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Zwischen Mond und Erde

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Im Jahre 1777, als Haydns Oper „La vera con- stanza", die für Wien geschrieben worden war, infolge Kabalen italienischer Opernkreise hier nicht aufgeführt werden konnte, fand am 3. August in Esterhäz die Vermählung des zweiten Sohnes des dortigen Fürsten, Nikolaus, mit der Gräfin Anna Maris von Weißenwolff statt. Aus diesem Anlaß schul Haydn die Opera buff a „11 mondo della luna" (Die Welt auf dem Monde), und dazu die parodistische Marionettenoper „Genofevens 4. Teil“. Beide Libretti sind herzlich schwach. Die Musik zur Operette ging verloren, von der Oper lebte eine Arie weiter, die in einer Umarbeitung ins Benediktus der „Mariazeller Messe“ übergegangen ist. Es fehlte in letztet ’ Zeit an Versuchen nicht, die Haydn-Oper wiederzubeleben. Noch-’ etre däs ihenjrige -Haydn-dahi ..-lethargisch« Gemüter- arjfrü):fe?ltsnfyv Jes . bezeichnenderweise gerade die Wiener Kammeroper„ die vor zwei Jahren, am 15. Juli 1957 im Schönbrunner Schloßtheater eine recht unterhaltsame Neubearbeitung vorstellte.

Im Vergleich mit der Aufführung vor zwei Jahren hat man den Augen etwas mehr zum Schauen gegeben. Das Bühnenbild (Harry Glück) folgt zwar im wesentlichen den alten Bahnen, die Beleuchtung hingegen weist mehr Einfälle auf, die Raumeinteilung wurde dank der Regie Willy Pribils rationeller und vielschichtiger. Neben der Kostümgestaltung (Beate Becker) ist es der Einsatz des Tanzes (Choreographie: Hanna Berger) als Geschwisterkind mimischer Pantomime gewesen, der in die Aufführung zum statischen Gesang das nötige Ausgleichsmoment hineintrug. Das Symbolistische, geriet ohne Uebertreibung, im Unwirklichen war das Gegenständliche immer zu ahnen.

Die Solisten haben im großen und ganzen entsprochen, manche Partien gerieten sogar weit über das Mittelmaß hinaus richtig festlich. Da sind die vier köstlichen Spaßmacher der Opera buffa zu nennen (die Herren Skopal, Szedeczky, Oeller, Husch- auer), welche immer wieder, wenn der Handlungswagen langsamer zu fahren beginnt, tüchtig anschieben. Hans Laurer (Buonafede) ist ein richtiger Singschauspieler, der einen gewichtigen Baß einsetzen kann. Den Cecco spielte mit einer originell skandinavisch-wienerischen Aussprache Kage Jehrlander. Franz Ramharter zeigt keine wesentliche Weiterentwicklung, obschon in ihm etliche Reserven stecken. In den Rollen der Clarissa und Lisetta waren Rut lacobson und Yvonne Helvey allerliebst anzuschauen. Als mimische Tänzer haben Walter Hug, Hannelore HübL Hely Donka und Annemarie Sieberer lie ihnen gestellten, durchaus nicht leichten Aufgaben mit Geschick gemeistert.

Das Orchester der Wiener Kammeroper bezauberte las begeistert applaudierende Publikum mit der fein schattierten, durch den Dirigenten Hans Gabor in :cht klassische Sphären getauchten Musik.

Die „Fledermaus" gehört schon zum Inven- ar des Redoutensaales, obschon es sich herumgespro- :hen haben dürfte, daß auch das beste Orchester md die gewiegtesten Sänger in diesem akustisch seiklen Raum nahezu auf verlorenem Posten stehen.

Die Aufführung geriet zeitweise ins gezwungen Volkstümliche. Das Orchester der Tonkünstler ließ o manche Feinheit der Partitur, auch wenn man die laumverhältnisse in Rechnung zieht, vermissen. Her- 'orzuheben von den Rollenträgern sind: der agile Carl Terkal (Alfred), Christ als origineller Eisenstein ind vor allem Elfie Mayerhofen die einzige wohl, der ganz das Operettengenre auf den Leib geschneidert war. Von den neuen Sängern haben Wolfgang Zimmer (Dr. Falke) und Erich Kuchar (Orlofsky) im Komödienstil das Beste geleistet. Lotte Rysanek (Rosalinde) brachte einen Hauch der klassischen Operette ins Haus.

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