BÜHNENSTÜCKE IM BILDERBUCH

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THEATER UND OPER, IN BÜCHERN ERZÄHLT FÜR DIE KLEINSTEN -MIT ALTBEKANNTEN UND NEU ERFUNDENEN HAPPY ENDS.

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THEATER UND OPER, IN BÜCHERN ERZÄHLT FÜR DIE KLEINSTEN -MIT ALTBEKANNTEN UND NEU ERFUNDENEN HAPPY ENDS.

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In der 'Zauberflöte' ist es Papageno selbst, der sich an die Kinder wendet und ihnen grundlegende Begriffe zum Drumherum und zur Handlung erklärt.

Die Bretter, die die Welt bedeuten, sind längst auch zum wichtigen Schauplatz im Bilderbuch geworden -das Theater ebenso wie die Oper. Der Annette Betz Verlag ist mit seinen Musikbilderbüchern, in denen Werke von der Carmina Burana bis zum Feuervogel, von Rheingold bis Schwanensee, erzählerisch begleitet, illustriert und mit einer beigelegten CD auch nachzuhören sind, bereits seit Jahren sehr erfolgreich. Mit seiner neuen Programmschiene "Mein erstes Musikbilderbuch" wendet er sich nun an ganz junge Kinder ab drei Jahren und bereitet Musikstücke für diese auf.

Oper für Kinder

In der jüngst erschienenen "Zauberflöte", von Marko Simsa getextet, ist es Papageno selbst, der sich sowohl im Buch als auch auf der Begleit-CD an die Kinder wendet und ihnen grundlegende Begriffe zum Drumherum (in der Oper wird gesungen; die Königin der Nacht ist ein Koloratursopran) und zur Handlung (die Königin der Nacht ist furchtbar wütend; Sarastro bleibt gütig und freundlich) erklärt. Die Figuren werden in Birgit Antonis leichtfüßigen Illustrationen sehr anschaulich dargestellt (siehe Abbildung auf dieser Seite). Abgedruckte Ziffern im Buch zeigen, an welcher Stelle der CD man sich gerade befindet. Bereits erschienen sind in dieser Reihe "Karneval der Tiere", sowie "Peter und Wolf" und "Nussknacker" mit Text von Heinz Janisch.

Für die Michael Neugebauer Edition wiederum hat Lisbeth Zwerger Shakespeares Tragödie "Romeo und Julia" nicht nur illustriert, sondern auch den Text nacherzählt.

In flammend roter Schrift ist der Prolog der Schlegel'schen Übersetzung dem Buch vorangestellt, in den Erzähltext eingebettet sind kursiv und ebenfalls rot gesetzt jeweils kurze Zitate aus dem Stück mit einer Angabe, in welchem Akt und in welcher Szene man sich gerade befindet -ein kluger Schachzug, um immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass man sich eigentlich in einem Bühnenstück befindet. Das Moment des Bühnenhaften setzt Zwerger in ihren großformatigen Bildtafeln nur insofern ein, als sie stark auf die Figuren und deren Bewegung im Raum setzt: Gleich auf dem ersten Bild stürmen die hasserfüllten Angehörigen der verfeindeten Familien auf einem großen, freien Platz aufeinander zu, in der berühmten Balkonszene streckt Julia dem sie anschmachtenden Romeo sehnsüchtig die Hand entgegen - doch die Entfernung scheint unüberwindbar.

Die Kostümierung der Figuren (um im Theatervokabular zu bleiben) ist historisch, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. In ihrer Farbgestaltung bleibt die Illustratorin wie immer sehr zurückgenommen, die Bildideen sind manchmal nah am Erwartbaren (wenn die beiden Liebenden nach dem Beschluss, zu heiraten, Hand in Hand über eine Blumenwiese eilen), um dann wieder ganz neue Akzente einzubringen.

In jener Apotheke, in der sich Romeo das tödliche Gift besorgt, hängt laut Text ein ausgestopftes Krokodil von der Decke. Genau dieses Detail zeigt Zwerger, mit einem raffinierten Anschnitt, der nur einen Teil des Krokodils zeigt, und einem ebenso raffinierten Spiel mit Licht und Schatten: Genau über Romeo, der verzweifelt am Boden kauert, sind die Umrisse der Krokodilsklauen zu sehen, eine Lade steht einen kleinen Spalt weit offen, als hätte er dort schon nach dem Gift gesucht. Zum visuellen Leitmotiv werden zwei Rosen, deren Verwelken schon am Vorsatzpapier gezeigt wird und das scheinbar bekannte tragische Ende andeutet.

Will man das glauben?

Doch auf eine gänzlich leere und daher strahlend weiße Doppelseite nach dem Tod von Romeo und Julia folgt eine unerwartete Wendung: "Und so soll es wirklich gewesen sein? Will man das glauben? Könnte die Geschichte nicht eine andere Wendung genommen haben? Hat Bruder Markus nicht doch Mantua erreicht und Lorenzos Brief Romeo überreicht? So war es! Ganz bestimmt!"

Und so ziehen am Ende des Stückes nicht nur Papageno und Papagena, Tamino und Pamina, sondern überraschenderweise auch Romeo und Julia in eine gemeinsame, glückliche Zukunft.

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