Krügers harter Schlag
Die Klavierlehrerin Traude Krüger im Frauengefängnis seit 60 Jahren. Im Film Vier Minuten wird die hochtalentierte, aber unberechenbare und selbstzerstörerisch agierende Jenny ihre neue Schülerin, Konflikte sind vorprogrammiert. Während der Vorbereitungen zu einem Klavierwettbewerb entwickelt sich ein Kräftemessen, das bei Monica Bleibtreu und Hannah Herzsprung auch zum Schlagabtausch zweier Schauspielerinnen-Generationen wird. Die Story - junges Talent und Outsider wird durch Härte in Training und Disziplin zum Erfolg geleitet - ist nicht neu. Ebenso, dass zwischen der jungen Rebellin und der gestrengen Lehrerin (die sagt, dass es ihr nur um die Musik, nicht das Mädchen geht), letztlich eine ganz besondere Beziehung entsteht. Die Frauen teilen die tiefe Gemeinsamkeit, gegen frühere traumatische Erlebnisse ankämpfen zu müssen. Das Beziehungsspiel der verletzten Seelen ist sicher das Spannende des Films und rückt - mit der Kraft der Musik - die Vorhersehbarkeit in den Hintergrund. Ernst Pohn
Vier Minuten
D 2006. Regie: Chris Kraus. Mit Monica Bleibtreu, Hannah Herzsprung, Sven Pippig. Verleih: Filmladen. 112 Min.
Bournes letzter Akt
Wer ist Jason Bourne? Nach zwei Action-Blockbustern hat Paul Greengrass nun mit dem dritten Teil eine filmische Apotheose der Verwirrungen des umgepolten Agenten gestaltet, der Titel Das Bourne Ultimatum suggeriert schon, dass die Suche des Protagonisten nach seiner Identität nun ans Ende kommt. Zum dritten Mal glänzt Matt Damon in der Rolle der Ein-Mann-Eliteeinheit, die James Bond (mit Ausnahme von dessen jüngster Ausgabe) als Waisenknaben erscheinen lässt. Der nicht mehr zu Lenkende will endlich wissen, wer er wirklich ist. Doch immer noch wollen Bournes Identitäts-Erfinder ihr missratenes Versuchsobjekt zur Strecke bringen. Aber auch wenn das Böse immer und überall da ist: Hollywood weiß immer, wie es seine Filme zu einer Art Happyend hintrimmt. Handwerklich perfekt, dafür bürgt die Regie von Greengrass, Spannung gleichfalls garantiert. Ein adäquates Ende der Bourne-Trilogie. Otto Friedrich
Das Bourne Ultimatum
The Bourne Ultimatum
USA 2007. Regie: Paul Greengrass. Mit Matt Damon, Julia Stiles, Joan Allen. Verleih: Universal. 115 Min.
Bushs langer Arm
2003, kurz vor Ausbruch des Irak-Kriegs, zwischen zwei Songs ihres Konzerts im Londoner Shepherds Bush Empire, äußert die Leadsängerin der Country-Superstars Dixie Chicks, Natalie Maines, Beschämen darüber, dass der US-Präsident aus Texas käme. The Dixie Chicks: Shut up and Sing zeigt, wie der unbedarft gesprochene Satz die Band brandmarkte: Radioboykotte, Kundgebungen, bis zur Morddrohung. Die Wandlung des Trios unter diesem Eindruck zeigen Barbara Kopple und Cecilia Peck in einer Doku, die zum Making Of des jüngsten Albums wird: Dort nämlich finden sich diese Erfahrungen zu Songs verarbeitet. Die Entwicklung ist nur ansatzweise zu sehen. Stattdessen wird der Zusammenhalt der Gruppe untersucht, das familiäre Umfeld als Rückhalt geortet. Relevanz besitzt der Film im Thema Künstler contra Marke, nicht im Urteil über Politik. Thomas Taborsky
THE DIXIE CHICKS: SHUT UP AND SING
USA 2006. Regie: Barbara Kopple, Cecilia Peck. Verleih: Senator. 88 Min.
Gottes dreister Adept
Wir Menschen sind alle eins. Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus, Animismus - alles eins. Diese Botschaft durchdringt den Dokumentarfilm One. Das spirituelle Bedürfnis von Ward M. Po-wers aus Detroit war so dringend, dass er die Menschheit an seiner Suche teilhaben lässt. Ohne cinematographische Vorkenntnisse in-terviewte der Amateur Vertreter aller Weltreligionen sowie diverse New Age-Adepten und stellte ihnen Fragen über ihren Glauben, Gott und den Sinn des Lebens. Aus dem schier endlosen Schwall religiöser Gedanken, mystischer Weisheiten und sozialphilosophischer Statements, deren Übereinstimmung suggeriert wird, kann sich jeder herausholen, was ihm gefällt. Der Film wird wohl bei Religions-Patchworkern und Esoterikern sein Publikum finden. Om und Halleluja! Michael Kraßnitzer
ONE - DER FILM
USA 2005. Regie: Ward M. Powers. Verleih: Einhorn. 83 Min.
