Zu seinem 80. Geburtstag im August wird Dustin Hoffman als großer Schauspieler gefeiert. Schließen Kinogänger von seinem markanten Gesicht, dass Hoffman Jude ist? Für ihn selbst war der Zusammenhang klar. In einem Interview sagte er, dass er sein Aussehen als "zu jüdisch" empfand für die Hauptrolle in der "Reifeprüfung". Vom Vorsprechen erwartete er eine Absage. "Von meiner subjektiven Perspektive spürte ich, dass sich die ganze Crew fragte,'Warum bewirbt sich dieser hässliche kleine Jude überhaupt um diese Rolle?'", erinnerte er sich. "Ich habe in der Crew ein jüdisches Gesicht gesucht, aber ich glaube, ich habe nicht einen Juden erspürt." Kann man, darf man, einen Zusammenhang herstellen zwischen Aussehen und Zugehörigkeit zum Judentum? Viele Nichtjuden schrecken aus guten Gründen zurück, wenn Begriffe wie "jüdische Nase" oder "semitischer Typ" fallen. Das hat mit jahrhundertelangem Antisemitismus zu tun, aber auch damit, dass in liberalen Gesellschaften Judentum oft nur als Religion gesehen wird, eine "Glaubenssache", die mit Biologie nichts zu tun habe.
Für Hoffman und andere liegt die Sache anders. Jude zu sein schließt für sie weitere Eigenschaften ein, wie Sprechen mit hebräischen oder jiddischen Einsprengseln, einen eigenen Humor, eine besondere politische Sensibilität, aber auch biologische Anlagen wie dunkle Haare. Das sagt sich leichter, wenn man sich so nicht unter Antisemitismusverdacht stellt. Und noch leichter, wenn die Gesellschaft solche Unterschiede auch akzeptiert. Hoffmans Mutter ließ sich ihre "jüdische Nase" verkleinern, er selbst verleugnete sein Judentum lange. Heute ist er stolz darauf. Mehr Offenheit für verschiedene Formen, als Jude anders zu sein, wäre ein schönes Geburtstagsgeschenk -und ein Geschenk liberaler Gesellschaften an sich selbst.
Der Autor ist Wissenschafter am Institut für Jüdische Theologie der Universität Potsdam
