E-Mail von Sebastian - © Rainer Messerklinger

E-Mail von Sebastian

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Im Wahlkampffinale versuchen die Parteien noch einmal alles, um ihre Wähler zu mobilisieren. Wie viel Einfluss haben Newsletter, WhatsApp und digitale Communities?

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Im Wahlkampffinale versuchen die Parteien noch einmal alles, um ihre Wähler zu mobilisieren. Wie viel Einfluss haben Newsletter, WhatsApp und digitale Communities?

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Zwei-Faktor-Authorisierung, noch ein Klick und ich bin dabei: ein Teil der Bewegung. Peter L. Eppinger begrüßt mich mit einer Mail. „Unser Weg hat erst begonnen“, schreibt er. Mit einem Link gelange ich auf die zugehörige Website von „Wir für Kurz“. Es gehe nun darum, gemeinsam ein starkes Zeichen zu setzen, um Sebas­tian Kurz zu unterstützen, meint Eppinger. Konkret heißt das: Farbe bekennen. Türkis, versteht sich. Ein Video zeigt mir, wie viele Menschen sich dem schon angeschlossen haben: Es sind Bilder von Wahlveranstaltungen, bei denen Kurz-Anhänger türkise Kleidung tragen, türkise Muffins essen und vor türkisen Heuballen oder Anhängern posieren. Natürlich kommt auch Kanzlerkandidat Sebastian Kurz selbst vor, er schüttelt Hände und lässt sich für Selfies fotografieren. So weit, so bekannt.

Noch am selben Tag bekomme ich eine weitere Mail von Peter L. Eppinger: Er schickt mir die „Wir für Kurz“-Playlist am Musik-Streamingdienst Spotify. Neben Peter gibt es noch Kristina und Ado aus dem Kurz-Team, die mir in den nächsten Tagen und Wochen weitere Mails schicken werden. Wenn es wichtig ist, schreibt mir sogar Sebastian Kurz persönlich. Wir befinden uns noch im Vorwahlkampf. Es geht um gute Stimmung, Zusammenhalt und um „unseren Kanzler“. Und obwohl ich gerade digital einer politischen Bewegung beigetreten bin, habe ich von Politik bisher noch nicht viel mitbekommen. Aber das ist auch Absicht.

Denn Communities wie „Wir für Kurz“ richten sich nicht an Unentschlossene, sondern an Menschen, die schon genau wissen, wen sie wählen. „Man bedient damit die Basis“, erklärt Kommunikationsberaterin Nina Hoppe. „Ziel ist es, die Leute beispielsweise für Kurz oder Rendi-Wagner zu begeistern.“ Was „Wir für Kurz“ für die ÖVP, ist „Rennen für Pam“ für die SPÖ. Alles, was Fans tun müssen, um dazuzugehören und informiert zu bleiben, ist, sich in den E-Mail-Verteiler einzutragen. Auch Anhänger von SPÖ-Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner bekommen dann von „Pam“, wie sie sich im Newsletter nennt, Nachrichten, in denen sie von ihren Wahlkampfauftritten und Begegnungen mit Wählern erzählt. Ihr Wahlkampfteam informiert zusätzlich über anstehende TV-Auftritte und weitere Termine. Das gehört freilich auch zur Grundausstattung der anderen wahlwerbenden Parteien. FPÖ, Neos, Liste Pilz und Grüne betreiben zwar keine Communities im engeren Sinn, informieren ihre Anhänger aber ebenfalls regelmäßig via Newsletter oder WhatsApp-Nachrichten.

Mobilisieren bis zur Wahlurne

Der Vorteil an diesen direkten Kommunikationskanälen: Man kann eine ausgesuchte Gruppe an Wählerinnen und Wählern zielgerichtet bespielen und die Menschen dadurch auch aktivieren. „Bei Social-Media-Kampagnen und Facebook-Werbung im Speziellen will ich möglichst breit potenzielle Wähler erreichen. Durch WhatsApp und Newsletter kann ich hingegen die Funktionäre und jene, die großes Interesse an der Partei haben, mobilisieren“, sagt Kommunikationswissenschafter Jakob-Moritz Eberl von der Universität Wien. So könne man diese Zielgruppe etwa dafür gewinnen, am Straßenwahlkampf teilzunehmen oder Flyer zu verteilen und schlussendlich natürlich ihre Stimme abzugeben. Denn der Unterschied zur üblichen Wahlwerbung sei, dass Anhänger die eigene Mail-Adresse oder Handy-Nummer genau für diesen Zweck bekannt geben würden. „Man kann auf WhatsApp nicht per Zufall kontaktiert werden. Da muss ich als Wähler schon sehr interessiert sein und auch daran mitwirken wollen.“

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