6733431-1966_09_11.jpg
Digital In Arbeit

Rossini, Nicolai, Lehar

Werbung
Werbung
Werbung

Gioacchino Rossinis komische Oper „Die Italienerin in Algier” auf der winzigen Bühne der Wiener Kammeroper am Fleischmarkt zu spielen, war ein Risiko, da die Szene fast stets voller Leute ist. Die Lösung dieses Problems ist ein Verdienst des Regisseurs Alexander Stelter. Mit aufrollendem Türchen und häufigem Spiel vor der Szene wurde viel Leben und Bewegung auf kleinstem Raum ermöglicht. Die Handlung: der Bey von Algerien schenkt seine Gattin, um sie loszuwerden, einem Gefangenen und gibt ihm die Freiheit, will aber gleichzeitig eine gefangene italienische Dame zu seiner neuen Frau machen. Sein Pech ist, daß diese Italienerin in dem unfreiwillig beweibten Gefangenen ihren Verlobten erkennt, den zu suchen sie ihre Fahrt unternommen hat. Also wird er nach bewährtem Buffa-Rezept geprellt, und alles geht gut aus. Das Libretto hat eine Fülle von komischen Situationen, und Rossini hat eine spritzige, elegante Musik darübergebreitet, von der Stendhal nach der Uraufführung, 1813, außer sich vor Begeisterung war. Das sind wir heute wohl nicht mehr, aber Bewunderung und Vergnügen empfinden wir immer noch. Die Darstellung war fast durchweg im richtigen Brio. Ingrid Mayr in der Titelrolle hatte ebenso durch ihre damenhafte Erscheinung und ihr ausdrucksvolles Spiel als durch ihre gesangliche Leistung den Haupterfolg des Abends. Ihr zur Seite Katie Clarke als Gattin des Bey, mit großer tragender Sopranstimme, für den kleinen Raum nicht immer richtig dosiert. Jutta Heller, als ihre Sklavin, behauptete sich in einer Nebenrolle sehr sympathisch. Dem Bey gab Horst Brunner persönliche Züge der Verschlagenheit und Selbstgefälligkeit, Hermann Vogel machte als Korsarenhauptmann gute Figur. Chor und Orchester des österreichischen Rundfunks machten ihre Sache vorzüglich, animiert und der eleganten Musik entsprechend geführt von Hans Gabor am Dirigentenpult. Bild (Alice Maria Schlesinger) und Kostüme (Lucia Listopad) ergänzten einander zu vergnüglicher Schau. Zwei grazil trippelnde Mohren

(Sylvia Partinger und Helene Navra- til) sollen nicht unerwähnt bleiben.

In der zweiten Besetzung von Otto Nicolais Oper „Die lustigen Weiber von Windsor”, in der Volksoper, spielte und sang Georg Schnapka einen erscheinungsmäßig zu jungen Falstaff, dem er allerdings stimmlich gerecht wurde. Die tiefen Töne hatten Leuchtkraft. Der überspringende Funke aber kam von Colette Boky, die eine besonders in der Höhe tragende Stimme mit anmutigstem und mutwilligem Spiel verband, wogegen Sonja Draksler als Frau Reich ziemlich im Schatten blieb. Waltraud Haas-Basenach war als Jungfer Anna wohl eine hübsche jungmädelhafte Erscheinung und sang auch schön, konnte sich aber von einer gewissen Unsicherheit nicht ganz befreien. Lothar Ostenburg und Friedrich Nidetzky als die Herren Fluth und Reich waren eine gute Besetzung im routinemäßigen Sinn. Als Fenton blieb Adolf Dal- lapozza mehr Tenor als Liebhaber. Walter Jenewein als Junker Spärlich und Günther Adam als Dr. Gajus sangen ihre „stehenden” Figuren mit der diesen eigenen Klischeekomik. Das Ballett batte seinen großen Abend und nutzte ihn. Im beschwingt spielenden Orchester ließ das Blech die nötige Dezenz gelegentlich vermissen. Franz Krieg.

Der Star in Lehars „Lustiger Witwe” am vergangenen Samstagabend in der Volksoper war Johannes Heesters als Gast in der Rolle des Grafen Danilo Danilowitsch: ein Charmeur ohnegleichen, spielgewandt und so effektvoll seine Pointen placierend, daß er kaum zu singen braucht (ein leichtes Parlando genügt), um gute Laune und Faschingsstimmung zu erzeugen. Er hat jene Leichtigkeit und Überlegenheit, die man dem Stil der ganzen Aufführung wünscht und von der auch seine Partnerin, die hübsche und elegante Adele Leigh, sowie das zweite Paar (Hedy Fassler und Rudolf Christ) angesteckt wurden. Ansonsten: Jubel, Trubel, Heiterkeit in den nicht gerade sehr festlichen Dekors von Hoesslin.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung