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Linzer „Othello”

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Mit der Einstudierung und Leitung von Verdis „Othello” hat sich der neue Opemchef am Linzer Landestheater, Peter Lacovich, einen guten Einstand verschafft. Er ist ein Dirigent, der mit ausgreifender, exakter Zeichengebung das Orchester fest in der Hand hat und ihm Kontrastwirkungen von äußerster Härte wie von zarten Valeurs abfordert. Mit Stilgefühl und starkem Einfühlungsvermögen in die Dramatik und Lyrik des Werkes sowie durch richtiges Abstimmen der Orchesterfarben gelingt ihm eine beachtenswerte Interpretation der Partitur. Leichte Trübungen im Kontakt zwischen Bühne und Orchester lassen sich durch ein gelegentlich zu starres Festhalten an Tempi erklären. Der durch Externi- sten verstärkte Chor mit frischen, kräftigen Stimmen zeigte sich bestens studiert, dem gut spielenden Brucknerorchester wünschte man wohl eine stärkere Streicherbesetzung.

Leonard del Ferro, Gast von der Londoner Covent Garden, ist ein ausgezeichneter Othello mit glänzenden Stimmitteln, die er mit echt italienischem Slancio einsetzt; den Spitzentönen mit häufigem „offenen Aufmachen” verleiht er stupende Leuchtkraft und Durchschiagsinten- sität, wie er sich überhaupt stimmlich und darstellerisch verschwenderisch ausgibt und so fulminante Einsätze im Racheduett und der großen Schlußszene des 3. Aktes bietet. Ihm zunächst kommt als zweiter italienisch singender Gast Leonore Kirschstein von der Münchener Staatsoper als Desdemona. Ihr klarer, warm timbrierter Sopran, eine ausgefeilte Technik im Verein mit natürlichem, dramatisch angelegtem Spiel sichern ihr eine besonders gute Leistung im letzten Akt. Auch der Jaeo Louis Marikas kann sich hören lassen, seine stimmlichen Trümpfe spielt er in einer metallischen, gut postierten Mittellage aus, während die Höhe einiges zu wünschen übrig läßt und nur wenig Tiefe da ist. Für die Inszenierung der in der deutschen Übertragung Walter Felsensteins gegebenen Ooer zeichneten Intendant Stögmüller und der ursprünglich als Othello angesetzte Tenor Claude Heather. Schwer zu sagen, was dem einen oder dem anderen der beiden Spielleiter zuzuschreiben ist. Die Statik des Chores in der Sturmszene des ersten Aktes konnte aber anscheinend auch diese Doppelregie nicht beseitigen. Sehr schön die Bühnenbilder Heinz Köttels. nur die das Reliefgemäuer verdeckenden Teppiche im 3. Akt hätte man vermissen können.

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