Die Fußball-WM via Bagdad

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Also ehrlich. Dass – jedenfalls in der Gruppenphase – die Matches der Fußball-Weltmeisterschaft von der arbeiteneden Bevölkerung kaum goutiert werden können, ist schon ein mehr als herber Wermutstropfen für uns temporär Fußballbegeisterte. Temporär meint hier, dass uns nur die Spiele der WM oder einer Euro hinterm Ofen hervorlocken, bevor wir dann wieder in zweijährige Ignoranz verfallen.

Was sollen wir aber machen, wenn zwei Drittel der Spiele am Nachmittag stattfinden? Und wenn wir dann beim dritten täglichen Match am späteren Abend vorzugsweise kälteschlotternden Ballkünstlern zuschauen müssen: In Südafrika hat ja soeben der Winter begonnen?

Ganz entbehren wir des Ballgeschehens dennoch nicht – immerhin versuchen sich die Online-Ausgaben der Zeitungen an einer Art Live-Berichterstattung, und, wenn man Glück hat, lässt sich im Internet auch ein Livestream, also eine bildqualitätsmäßig nicht extrem gute, aber das Spiel doch live wiedergebende „Sendung“ finden. Die deutschen öffentlich-rechtlichen Anstalten ARD bzw. ZDF, die das Ganze anbieten, werden hierzulande zwar – aus rechtlichen Gründen – vom Computer ferngehalten.

Aber auf einer russischen Internetseite fanden wir doch Alternativen. Die letzten fünf Minuten des Torschützenreigens von Cristiano Ronaldo und Co gegen die Nordkoreaner konnten wir daher via portugiesisches TV mitverfolgen, und für die folgende Begegnung Chile-Schweiz hielt – zeitweilig – das irakische Fernsehen her.

Wir geben ja zu: Weder die portugiesischen noch die arabischsprachigen Kommentatoren gaben uns wirkliche Einblicke ins Spielgeschehen. Aber die Fußball-WM-Bilder unterscheiden sich nicht, von wo immer sie auch ausgestrahlt werden. Und Hand aufs Herz: Ist ein kurzer Blick ins WM-Geschehen via Bagdad nicht um einiges aufregender als als Couch-Potato in der eigenen Wohnung dem heimischen Fernsehprogramm zu frönen?

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