Bourne darf den Papi rächen

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"Jason Bourne": 14 Jahre nachdem Matt Damon der CIA-Killermaschine seine Gestalt verlieh, kommt er wieder ins Kino. Action, allzu klassisch -und den 2010er-Jahren verhaftet.

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"Jason Bourne": 14 Jahre nachdem Matt Damon der CIA-Killermaschine seine Gestalt verlieh, kommt er wieder ins Kino. Action, allzu klassisch -und den 2010er-Jahren verhaftet.

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Es gibt die filmische Aufarbeitung des US-amerikanischen 9/11-Traumas. Im TV steht da zweifelsohne die Echtzeit-Serie "24" an erster Stelle, in der Kiefer Sutherland den US-Agenten Jack Bauer mimt, der das am Boden darniederliegende Vaterland wieder und wieder zu retten hat. Dem kann nur, weil den islamistischen Terroristen sonst nicht beizukommen ist, jenseits aller Legalität und mit der Anwendung von Folter bei jeder noch so kleinen Gelegenheit begegnet werden.

Das Hollywood-Pendant zu "24" ist die Bourne-Saga, die nun auch schon 14 Jahre am Buckel hat. In der als Trilogie angelegten, eigentlich 2007 abgeschlossenen Erzählung von Jason Bourne, einem vom CIA zum Killer ausgebildeten Agenten, der nach Gedächtnisverlust schön langsam draufkommt, dass er eigentlich gar nicht Jason Bourne heißt und seinen Vater bei einem Anschlag verloren hat. Die Identitätsverschleierung (bekanntlich hieß der erste Film deshalb auch "Die Bourne Identität") war nötig, damit eine Kampfmaschine jenseits des Gesetzes die USA vor dem Untergang retten kann.

Aber wie es den Frankensteins von der CIA so wie den diesbezüglichen literarischen Vorläufern geht, macht sich das Monster namens Bourne selbstständig und ist längst nicht so brav steuerbar, wie es die Schöpfer dieses Wesens gerne hätten. In Wirklichkeit bedroht Bourne Amerikas Oberagenten und muss immer wieder aufgespürt und möglichst eliminiert werden. Letzteres misslingt jedoch Sequel für Sequel -und weil Jason Bourne auch nach dem Ende der Trilogie ("Das Bourne Ultimatum") eben immer noch nicht tot ist, kann er bei Bedarf wieder ans Tageslicht kommen.

Altbekannt sind auch die dramaturgischen Versatzstücke der Romanvorlagen von Robert Ludlum: Es geht letztlich immer um den Kampf eines Einzelnen gegen das System, ja das Böse an sich, wobei auch die gute Institution -der patriotische Amerikaner will dem CIA ja wirklich nicht am Zeug flicken -sich als menschenfressend erweist.

Ein Plot, wie aus der Zeit gefallen

Die Bourne-Trilogie begründetet den Weltruhm von Matt Damon, der den Protagonisten spielt -und auch von Regisseur Paul Greengrass, der für die Spielleitung bei Teil zwei und drei verantwortlich zeigt.

Nach dem Abtauchen von Jason Bourne anno 2007 kam fünf Jahre später das "Bourne Vermächtnis", das eigentlich ein Spin-Off der Trilogie darstellt, weil der Titelheld gar nicht vorkommt, sondern der von Jeremy Renner dargestellte Aaron Cross, der als eine Art Bourne-Klon agiert.

Nun aber ist Matt Damon zurück -und auch sein letzter Regisseur Paul Greengrass macht das Action-Handwerk mehr als gut: Ob "Jason Bourne" nun wirklich letzte filmische Bourne-Abenteuer darstellt, bleibt dennoch dahingestellt - denn das Ende des Spektakels lässt das Schlupfloch für eine Weiterführung der Handlung offen. Dass es zur Fortsetzung der Fortsetzung kommt, scheint dennoch fraglich -nicht zuletzt aus dramaturgischen Gründen. Denn Jason Bournes Leinwandauftritte waren ein Kind der 2000er-Jahre, in den 2010-ern wirkt der Plot wie aus der Zeit gefallen.

Dabei lässt dieser keinen Zweifel daran, dass Jason Bourne in der unmittelbaren Gegenwart angekommen ist: Die Flüchtlingstragödien an der griechisch-mazedonischen Grenze, die Unruhen im Griechenland der Schuldenkrise und auch das Wesen von Edward Snowden sowie die Jungfuzzis der Social-Media-Erfinder hinterlassen in der Handlung unnachahmliche Spuren. Und einmal mehr sucht Matt Damon/Jason Bourne nach den Gründen für seine Identitätswandlung und den Anschlagstod seines Vaters.

Letzterer entpuppt sich aber nicht als Terrorakt, sondern als abgekartetes Geheimdienstspiel. Jason darf nun den Papi rächen, indem er nicht nur dessen Killer, sondern auch CIA-Chef Robert Dewey (eine Traumrolle für Tommy Lee Jones) jagt. Dass ihn dabei das CIA-Mädel Heather Lee (Alicia Vikander) zur Hand geht, überrascht wenig: Auch das Frauenbild in "Jason Bourne" stammt noch aus dem letzten Jahrzehnt oder präziser: aus dem letzten Jahrtausend.

Jason Bourne USA 2016. Regie: Paul Greengrass. Mit Matt Damon, Tommy Lee Jones, Alicia Vikander. Universal. 123 Min.

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