Das Glück ist eine Schwalbe

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Rolando Villazón scheint neben seiner Sängertätigkeit immer mehr Gefallen am Inszenieren gefunden zu haben. Schon 2015 widmete er sich an der Deutschen Oper Berlin in seiner bei Publikum und Kritik gelobten, vierten Regiearbeit der Opernrarität "La Rondine" von Giacomo Puccini. Grund genug für das Grazer Opernhaus, diese Produktion nun an die Mur-Metropole zu holen. "Es war gar nicht so schwer, Rolando Villazón dazu zu überreden", wie Intendantin Nora Schmid dazu freudig bemerkt.

Dabei fristet das Werk, das ursprünglich als Operette geplant war, ein ziemliches Schattendasein. Der Grund dafür dürfte in den operettenhaften Klischees, der kolportagehaften Bedienung bei Dumas' "Kameliendame" und den dramaturgischen Schwächen, auch im musikalischen Geschehen, liegen. Und so blieb das Werk immer das Sorgenkind des Komponisten. Dabei verfügt "Die Schwalbe"(so der deutsche Titel) durchaus über eine feine, teils leicht ironisierende Instrumentierung, einen leichten Konversationsstil, inklusive Walzer. Als dies wollte Puccini als "Reaktion auf die grauenvolle Weltkriegsmusik" verstanden wissen.

Ästhetisches Ambiente

Villazón hat genau in diese Partitur hineingehört, mit humoristischen Anspielungen nicht gespart und auch das Halbschattige der Handlung in den Blick genommen. Er weiß die Figuren traditionell und berührend zu führen. Die Handlung über zwei Liebende, die sich aus Paris ans Meer zurückgezogen haben, deren Beziehung aber scheitert, weil sie eine bewegte Vergangenheit hat, sich seine Eltern aber ein "anständiges" Mädchen an seiner Seite wünschen, lässt er in den 1920er-Jahren spielen. Vor dem riesigen Tizian-Gemälde der "Venus von Urbino", das im zweiten Akt durch Spiegel in Fragmente zergliedert wird und im letzten Bild als leere Silhouette von Schäfchenwölkchen á la Magritte umgeben ist, wird ein zwar altmodisch anmutendes aber sehr ästhetisches Ambiente mit üppig bepolsterten Sesseln, Zierpalmen und viel Gold gezeigt (Bühne: Johannes Leiacker).

Sophia Brommer singt die Titelheldin Magda mit wunderbarer Innigkeit, glasklarem Sopran und reinster Höhe. Tatjana Miyus ist eine reizende, quirlige Lisette mit sauberem Sopran, Mickael Spadaccini ein eindimensionaler, kaum raffinierter Ruggero mit vielen angeschliffenen Tönen. Auch vermag er nicht den schmachten Liebhaber glaubhaft darzustellen. Pavel Petrov singt den Dichter Prunier mit sensiblen Tönen. Wilfried Zelinka gibt einen würdevollen Rambaldo. Die vielen kleineren Rollen und auch der Chor des Hauses singen makellos.

Elegant, schwerelos, raffiniert mit Grandezza und gediegener Leuchtkraft musizieren die Grazer Philharmoniker unter dem Stilisten Marco Comin. Und er zeigt uns dabei, wie leicht sich darüber die Stimmen ohne jede Anstrengung abheben können. Großer Jubel!

La Rondine

Oper Graz, 25. Jänner, 2., 5., 10. Februar

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