Drittel der Befragten in der Freizeit beisammen, bei. den über 17jährigen war es nur noch ein Viertel. Der Rest deklariert durch seine Absenz vom Familienverband diesen als einen zumindest für das Freizeittun nicht mehr herrschaftlichen Verband und gab weiter zu erkennen, daß sein „Privatleben” für ihn die Qualität nicht nur einer geselligen, sondern einer gesellschaftlichen Angelegenheit habe.

TASCHENGELD: 64 SCHILLING

Der Zeitraum, in weleheti • das Freizeittu -ein— geordnet werden muß, sind etwa die Stunden ab 18, 20 (8 Uhr früh + 7,3 Schulanwesenheitsstunden -f- Vi Stunde Schulweg + 2 Stunden Hausarbeit + ‘A Stunde Rüstzeit), also die Abendstunden. Der menschliche Organismus ist nun in einem 24stündigen Rhythmus eingefaßt, der mit einer geophysikalischen Periodizität Zusammenhängen soll (so daß zum Beispiel Nachtarbeiter viermal mehr Magenbeschwerden haben sollen als Tagarbeiter). Die Chance des Freizeithabens fällt also für die im Durchschnitt 14- bis 20jährigen Schüler in eine relativ ungünstige Tageszeit. Den befragten Schülern war im Durchschnitt ein Taschengeld von S 51.— im Monat verfügbar; bei den 18- und 19jährigen waren es S 64. 63 Prozent der Befragten haben verhältnismäßig viel gelesen; interessanterweise die Schüler der Höheren Abteilungen relativ wenig (etwa nur 52 Prozent der über 17 Jahre alten Schüler der höheren); Ein Beweis dafür, daß die Intensität des Studiums die Tätigkeit des Lesens behindern kann. Etwa 50 Prozent bevorzugen Fachliteratur; am wenigsten tun dies Schüler der Oberstufe (40 bis 42 Prozent), weil sie offensichtlich durch die Vorbereitung auf Abschlußprüfungen zeitlich gebunden und auf Pflichtliteratur fixiert sind.

Innerhalb der Fachliteratur wird -dem Bereich der „Science fiction” ‘Wahrscheinlich ein gewichtiger Raum eingeräumt sein, vor allem als Folge der Zugänglichkeit dieser Literaturform über die Kleinbuchreihen. Bei den Periodicas ziehen 48 Prozent’ Tageszeitungen vor. Innerhalb der Zeitschriften werden bildende und Bildzeitschriften gleichstark und gegenüber den Sensationszeitschriften bevorzugt gelesen (wobei nicht festgestellt werden kann, wie weit nicht auch Bildzeitschriften der Sensationspresse zugerechnet werden müssen).

,Häusliche Arbeiten verrichten in der Freizeit 54 Prozent, eine deswegen beachtens werte Zahl, weil zirka 93 Prozent der Befragten Schüler waren,

Das Rundfunkhören nimmt die Schüler täglich durch 54 Minuten in Anspruch (das sind zirka 20 Prozent der geschätzten Freizeit), wobei es sich um ein passives Verhalten handelt, neben dem andere Beschäftigungen möglich sind.

34 PROZENT: KEINE KÖRPERLICHE BETÄTIGUNG

Die körperliche freizeitliche Betätigung ist beachtlich gering, weil im allgemeinen die nur für den Hallensport geeigneten Abendstunden zur Verfügung stehen. Etwa 34 Prozent machen in der Freizeit „so gut wie keine körperliche Bewegung”. Jedenfalls ist der Körpersport bei den untersuchten Schülern keine für sie typische Freizeitbetätigung. Im Interesse der Gewinnung eines brauchbaren Häufigkeitsfaktors wurde den Befragten ein Selbstbeobachtungszeitraum von 14 Tagen eingeräumt. Sport (Spontan- und nicht Schulsport) wurde im festgelegten Zeitraum nur durch 5,1 Stunden getrieben. Ausflüge werden bei 34 Prozent zu Fuß gemacht, 26 Prozent fahren mit einem Motorfahrzeug.

Der geringe Umfang der zweckfixierten körpersportlichen Betätigung kann auch die Folge einer Rückkehr der körperlichen Betätigung zur Form des Spiels sein. Während Huizinga seinerzeit gerade im Sport eine Kompensation für den Verlust an Spielformen sah, scheint heute ein rückläufiger Prozeß anzusetzen: Die Reduktion des Sports in den höheren Leistungsrängen auf einen Quasiberuf und die damit verbundene Versachlichung der Beziehungen der Sporttreibenden zum Objekt ihrer Betätigung läßt zum Ausgleich die un-sportliche Spielkomponente durchbrechen.

Was das „Hobby” betrifft, zeigt sich zum Teil in der Art der Ausübung eine Perseveration, eine nachdrückliche Fortsetzung der Arbeitstätigkeit in die Mußetätigkeit hinein. Während sich 46 Prozent mit Basteln beschäftigen, haben 31 Prozent eine Vorliebe für „besondere technische Arbeiten”, was eine Ablösung des homo ludens von dem durch die besondere Ausbildung konstituierten homo investigator andeuten kann.

Erstaunlicherweise sind 20 Prozent mit Musizieren beschäftigt, wobei in der Befragung freilich keine Trennung nach der Besonderheit der jeweils ausgeübten musikalischen Betätigung vorgenommen wurde.

Die Häufigkeit des -Besuohes von Darbietungen der darstellenden Kunst hängt von der Entfernung der jeweiligen Schule beziehungsweise des Schülerwohnortes zum Darbietungsort ab. Das gilt etwa für den Besuch von Opern. Es gibt ein Schülerabonnement (ausgenommen für das Kino), dessen zentrale Leitung oft Vorstellungen ansetzt, die in die Lernzeit fallen. Da die Schüler zu einer Art von Blockbuchen verhalten sind, ist ihnen weder nach der Darbietungsart noch nach der Häufigkeit des Konsums eine spontane, beziehungsweise selektive Entscheidungsmacht überlassen. Jeweils im Zeitraum von vierzehn Tagen wurde ein Theater 0,3- bis 0,4mal (je Monat fast einmal) besucht, Oper und Konzerte 0,2- bis 0,3-, das heißt jeweils in zirka sechs Wochen einmal. Eine Klasse in einer Wiener Schule wies dagegen für das Theater die Zahl 1,1 aus und 1,2 für die Oper. In der zweiten Zahl zeigte sich der Abonnementseinfluß.

Im Kino waren die Schüler l,3mal, also drei- bis viermal mehr als etwa im Theater. Die Intensität des Kinobesuches und sein Häufigkeitsfaktor gegenüber dem Theaterbesuch ist unterdurchschnittlich, geringer, als man oft annimmt, sind doch allein nach westdeutschen Ermittlungen 35 Prozent der Kinobesucher Jugendliche im Alter von 15 bis 21 Jahren, dies trotz der teilweisen Besuchsbehinderung durch die Zulassungsbeschränkungen. Noch prägnanter sind die Zahlen für Wien: Je Jahr geht der Wiener 29,8mal in das Kino, l,5mal in das Theater und nur 0,15mal in ein Konzert. Im Verhältnis Kinobesuch : Theaterbesuch tritt jedenfalls die spezifische Gewichtigkeit der intellektuellen Komponente des Freizeitverhaltens der befragten Schüler zutage.

Der Tanz spielt nicht jene Rolle, die man ihm zuweilen für das Freizeittun der Schüler beimißt. Nur 64 Schüler (zirka ein halbes Prozent der Befragten) gab ausdrücklich das Tanzen als Freizpitbeschäftigung an.

Aus Einsicht in diesen Tatbestand schien es angezeigt, die Schüler auch darnach zu befragen„ ob sie sich deswegen für einen Beruf ausbilden lassen, um später als Folge ihres ielativen Mehrwissens verhältnismäßig viel Freizeit und Freizeitvergnügungen zu haben, oder ob sie der Arbeit einen Eigenwert zuerkennen: 29 Prozent der befragten Schüler gaben zu, vor allem für ein Mehr an Freizeit und Freizeitvergnügungen zu arbeiten, während 70 Prozent der Schüler der Arbeit einen Eigenwert zuerkannten.

Keine Parkraumnot beim AEZ

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