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Ein zehntes Pf lichtschul jähr?

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3,6 Prozent aus, sprang allerdings im Mühlviertel auf fast das Doppelte, nämlich 6,4. Im MüMviertel hait die Volkspartei absolut wie relativ den größten Rückschlag erlitten. Im Iimviertel betrugen die Verluste 5,5 Prozent, im Traunviertel 5,1, im Haiusruckviertel 4 und im Wahlkreis Linz und Umgebung 0,7 Prozent; oder ganze 418 Stimmen (eine Zahl, die allerdings deshalb irreführend ist, wetiil dieser Wahlkreis ja den stärksten Bevölkerungszuwachs aufzuweisen hat).

Die Freiheitlichen verloren im Wahlkreis Linz und Umgebung volle 30 Prozent ihres Stimmanteils (5244 Stimmen), das war gleichzeitig die Hälfte ihrer Gesamtverluste bei den Landtagswahlen. Im Hausruckviertel, wo sie ihr einziges Grundmandat erreichten, verloren sie trotzdem 16,4 Prozent, hielten sich am besten im Innviertel, wo die Verluste nur 12,3 Prozent ausmachten.

Gemeinderatswahlen mit Unterschieden

Das Rätselraten über den Einfluß der Bundespolitik auf diese Landtagswahlen ist ja heute noch nicht ganz abgeschlossen; neben einer vereinzelten Kritik an der Kandidaten-

aufstellung der Volkspartei, vor allem im Mühlviertel, hat es von Anbeginn des Wahlkampfes an nie und von keiner Seite eine Kritik an der Landesverwaltung, vor allem der Finanzverwaltung des Landes gegeben, was die schwierige Position der Volkspartei unmittelbar nach den Landtagswahlen stärkte.

Innerhalb der Sturzflut, die im Oktober über Oberösterreich hinweggegangen ist, erheben sich trotz allem vereinzelte „Burgen“. Interessant ist etwa die Tatsache, daß die Volkspartei noch in 63 Gemeinden Stimmen gewinnen konnte, während sie in 380 Gemeinden Stimmverluste hinnehmen mußte. Interessanter als diese Pauschalzahlen sind einzelne Orte, vor allem an politisch neuralgischen Punkten, und die daraus resultierende Frage, welche Bürgermeistertypen gefragt und welche weniger angekommen sind. Gegenüber dem allgemeinen Trend einer offenbar mit der Bundespolitik unzufriedenen Bevölkerung konnten ÖVP-Bürgermeister vor allem in gefährlichen Zwischenbereichen erstaunlich gut abschneiden und ein teilweise besseres Ergebnis als bei den Landtagswahlen herausholen: in Ottensheim und Perg im Mühlviertel, in Schwanenstadt, Vöcklabruck,

Aurolzmünster und Mondsee. Betrachtet man die hier seit Jahren wirkenden Bürgermeister, so sind es fast einheitlich fleißige, unpathetische und ideenreiche Männer — scheinbar jener Bürgermeistertyp, den man heute wünscht.

In der Grundeinstellung zur neuen Situation, die wahrscheinlich auch einen Klimawechsel in Oberösterreich zur Folge haben wird, gehen die Meinungen trotz allem auseinander. Dabei geht es nicht so sehr um den Hinweis auf „Wien“ und wieviel man der Bundespolitik zu „verdanken“ habe (ein Ausdruck, der eher für die sozialistische Seite berechtigt ist), sondern welcher Art der Bundespolitik dies zu verdanken sei. Glauben die einen, daß es die vielen unpopulären Maßnahmen der Regierung waren, die wie sehr viele andere Regierungen in Europa zur Halbzeit gleichzeitig einen Tiefpunkt mitzumachen hat, so gibt es andere Stimmen, die der Ansicht sind, daß von echten, bitteren unpopulären Maßnahmen ja kaum gesprochen werden könne, daß es das um sich greifende Unbehagen gegenüber einer Partei und Regierung sei, die die Formen einer straffen und sicheren Führung noch nicht gefunden habe.

Das zehnte Pfhchtschuljahr ist auch in Österreich vorübergehend zur Diskussion gekommen — freilich nur als eine schüchterne Voranmeldung. Denn niemand kann ja zur Zeit, da das neunte Pflichtschuljahr noch lange nicht verkraftet ist und sich der Lehrermangel und die Schulraumnot weiter verschärfen werden, für die Einführung eines zehnten mit gutem Gewissen eintreten.

Der Gedanke an ein zehntes Pfiichtschuljahr ist natürlich nicht aus Österreichs keineswegs heiterem Schulhimmel gefallen, er entspricht vielmehr einer Tendenz der europäischen Schulentwicklung: Schulzeitverlängerung auf allen Linien. Für den österreichischen Laser oder Zuhörer müßten freilich die Propagandisten einer weiteren Scbulzeitver-länigerung korrekterweise hinzufügen, daß erst ein Teil der Länder unseres Kontinents die eeun-jähriige Vollzeitsdhullpflicht wie Österreich eingeführt hat und nur ganz wenige ein zehntes Pflichtschuljahr mehr oder minder lückenhaft eingerichtet haben beziehungsweise Schritte dazu unternehmen. Keinesfalls darf der Eindruck erzeugt werden, als gerate Österreich bildungsmäßig ins Hintertreffen, wenn nicht eine Schulzeitverlängerung in absehbarer Zeit eingeleitet würde.

Eine „einfache Rechnung“?

Der Hinweis auf die vom Schulgesetzwerk 1962 geschaffene Möglichkeit eines freiwilligen zehnten) Schuljahres im Rahmen des allgemeinbildenden Pflichtschulwesens — im mittleren und höheren Schulwesen bestand sie seilt eh und je — verfängt natürlich bei den Vertretern des zehnten Pflichtschuljahres nicht: Der Schüler ergänzt ja nur seine bisherige Schulbildung, eine schulorganisatorische Ergänzung beziehungsweise Änderung tritt nicht ein. Gerade eine solche wird aber, zunächst nur in der Form von Schulversuchen, angestrebt. Das ist jedoch der springende Punkt für die österreichische Situation.

Es gibt nun Optimisten, die mit den nur verdrängten seinerzeitigen schulpolitischen Wünschen der großen Parteien für die schulorganisatorische Eingliederung des neunten Schuljahres rechnen und daher dafürhalten, daß die Einführung eines zehnten Pflichtschul Jahres nachträglich beiden Auffassungen Rechnung tragen würde: ein Pflichtschuljahr zur Volksschule (5. Schulstufe) und ein Pflichtschuljahr zur Haiuptschule (5. Hauptedhulklatsse) und damit wieder Abschaffung der Polytechnischen Lehrgänge. Zweifellos eine einfache Rechnung auf Ressentiments hin, aber sie geht so wohl kaum mehr auf, denn sie läßt das mittlere und höhere Schulwesen außer Betracht und versucht keine Neugliederung der Schularten und Schulstufen. Gerade darum geht es aber überall dort, wo man die Einführung des zehnten Schuljahres plant oder er-wäst.

Aber selbst wenn man zunächst nur d=>s mehr oder minder gegliederte System des allgemeinbilden-

den Pflichtschulwesens im Auge hat), ist die Zahl und das Gewicht def Argumente gegen eine neuerliche Schulzeitverlängerung beachtlich. Die Einführung einies allgemeinen fünften Volksscihuljalhres (Schulstufie) liegt in der Richtung der europäischen Entwicklung. Der Sachaufwand hierfür würde freilich zur Gänze den Ländern und Gemeinden zufallen. Man müßte mit fast 4000 neuen Klassen und mehr als 4000 Lehrerdienstposten rechnen. Bei der gegenwärtigen Situation der Sohulraum- und Lehrervertsorgung läßt sieh vermuten, daß Bund, Länder und Gemeinden erst nach 1980 in der Lage wären, die gewaltigen Lasten zu übernehmen.

Nicht minder groß wären aber die schulorganisatorischen Änderungen, die eine solche Integrierung eines zehnten Pflidhtsahuljalhres mit sich bringen müßte. Denn verschöbe man den Eintritt in die allgemeinbildenden höheren Schulen um ein Jaihr (nach Beendigung der fünften Voiks-schulstufe), so könnte man im übrigen bei den bisherigen Schulbahnen bleiben, aber die Reifeprüfung am höheren Schulen fiele frühestens in dais zwanzigste Lebensjahr. Es sei denn — was aber unwahrscheinlich ist — die höheren Schulen verkürz-

Schulzeit gegenüber jetzt' um zwei Jahre — Reifeprüfung einer berufsbildenden höheren Schule beziehungsweise Sonderform einer allgemeinbildenden höheren frühestens im 21. Lebensjahr, was zweifellos untragbar wäre. Also müßte — je nach der Regelung für das allgemeinbildende höhere Schulwesen — der Eintritt beziehungsweise Ubertritt nach der dritten beziehungsweise zwsiten Klasse der (neuen) Hauptschule erfolgen.

Was sagen Eltern und Wirtschaft?

Beachtenswert sind die Stellungnahmen der Erziehungsberechtigten und der Wirtschaft zw den Plänen eines zehnten Pflichtscbuljahres, wie es (etwa in Berlin) in Schulversuchen auf freiwilliger Basis vorbereitet wird. Soweit sich die Elteinn von dem (freiwilligen) Besuch eines zehnten Schuljahres einen Vorteil für ihre Kinder im Leben und angestrebten Beruf versprechen, ist diies der Hauptgrund für einen verlängerten Pflichtschulbesuch — in Österreich dagegen lag die Zahl der Schüler im freiwilligen zehnten Schuljahr für die Volks-, Haupt- und Sondenschulen sowlie die Polytechnischen Lehrgänge zusammen bei 900, also weniger als ein Prozent des Schülereintritts Jahrganges 1957. Erziehungsberechtigte und Wirtschaft weisen übereinstimmend auf den späten Eintritt in die Lehrlingsberufe hin: Die Kinder könnten die Lehrzeit dann erst im 20. Lebensjahr vollenden, die Burschen hätten' anschließend sogleich ihrer Militär-dienstpflicht zu genügen und kämen somit erst nach ihrer Großjährigkeit allmählich zum Verdienen.

Verschiedene Stellungnahmen nehmen darauf Bezug, daß es auch dem neunten Pflichtschul jähr nicht gelungen sei, die sogenannte Grundbildung (Deutsch und Mathematik sowie Lebenspraktisches der Realien, insbesondere auch Staatsbürgerkunde) entscheidend und umfassend zu verbessern — entsprechende Erfahrungen aus Österreich Hegen begreiflicherweise noch nicht vor. Daher solle man nicht eine weitere Schulzeitverlängerung (auf zehn Jahre) planen und erstreben, sondern eine Intensivierung der Ausbildung in den bestehenden neun Pflichtschuljahren mit entsnrechen-der Schwerpunktsbildung überlegen. Die Kosten eines zehnten Sobuliah-res wären besser für eine Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen (auf und unter 30) anzulegen, wodurch der Unterricht mehr individualisiert und ertragreicher gestaltet werden könnte. Zweifellos stimmt ein solcher Vorschlag mit den Erfahrungen überein, die — auch in Österreich — mit der Herabsetzung der durchschnittlichen Klassenschülerzahl und besonders mit der Verringerung der zusammen unterrichteten Zahl der Schulstufen gemacht wurden.

Wer sich mit der Einführung eines zehnten Pflichtschuljahres in Österreich befaßt und dafür Resolutionen und FmDfehHiir>fr*n vorlest, sollte diese Situationen, Arftn^ente, Erfahrungen und Auffassungen auch kennen und berücksichtigen.

Snijbiirgernachncimn

Politik ist gnadenlos. Der Mann, der es als bei weitem nicht erster und bei weitem nicht letzter nun auch an sich erfahren soll, gehört zu den populärsten Persönlichkeiten der beiden Regierungen Klaus, was an der Spitze eines Ressorts, das uns die Steuerschillinge aus der Tasche zieht, allein schon beachtlich ist.

Finanzminister Wolfgang Schmitz hat durch Fachkundigkeif, Grundsatztreue, einen bescheidenen Lebensstil und gewiß auch durch Sinn für Publizität ein Bild von sich aufgebaut, das weder politische Gegner noch innerparteiliche Kritiker bisher ernsthaf* anzukratzen verstanden. Freilich weih man, daß er zum Bauernbund nie einen besonders herzhaften Konfakt gefunden hat. Den ÖAAB gewann er vielleicht halb, aber durch die von ihm in die Debatte geworfenen Vorschläge eines Beamfenopfers und einer Dienstpflichterhöhung für Lehrer verlor er ihn ganz.

Außenminister Lujo Toncic-Sorjnj gilt bereits seif geraumer Zeit als Absfiegskandidat, wobei sein Negativ-Image teilweise auch auf das Konto anderer zu buchen ist. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich höchst schwierig. Es stimmt, dafj der Abkühlung des persönlichen Nahverhältnisses zwischen Bundeskanzler Klaus und Legationsrat Franz Karasek in letzter Zeit wieder eine Annäherung gefolgt ist. Es stimmt aber auch, daß starke Kreise in der OVP den geistigen Vater der Ostpolitik des Kanzlers unter keinen Umständen als Aurjenminister haben wollen. Die Kritik an deren optischer Erfolglosigkeit („Durch ein Ja Rumäniens zu einem EWG-Arrangement Österreichs erreich) man in Moskau nur ein noch starreres Nein“) hat nach den Wahlrnißerfolgen auch in der ÖVP stark zugenommen. In ihrem Licht gibt man einem Auljenminister Karl Gruber als „profiliert westlichem Mann“ derzeit gewisse Chancen, doch gibt es zahlreiche warnende Stimmen, man würde durch einen demonstrativen Pendelausschlag in Richtung Westen vollends unglaubwürdig. Die Nachfolgefrage für Toncic ist derzeit jedenfalls noch offen. Wird UN-Botschafter Kurt Waldheim einen Ausweg bieten?

Hubert Feichllbauer: „Suche nach Neuen

für die neue Regierung“

SüddeuisdieZeinmg

Im Lauf des letzten Jahres befähle sich der burgenländische Landtag mehrmals mit dem störrischen Fürsten, wobei sich die Volksparfei vorläufig in ihrem Drang, der allgemeinen Aversion gegen den scheinbar so arroganten und undankbaren Potentaten freien Lauf zu lassen, noch vom konservativen Respekt vor dem Privatbesitz gebremst fühlte. Ein sozialistischer Gesetzesantrag blieb im Parlament vorerst unerledigt, der vorsah, daß ein öffentliches Nutzungsrecht zwangsweise auf dem Besitz einer Privatperson ausgeübt werden könne, wenn dieser Person mehr als 20 Prozent der Gesamtfläche dreier politischer Bezirke oder mehr als 10 Prozent der Gesamtfläche eines Bundeslandes gehörfen. Wenn man Österreich nach solchen Personen absucht, sföfjf man nur auf den Fürsten Esferhazy.

Als das Wiener Parlament seine diesjährige Herbsfsifzung beqann, stand neben dem Sfreit ums Budget auch die Frage der Sozialisten auf der Tagesordnung, was aus ihrem Gesetzesanfrag geworden sei. Für die Volksparfei, deren Obmann Bundeskanzler Klaus soeben durch den Wahlverlusf in Oberösferreich erfahren hafte, dafj die Partei nicht nur staafspolitisch vielleicht notwendige, dabei aber höchst unpopuläre Maßnahmen verfügen könne, ohne rapid Wähler zu verlieren, war die Schonzeit für Esferhazy nun vorbei. Im Eisensfädfer Landtag brachte die ÖVP eine Novelle zum Fremdenver-kehrsgesefz ein, derzufolge ein

ten Ihre Ausbildung um eine Klasse. Wollte man aber den Eintritt in die allgemeinbildenden höheren Schulen nach der vierten Volksschulstufe belassen und die fünfte Schulstufe nur für die übrigen Schüler verpflichtend machen, würde die bisherige, schulpolitisch so heikle Parallelität von Hauptschule und Unterstufe der allgemeinbildenden höheren Schule empfindlich gestört.

Dann müßte man sich wohl gleich zu einer Lösung entschließen — wie in Versuchen etwa in der Bundesrepublik Deutschland —, die für die allgemeinbildenden höheren Schulen den derzeitigen Zustand beläßt, für die übrigen Schüler die Förderstufe (5. und 6. Schulstufe) einführt und die sechste bis zehnte Schulstufe zu einer Hauptschule neuer Art zusammenfaßt. Bleibt dann noch die Frage des Eintrittes in mittlere und höhere Schulen auf der Grundlage des Volks- und Hauptschulbesuches. Wollte man ihn für die Zeit nach Absolvierung der (neuen) Haupt-sdhule festsetzen, ergäbe sich für solche Schüler eine Verlängerung der

zwangsweises Nutzungsrecht auf solchen Liegenschaften möglich gemacht werden soll, die auf Grund ihre historischen und künstlerischen Wertes Gäste anlocken könnten oder die zur Schaffung und Erhaltung von Fremdenverkehrsanlagen notwendig sind. Das DVP-Gesetz betrifft nicht nur den Fürsten, sondern jedermann, der einer Ausbreitung des Tourismus im Wege steht.

Noch ehe sich die Volksvertreter mit gesetzlichen Rammstörjen Einlafj ins versperrte Fürstenschlofj verschaffen konnten, zeigte der Fürst endlich Bereifschaft zu einer Reaktion: Sein Anwälte gaben öffentlich Kunde von einem ihnen aus Zürich zugegangenen Dekret des Inhalts, dafj der Haydn-Saal für musische Veranstaltungen wieder offenstehe und dafj auf Burg Forchtenstein sich versammeln dürfe, wer die Zustimmung des Burg-festspielinfendanten Professor Leopold Ahlsen dazu finde. Die Burg-faverne sei zur Labung müder Wanderer zu öffnen und der Märchenwald an anderer Stelle zu errichten. Der burgenländische Landtag wies den OVP-Gesefzenfwurf dennoch dem zuständigen Ausschufj zu.

Manfred von Confa: „Für den Fremdenverkehr eine Lex Esferhazy?'

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