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Kammeroper in Schönbrunn

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Von den zahlreichen Gelegenheitskompositionen und den 24 Opern, die Haydn geschrieben hat, sind die meisten vergessen und nicht einmal mehr dem Namen nach bekannt. Die Kammeroper hat sich nun der dankenswerten Aufgabe unterzogen, ein von Haydn im Jahre 1777 für eine festliche Veranstaltung in Eisenstadt komponiertes Bühnenwerk „Die Welt auf dem Monde” im Schloßtheater zur Aufführung zu bringen. Das von Goldoni verfaßte Libretto ist ganz im Stil der Comedia dell’arte gehalten, aber auch der zu Haydns Zeit noch so beliebte Wiener Hanswurst, von dem Diener Cecco verkörpert, kommt nicht zu kurz. Der Kaufmann Buonafede, der sich eifrig mit Astronomie beschäftigt, verweigert dem jungen Leandro die Hand seiner Tochter, wird aber nach einem ihm von dem Scharlatan Ecclitico vorgetäuschten Ausflug auf den Mond doch bewogen, der Heirat der beiden Liebenden zuzustimmen.

Die textliche Neubearbeitung stammt von Wilhelm Treichlinger, der sie für eine Aufführung in Darmstadt 1937 vorgenommen hat. Viele entzückende musikalische Kleinigkeiten lassen den Symphoniker Haydn erkennen, dessen Domäne ja kaum das musikdramatische Schaffen war: doch ist ihm auch darin manches gelungen, so zum Beispiel in dem temperamentvollen Schlußseptett des ersten Aktes. Zu den besten Nummern zählen das mozartisch anmutende Liebesduett des ersten Aktes und ein Terzett im zweiten Akt. Eine Kürzung der langen akkompagnierten Rezitative wäre vielleicht ein Vorteil der Aufführung gewesen, die von Hans Gabor umsichtig geleitet wurde. Von den Sängern ist an erster Stelle der Baßbariton Laurer als Buonafede zu nennen, ihm am nächsten kam Hannes Swed- berg, während die Tenöre Holy und Böhm weniger befriedigen konnten. Doch bemühte sich der Letztgenannte, manches gesangliche Manko durch sein agiles Spiel wettzumachen. Als Tochter Clarissa konnte Ruth Jacobson gefallen, desgleichen die gut singenden und darstellerisch ambitionierten vier Zanni als ausgezeichnete Buffofiguren. Um die einfallsreiche Regie hat sich Willy Pribil sehr verdient gemacht, wenn man den durchweg jungen Mitwirkenden vielleicht auch zu sehr die Arbeit des Spielleiters anmerkt. Harry Glück schuf die hübschen Bühnenbilder.

Als zweites Werk wurde (in der Originalsprache) Rossinis „Italienerin in Algier”, eine seiner ersten Opern, gegeben; daß man sie heute nur mehr selten hört, hat wohl seinen Grund darin, daß das Libretto (bei allen gebräuchlichen Unwahrscheinlichkeiten) eine übergroße Naivität des Publikums voraussetzt und die gesangstechnisch schwierigen, schwer zu besetzenden Partien hohe Anforderungen stellen. Die Musik läßt an manchen Stellen bereits die Schönheiten des „Barbiers” vorausahnen und ist in den glanzvollen Ensembles echter Rossini: so im Quintett des zweiten Aktes und besonders in der virtuos angelegten Stretta des Schlußseptetts im ersten Akt. Hans Gabor hat, von einigen kleinen Unstimmigkeiten zwischen Bühne und Orchester abgesehen, eine sehr gut studierte Aufführung zustande gebracht; auch die Besetzung verdient Anerkennung. Die Koloraturschwester der „Barbier”-Rosine im Altfach, die den Männern die Köpfe verdrehende Isabella, singt und . spielt Anita Caminada sehr hübsch, ihre Anbeter verkörpern der gesanglich, ausgezeichnete Franz Ramharter und Istvan Laborcz als verliebter Mustafa.

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