Alle vier Jahre, gestehe ich, werde ich zum Fußballfan. Alle vier Jahre? Im Gegensatz etwa zu Radio-Talker Oliver Baier, der rund um die derzeit laufende Kicker-WM wieder als Proponent einer Anti-Fußballbewegung auftritt, gebe ich offen zu, mich drei Jahre und elf Monate jedweder Ball-Euphorie zu enthalten. Nur im letzten Monat dieses Jahrvierts werde ich zum Fußballinteressierten. Ein Quartalfan also.
Leider, so befürchte ich, steht es in diesem Jahr mit obiger Regel nicht zum Besten. Denn deren Einhaltung hängt ursächlich mit dem bisherigen Überangebot an TV-Übertragungen von Fußball-Matches zusammen. Bislang konnte man täglich mehrere Spiele im Fernsehen ergattern, sodass auch in meiner eher knapp bemessene Freizeit genug Spiele zu sehen waren und ich ein Kurzzeitexperte des runden Leders werden konnte.
Doch in diesem Jahr ist alles anders. Dass Österreich nicht mit von der Partie ist, hat damit nichts zu tun, denn die heimischen Fußballer gehörten ja ohnehin in den meisten WM-Fällen zu den Zuschauern.
Dass aber diesmal, weil aus dem Fernen Osten, die Spiele irgendwann am Vormittag oder zu Mittag laufen, ist mein Bildungsverlangen nach Fußball nachhaltig behindert.
Dazu kommt, dass die FIFA diesmal die Übertragungsrechte an die Kirch-Gruppe verscherbelt hat, und diese wollte damit ihr marodes Pay-TV auffetten. Doch Kirch selbst ist pleite, und der ORF erwarb gerade ein Handvoll Spiele - besser als nichts, aber zum Fußballschauen wirklich zuwenig.
Zwei Matches an einem Tag? Wirklich ein Luxus! Nur wenn man ORF mit ARD/ZDF kombiniert geht sich vielleicht wie letzten Sonntag eine Doppelpackung (Costa Rica vs. Türkei, Japan vs. Russland) aus.
Ein untrügliches Zeichen für mein Kompetenzdefizit: Die meisten Spielernamen sagen mir (noch?) nichts. Nur die, die das letzte Mal schon dabei waren (Raúl, Ronaldo, ...), kann ich aus den hinteren Windungen meines Gedächtnisses hervorkramen.
Dass dank der Geldgier des Fußballverbandes auch das Zuschauen beim Fernsehen eine elitäre Angelegenheit wird, ist ärgerlich. Zumal für einen Quartalfan.
