Geglückte Donizetti-Renaissance in Graz

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Das Königinnendrama "Maria Stuarda“ wird bei seiner Erstaufführung am Grazer Opernhaus in stimmiger Besetzung aus dem Ensemble, grandios dirigiert und szenisch packend realisiert, zum großen Erfolg.

Das war der erste Streich: Intendantin Elisabeth Sobotka wagte die Grazer Erstaufführung von Gaetano Donizettis Königinnen-Tragödie "Maria Stuarda“ ohne Stagione-Aufputz mit einer Ensemble-Besetzung. Und gewann. Margareta Klobuˇcar, in elf Grazer Engagement-Jahren von der Norina und Lucia di Lammermoor bis zur Gilda und Violetta Valery gereifte Edelstimme, die auch als Zerbinetta und Lulu reüssierte, gab mit Höhensicherheit, Belcanto-Legato und tiefer emotionaler Durchdringung die Titelpartie der schottischen Königin Maria Stuarda. Man sah und hörte staunend, wie diese feine Künstlerin neue Dimensionen ihrer Profession durchmaß. Ein persönlicher Triumph.

Beeindruckende Elisabetta

Dshamilja Kaiser, in ihrem dritten Grazer Jahr, schon erfolgreich als Cherubino und Siebel, Romeo und Orlofsky, erspielte und ersang sich die Rolle der Elisabetta, der sich um den Machtverlust durch die umtriebige Usurpatorin und Schwester ängstigenden Machthaberin und eifersüchtig Liebenden, mit nobel gerundeter farbreicher Stimme ohne Schärfe und scheinbar auch ohne Anstrengung. Eine tief beeindruckende Entdeckung. Auch die strippenziehenden Höflinge konnten aus dem Ensemble besetzt werden. Wilfried Zelinka, in Graz von Sarastro bis Mephisto im Einsatz, bot als Höfling Talbot, der bei Elisabetta um Gehör, ja Gnade für Maria interveniert, eine gesanglich wie darstellerisch abgerundete Glanzleistung. David McShane, seit der Ära von Carl Nemeth eine baritonale Stütze der Grazer Oper, verlieh dem Ratgeber Lord Cecil rauhe Wut und Glut, darstellerisch finster geschmeidig.

Nur für den hohen Tenor, der Donizetti-Kantilene, Schmelz und erotische Ausstrahlung für das Liebesobjekt Roberto, Graf Leicester, in sich vereinen sollte, musste ein Gast gefunden werden. Der Moldawier Iurie Ciobanu, als Rossinis Ramiro und Donizettis Edgardo erprobt, 2006 als Erster des "Belvedere Gesangswettbewerbs“ gefeiert, erfüllte zumindest die ersten zwei Erfordernisse.

Sie alle, den delikat gedämpften Chor und ein präzises Orchester hatte der Sizilianer Gaetano d’Espinosa, 34, mehrjähriger Assistent von Fabio Luisi, fest in der Hand. Um die Stimmen zu tragen statt zuzudecken, die Farbvaleurs im Chiaroscuro zu halten und die ungeahnten Delikatessen der Partitur vom Staub des Vorurteils zu befreien. Grandios!

Abgeschlagene Köpfe in Vitrinen

All dies umfing der für Regie, Bühne, Kostüme und Licht verantwortliche Stefano Poda mit einer Augen- und Ohrenrelief-Mauer des höfischen Intrigenspiels. Tauschte Kronen in Vitrinen mit den abgeschlagenen Köpfen der englischen Geschichte. Trieb Protagonisten und Chor in Fechtmasken oder demaskiert durch ein Säulenlabyrinth, das für optische Hochspannung sorgte.

Leider nur drei Aufführungen erlebte zwei Wochen vorher Donizettis Farce "Rita“ in der jungen Künstlern vorbehaltenen "Amabile“-Reihe des Musikvereins für Steiermark. Die französische Sittenkomödie, in der das Simandl von aktuellem Ehemann und der tot geglaubte grobe Macho-Gatten-Wiedergänger um die Gunst der Kaffeesiederin Rita rittern, wurde von Filmregisseur Peter Patzak und Ausstatter Frieder Klein ins Heute und in den Flughafen Schwechat geholt, was die Lacher verdichtete. Polyglott gaben die Französin Julie Fuchs die agile Gurgel Rita, der Chinese Lianghua Gong das tenorale Simandl und der markante Russenbass Anatoly Sivko den Frauenprügler. Das Kammerorchester "con fuoco“ aus Graz unter Svetoslav Borisov spielte mit Animo.

Weitere Termine:

25., 27. April, 3., 5., 9. Mai

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