Hartberg - © Fotos: Florian Bayer

So nah, so fern

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Hartberg und Pinkafeld trennen nur 15 Kilometer auf der Südautobahn, politisch aber kleine Welten – auch wenn es um die beiden aktuell prominentesten Söhne der zwei Städte geht: Werner Kogler und Norbert Hofer. Ein Lokalaugenschein.

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Hartberg und Pinkafeld trennen nur 15 Kilometer auf der Südautobahn, politisch aber kleine Welten – auch wenn es um die beiden aktuell prominentesten Söhne der zwei Städte geht: Werner Kogler und Norbert Hofer. Ein Lokalaugenschein.

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Es ist paradox: Pinkafeld gilt als freiheitliche Bastion, obwohl der Bürgermeister seit 2002 rot ist und die SPÖ 14 von 25 Gemeinderatssitzen hält. Dennoch stimmten fast 35 Prozent der Pinkafelder bei der Nationalratswahl 2017 für die FPÖ, neun Prozent mehr als bundesweit. Damit wurden die Freiheitlichen dort stimmenstärkste Partei und verwiesen die SPÖ auf Platz zwei (30,9 Prozent). Ein Grund, wenn auch nicht der alleinige: Pinkafeld ist Heimat von Norbert Hofer, dem Bundesparteiobmann der FPÖ. Von einem neuerlichen Erfolg am Sonntag ist auszugehen, denn bei dieser Nationalratswahl ist Hofer erstmals Spitzenkandidat der von Ibizagate zwar personell veränderten, in Umfragen dennoch ziemlich stabilen FPÖ. „Herr Hofer schneidet bei Bundeswahlen gut ab, ich bei Gemeinderatswahlen“, beschreibt Bürgermeister Kurt Maczek (SPÖ) beim Kaffee die Ausgangslage. Der Gastraum des Hotels am Pinkafelder Hauptplatz ist Samstagvormittag noch spärlich besucht, ein paar ältere Herren spielen Karten. Der Bürgermeister begrüßt die Gäste einzeln per Handschlag. Man kennt sich.

„Nahtstelle europäischer Integration“

Der frühere Profifußballer, ehemalige HTL­Lehrer für Geschichte und nunmehrige Bürgermeister, 64, kennt den 48­jährigen Hofer schon seit dessen Jugendtagen und sieht ihn alle paar Wochen im Ort, der nach wie vor Hofers Hauptwohnsitz ist. Privat sieht man ihn in der Gemeinde öfter auf dem Rad unterwegs, beim Sporteln oder auch Rasenmähen, erzählt der Bürgermeis ter – und natürlich auch am örtlichen Segelflugplatz. „Ich schätze seine Persönlichkeit und Handschlagqualität“, sagt Maczek über den früheren Bundespräsidentschafts­Anwärter, der bis vor Kurzem Verkehrsminister der Regierung Kurz war. Überhaupt seien die burgenländischen Freiheitlichen viel verlässlicher und konstruktiver als die „Ibiza­Truppe“. Auch im Ort hört man nur wenig Kritik an Hofer, dessen Frau für die FPÖ im Gemeinderat sitzt. Seiner Politik könne sie durchaus etwas abgewinnen, sagt eine Dame nahe dem Hauptplatz: „Man muss Flüchtlingen zwar helfen, aber es gibt schon auch sehr viele Wirtschaftsmigranten. Die können wir nicht alle reinlassen.“

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