Die amputierten Nachrichten, 2. Teil

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„Die amputierten Nachrichten“ – so kommentierten wir vor mehr als sieben Jahren in dieser Kolumne die damals neueste Errungeschaft von Ö1: Mitte 2002 ersetzte das heimische Kulturradio die Sprecher der stündlichen Nachrichten durch Redakteure, die ihre Beiträge nun gleich selbst lesen und/oder moderieren mussten.

Zweierlei war damals zu beklagen: die Zahl der Meldungen pro Nachrichten-Sendung sank drastisch – nur noch drei bis vier Kurzbeiträge ersetzten mindestens doppelt so viele Meldungen, wie sie in der guten alten Radiozeit üblich waren. Und nicht jeder Hörfunk-Redakteur ist auch ein guter Sprecher. Man kann sich auf Ö1 fast stündlich von der Richtigkeit letzteren Befundes überzeugen.

Selbstredend waren es schon anno 2002 ökonomische Gründe, die die ORF-Oberen zu den beschrieben Maßnahmen veranlasst hatten: Ein (teurer) Sprecher weniger, so lautete die damalige Rechnung.

Bekanntlich sind, so die euphemistische Diagnose, die finanziellen Möglichkeiten des ORF in den sieben Jahren seither nicht besser geworden.

Also geht es, wie die Tageszeitung Der Standard vor einigen Tagen enthüllte, an die Nachrichten-Substanz des öffentlich-rechtlichen Aushängeschilds der größten heimischen Medienanstalt: Ab 4. Jänner 2010 sollen die stündlichen Nachrichten statt fünf nur mehr dreieinhalb Minuten dauern.

Das bedeutet nichts weniger, als dass das stündliche Nachrichtenangebot von Ö1 um beinahe ein Drittel gekürzt wird. Das ist dramatisch und stellt ein weiteres Armutszeugnis für den Qualitäts-Rundfunk im Lande dar.

Die Ö1-Journale sollen wohl in alter Länge erhalten bleiben. Das ist ja gut so. Aber die scheibchenweise Demontage des Informationsangebotes ist ein Alarmzeichen.

Dabei ist die geplante Nachrichtenkürzung nur ein Beispiel unter vielen anderen, wie im Hause ORF unter dem Eindruck des Sparzwanges an der (Informations-) Qualität gesägt wird.

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