Ein Triumph des Belcanto

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Die Erstaufführung der Tragedia lirica "Maria Stuarda“ von Gaetano Donizetti am Linzer Landestheater gestaltete sich in der bejubelten Inszenierung von Olivier Tambosi zu einem Fest der Stimmen und zu einem beglückenden Triumph des Belcanto, nicht zuletzt dank des sensiblen Dirigats von Dennis Russell Davies, Chef des Bruckner Orchesters Linz.

Obwohl die Aufführungsgeschichte dieses Opernjuwels zunächst unter keinem guten Stern stand, wurde "Maria Stuarda“ doch endlich am 30. Dezember 1835 im Teatro alla Scala in Mailand uraufgeführt und gehört seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den meistgespielten Opern Donizettis.

In Linz hat Bernhard Rehn Regisseur Olivier Tambosi eine den gesamten Bühnenraum einnehmende und sich nach oben verjüngende Gitter-Treppe geschaffen, die sowohl als praktikabel für den Chor wie als eiskalte Metapher für Gefangenschaft gelten kann. Verbrachte Schottlands Königin doch immerhin bereits 18 Jahre als Geisel bei ihrer Cousine zweiten Grades, Englands Königin Elisabetta; verbirgt sich hinter den Gitterstäben doch der Chor, der zwischen den Setzstufen lediglich seine Gesichter vage sehen lässt, aber doch seiner Funktion, von Georg Leopold bestens einstudiert, gerecht wird.

Raum für Emotionen und Intrigen

Dadurch bleibt für die Protagonisten im wahrsten Sinne des Wortes genügend Spiel-Raum, um ihre Emotionen auszuleben und Intrigen zu spinnen, und sie nützen sowohl diese Möglichkeiten wie sie auch die Treppe selbst zum Hinauf- und Hinabsteigen benutzen. Davon unberührt bleiben lediglich zwei Personen: Anna Kennedy als Vertraute Marias (Danuta Moskalik) und Martin Vrany in der von Tambosi eingeführten stummen Rolle eines "Fremden“. Über sein Geheimnis darf man bis zum Schluss rätseln. Die Regie wartet jedenfalls mit vielen Ideen auf, um etwas mehr an Spannung, Dynamik und Farbe in den Verlauf der Handlung einzubringen, und setzt Letzteres zum Teil wörtlich um, indem plötzlich leuchtend rote Mäntel (Kostüme: Carla Caminati) aus dem Grau-in-Grau hervorstechen, Farbsymbolik, Spiegelungen und Lichteffekte (auch) das musikalische und stimmliche Geschehen stärker fokussieren.

Eines Tages eskaliert die Situation, da beide Königinnen den Grafen Leicester lieben und "um ein Herz und eine Krone“ rittern. Seine Liebe gilt jedoch Maria. Als Elisabetta dies erkennt und von Maria Stuarda - frei nach Schiller, bei einer Begegnung, die nie stattgefunden hat - schwer beleidigt wird, erkennt Schottlands Königin, dass ihr Tod beschlossene Sache ist. Mit erhobenem Haupt begibt sie sich auf den Weg zum Schafott.

Großer Respekt vor den gesanglichen Leistungen der verfeindeten Königinnen: beide, Christiane Boesiger als Maria und Katerina Hebelkova als Elisabetta, konnten ihre schwierigen Partien bewundernswert bewältigen.

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