Die Bravour der Steine

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Bizets "Carmen" im Römersteinbruch von St.Margarethen.

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Bizets "Carmen" im Römersteinbruch von St.Margarethen.

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Bei so einer Besetzung kann schon fast nichts mehr schiefgehen: Zunächst einmal erzählt Professor Marcel Prawy im wissenschaftlich-amüsanten Vorprogramm die "ganze Wahrheit über Carmen"; dann Georges Bizets (besonders bei Open-air-Veranstaltungen) beliebte Oper selbst, in der Inszenierung vom Verona-Fachmann Gianfranco de Bosio; und zum Drüberstreuen die romantische Naturkulisse des Römersteinbruchs St. Margarethen. Daß bei einer solchen Kombination nicht nur die angekündigten Vorstellungen ausverkauft sind, sondern auch noch drei Zusatztermine eingeschoben werden müssen, verwundert eigentlich kaum.

Szenisch kommt das Publikum dabei voll auf seine Kosten. De Bosio hat die riesige Naturbühne (Gestaltung: Manfred Waba) in ihrer ganzen Breite und Vielfältigkeit ausgenützt. Ständig herrscht reges Leben und Bewegung vor. Blökende Schafe laufen durch die Szenerie, Reiter sprengen vorbei, rege Volksmassen drängen sich um die Protagonisten.

Der Zuschauer muß sich entscheiden, was er genau sehen will. Denn durch das oftmalige Simultanspiel in den verschiedenen Bereichen der Bühne kann man nur einem Teil der Geschichte folgen. So wird am Ende zum Beispiel gleich zweimal gestorben: Während Don Jose auf der rechten Seite seine geliebte Carmen ermordet, wird links von Escamillo ein mechanischer Stier fachgerecht niedergemetzelt.

Musikalisch gelingt die Vorstellung solide. Mario Malagnini ist, soweit die Tonanlage es erlaubt, ein solider und zumeist auch leidenschaftlicher Don Jose. Sauber und sicher liefert er seine Spitzentöne ab, darstellerisch ist sein verzweifelter Liebhaber durchaus glaubwürdig. Malgorzata Walewska (Carmen) wird dadurch manchmal eine Spur in den Hintergrund gerückt, besteht aber alles in allem ehrenhaft. Boaz Senator als stimmlich fülliger Escamillo und Ulrike Sonntag als empfindsame Micaela sind verläßliche Mitstreiter. Einzig Giorgio Crocis Dirigat (Orchester und Chor: Stagione d'Opera Italiana) verlegt sich vielleicht ein wenig zu sehr auf einen weichen, statt strahlenden Gesamtklang.

Bis 23. August Karten unter: 02680/2100

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