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Romantisch und buffonesk
„Deutsche Musik muß da sein, das ist das erste. Aber italienische Leichtigkeit muß dazukommen!“ verlangt Otto Nicolai in „Einige Betrachtungen über die italienische Oper im Vergleich zur deutschen. In seiner am 9. März 1849 — nur zwei Monate vor dem Tod des Künstlers — unter großem Jubel in Berlin uraufgeführten Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ gelangt Otto Nicolai diese Einigung. Das Werk vereint den Geist der deutschen Romantik mit dem Witz der Opera buffa und dem Charme der Opėra comdque zu einem reizvollen Ganzen.
Der musikalische Leiter der ersten Premiere in der Wiener Volksoper am 6. Februar (am 15. Februar folgt die zweite mit einer anderen Besetzung) wurde diesen Forderungen voll und ganz gerecht: Dietfried Bernet hatte sich auf seine erste große Aufgabe gut vorbereitet. Der junge Dirigent hart den ganzen Witz und die Stimmungen in der Musik erfaßt und herausgearbeitet; hin und wieder gab es Schwierigkeiten mit dem Tempo, doch wurden diese Schwächen sofort vom Dirigenten und von den Sängern überwunden.
Die Inszenierung Adolf Rotts erfüllt, was in der Ouvertüre durch die Musilk angedeutet wird. Unterstützt durch sehr hübsche, abwechslungsreiche und ins Detail gehende Bühnenbilder von Fritz Butz, der auch für passende, bunte Kostüme verantwortlich zeichnet, rollt eine Komödie ab, die auf billige Gags verzichtet, ohne langweilig zu werden. Dazu kommt noch die „Tücke des Objekts“, als in einer Szene der Degen des Herrn Fluth bricht und damit Publikum wie Sänger in gleicher Weise zum Lachen bringt. Sänger, Chöre (Einstudierung: Franz Gerst- acker) und Statisten werden in gemeinsamen Szenen ausgezeichnet geführt und es ergibt sich, dm Verein mit dem Elfentanz des Balletts (Choreographie: Dia Luca), ein abgerundetes Bild.
Der Star des Abends ist Mimi Coertse. Stimmlich ist ihre Frau Fluth ganz auf der Höhe, ihr Gesang hat Eleganz, Lebendigkeit, Temperament, dazu kommen noch der Hang zum Komödiantischen und natürlicher Charme. Ira Malaniuk (Frau Reich) und Dorit Hanak (Jungfer Anna Reich) helfen nach besten Kräften mit, die dm Titel der Oper angegebene Mehrzahl an lustigen Weibern zu bilden, wobei die Mutter stimmlich und schauspielerisch der Frau Fluth näher kommt
Die Herren führt Walter Kreppei souverän an, der den Sir John Falstaff mit umfangreicher, in Höhe und Tiefe gleichmäßig klingender Stimme singt und auch noch ein gutes Stück Schauspiel dazuzugeben vermag. Aüch Marcel Cordes (Herr Fluth) stellt eine glückliche Besetzung dar, ebenso die anderen Herren (Alois Pernerstorfer, William Blankenship, der zwar mit schöner Stimme, aber etwas hölzern den Fenton darstellte, Peter Drahosch und Günther Adam).
Das Publikum feierte das Ensemble und die Regie mit sehr lebhaftem Beifall.
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