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"Publikum für Print begeistern"

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Blick in die Schweiz: Dort setzt die Wochenzeitung WOZ weiterhin auf Print und gemeinsame Entscheide. Ein Gespräch mit Florian Keller aus der Redaktionsleitung.

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Blick in die Schweiz: Dort setzt die Wochenzeitung WOZ weiterhin auf Print und gemeinsame Entscheide. Ein Gespräch mit Florian Keller aus der Redaktionsleitung.

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Bis heute ist die Printzeitung das Herzstück der Schweizer Wochenzeitung WOZ. Die WOZ bezeichnet sich selbst als „die größte linke und unabhängige Wochenzeitung in der Schweiz“. Laut Schweizer Medienforschungsunternehmen WEMF erreicht sie an die 91.000 Leserinnen und Leser. Ihre Auflage liegt aktuell bei 19.157 Stück.

Die Wochenzeitung sticht auch durch ihre Organisationsform in der Medienlandschaft hervor, denn sie ist als Genossenschaft organisiert. Eine Chefredaktion gibt es nicht, die Redaktionsleitung hat eine koordinierende Funktion und wird vom Gesamtbetrieb gewählt. Florian Keller ist seit zehn Jahren bei der WOZ und aktuell Mitglied der dreiköpfigen Redaktionsleitung.

DIE FURCHE: Die WOZ erscheint seit 1981. Bis heute ist die Zeitung in Printform das Hauptprodukt . Wie schafft es die WOZ als Printzeitung zu bestehen?

Florian Keller: Das hat sicherlich verschiedene Gründe. Generell halten sich gedruckte Wochentitel bislang ja besser als Tageszeitungen. Der Wochenrhythmus bewahrt uns wohl auch davor, auf schnelle Klicks zu spekulieren. Zudem ist die WOZ ihrem Profil als klar linke Zeitung seit ihrer Gründung 1981 immer treu geblieben. Damit steht sie heute, da viele größere Medien in der Schweiz nach rechts driften, fast alleine da. Es schadet sicher auch nicht, dass wir offenbar qualitativ hochstehenden Journalismus bieten: In dem Medienqualitätsranking der Schweizer Universitäten Zürich und Freiburg rangiert die WOZ unter den Wochentiteln auch als vergleichsweise kleine Zeitung jeweils ganz oben. 2023 hat uns zwar die NZZ am Sonntag überflügelt, aber in den Kategorien „Relevanz“ und „Einordnungsleistung“ hatten wir die besten Werte von allen.

DIE FURCHE: Ist so eine wissenschaftliche Zertifizierung hilfreich für Qualitätsmedien?

Keller: Es ist sicher gut fürs Renommee. Andererseits frage ich mich auch, warum wir trotz offenbar so guter Qualität kein größeres Publikum haben. Daran versuchen wir
zu arbeiten. Letzten Herbst haben wir etwa große Verteilaktionen an Unis und Fachhochschulen in der Schweiz gemacht, auch im Bemühen, eine jüngere Generation anzusprechen. In Studien zur Mediennutzung heißt es ja oft, dass ein Großteil der jungen Menschen zu den „News-Deprivierten“ zähle, also mit Nachrichten unterversorgt sei
und eher nebenbei über soziale Medien mit Informationen versorgt werde.

DIE FURCHE: : Kann man denn junges Publikum noch für Print begeistern?

Keller: Aus persönlicher Überzeugung sage ich: Ja, auf jeden Fall. Ob es zutrifft, werden wir sehen. Von den Rückmeldungen unserer Leserinnen und Leser merken wir aber, dass viele zumindest die Auswahl zwischen Print und digitalen Angeboten haben möchten. Vor allem bei längeren Texten möchten viele immer noch Papier in der Hand haben beim Lesen. Gerade wenn man, wie ich selbst auch, sonst schon sehr viel Zeit am Display verbringt.

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