Unser Freund ist aus Leder

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Die Euro 2008 steht vor der Tür - und es sind noch lange nicht alle Fragen geklärt.

Die Special Lecture der diesjährigen Reformgespräche in Alpbach stand ganz unter dem Zeichen des Fußballes, der vor allem kommendes Jahr in Österreich tonangebend sein wird. Das ist gut für die Wirtschaft, tut aber den Österreichern auch nicht schlecht, sollte dadurch der eine oder andere heimische Sportmuffel vom Diwan auf den Fußballplatz bewegt werden können - spielend, nicht zusehend! In Österreich machen die Auswirkungen von Fettleibigkeit und Bewegungsmangel sechs Prozent der jährlichen Gesundheitsausgaben aus. Das Ziel der EU, dass jeder Erwachsene täglich mindestens 30 Minuten Sport betreiben soll, nimmt sich in der Alpenrepublik somit illusorisch aus. 50,8 Prozent der österreichischen Männer werden von Eurostat als übergewichtig eingestuft. Nur die Griechen erreichen einen ähnlichen Wert.

Sport verbindet

Dabei schafft Sport nicht nur einen gesunden Mehrwert für jeden Aktiven, wie Reinhold Mitterlehner, stellvertretender Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich, feststellte: Sport schafft auch Fakten, die die Politik nicht so einfach zustande bringt. So können Dinge - wie die Integration von Migranten -, die in der Gesellschaft nicht so gut funktionieren, vorgelebt werden. Sport verbindet Menschen verschiedenster Herkunft abseits der aktuellen Asyl- und Facharbeiterdiskussion.

Bevor das Land allerdings zum sportlichsten der EU aufsteigen wird, gilt es, die im kommenden Jahr stattfindende Fußball-Europameisterschaft gut über die Bühne zu bringen. Eine Veranstaltung, die es in Österreich in den kommenden 200 Jahren nicht mehr geben wird, will man ORF-Sportchef Hans Huber Glauben schenken.

Der Euro rollt

Vor allem die Wirtschaft kann sich auf die Europameisterschaft freuen, dies zeigen Beispiele vorangegangener Fußball-Großereignisse: In Portugal stieg bei der letzten Europameisterschaft der Bierverbrauch um 30 Prozent und allein in Berlin verfolgte eine Million Fußballfans die Live-Übertragungen der WM-Spiele auf öffentlichen Plätzen. Der deutsche Hotel- und Gaststättenverband gibt den durch die WM 2006 generierten zusätzlichen Umsatz mit 500 Millionen Euro an. Die EM sollte sich also auch für Österreich und Mitveranstalter Schweiz lohnen.

Doch bevor auch heimische Betriebe sich über den Zusatz-Umsatz freuen können, sind noch einige Fragen zu klären, und die Zeit wird knapp, denn bis zum Anpfiff des Auftaktspieles sind es nur noch 281 Tage (ab Erscheinungstermin dieser Ausgabe). Vor allem die Vermarktungsrechte sind ein heißes Eisen: Darf ein Wirt, dessen Lokal sich am Rande eines offiziellen öffentlichen Live-Übertragungsplatzes befindet, Biersorten nach Belieben verkaufen, oder ist auch er verpflichtet, das offizielle EM-Bier - Carlsberg aus Dänemark - auszuschenken? Wer selbst einen Public Viewing Spot errichten will, steht auch vor der Frage, ob er nur mit den offiziellen Sponsoren der Europameisterschaft zusammenarbeiten darf, oder ob es erlaubt ist, sich die Lieferanten selbst auszusuchen.

Wie es eine Unternehmerin im Publikum der Reformgespräche ganz klar ausdrückte, ist es aber für die Klärung dieser Fragen bereits relativ spät, denn viele Firmen hätten ihre "EM-Pakete" bereits geschnürt, sich eigene Logos überlegt und generell das kommende Jahr bereits durchgeplant. Mitterlehner versprach, dass es im September zu einem klärenden Gespräch mit der UEFA kommen wird. Dann soll auch feststehen, ob die Wortmarke Euro 2008 für jeden frei verwendbar ist. In Deutschland war vor der WM 2006 der Schutz der Marke nicht zur Gänze geklärt und musste erst gerichtlich ausgefochten werden. Das will man in Österreich vermeiden.

Weiters will die Wirtschaftskammer auf Initiative des Fachverbandes Werbung und Marktkommunikation gemeinsam mit dem Creativ Club Austria eine Logo-Ausschreibung starten. Das alternative EM-Logo wird allen Firmen kostenlos zur Verfügung stehen, damit alle Unternehmen vom erhofften Fußball-Aufschwung profitieren können.

http://em2008.wko.at/marketing

Der Sport in Zahlen

• 15,4 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung durch den Sport in Österreich pro Jahr

• 355.000 Arbeitsplätze in Österreich (direkt & indirekt)

• Laut IHS gehen 7,3 Prozent des heimischen BIPs auf den Sport zurück

• Der europäische Fußballmarkt macht jährlich einen Umsatz von 12,6 Milliarden Euro

• Die Euro 2008 wird Österreich ein Nächtigungsplus von einer Million einbringen

• Die Gesamtwertschöpfung der Euro 2008 wird auf 321 Millionen Euro geschätzt und soll 6000 Arbeitsplätzen schaffen

Auch wenn Hickersbergers Elf verliert, die Wirtschaft gewinnt.

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