Die Denker von Lech

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Darf man über den Krieg noch unvoreingenommen nachdenken?

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Darf man über den Krieg noch unvoreingenommen nachdenken?

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Die Furie des Verschwindens": Unter diesem Titel diskutierten beim vorjährigen Philosophicum Lech zahlreiche Geistesgrößen über das Schicksal des Alten im Zeitalter des Neuen. Nun ist der Tagungsband erschienen. Nachzulesen sind unter anderem der wie immer gekonnt zugespitzte Einführungsvortrag von Herausgeber und Philosophicum-Gründer Konrad Paul Liessmann. Manfred Fuhrmanns erstaunlich unsentimentaler Nachruf auf den Kanon der bürgerlichen Bildung und das denkwürdige Referat von Marianne Gronemeyer.

Darin reitet die deutsche Sozialwissenschaftlerin rhetorisch brillant und höchst geistreich eine Attacke gegen das Wissenschaft und Technologie beherrschende Perfektionskonzept, das sie als bedeutungslos, gefährlich, ja hautnah ans Barbarische grenzend qualifizierte. Eine Behauptung, die ihr Wiener Kollege Leopold Rosenmayr in der Diskussion mit einem scheinbar trivialen Argument binnen Sekunden als der Realität völlig enthoben entlarvte: "Wenn man sich einer Prostataoperation unterzieht, dann ist Perfektion nichts Schlechtes ..."

Das nächste Philosophicum steht übrigens unter dem Motto "Der Vater aller Dinge. Nachdenken über den Krieg". Bei diesem Thema sind hitzige Diskussionen zu erwarten, denn schon als die Veranstaltungsvorschau der Presse präsentiert wurde, waren einige der Journalisten der Meinung, über so etwas Böses wie den Krieg dürfe man eigentlich gar nicht unvoreingenommen nachdenken. Jene, die der Empörtheit und dem Betroffensein das Denken dennoch vorziehen, haben von 14. bis 17. September im Vorarlberger Urlaubsort Lech genau dazu Gelegenheit.

Die Furie des Verschwindens. Herausgeber: Konrad Paul Liessmann Paul Zsolnay Verlag, Wien 2000; 280 Seiten öS 256,-/e 18,60

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