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Verführung auf…
Sechs Jahre lang stand Massines Meisterwerk „Der Dreispitz“ im Repertoire des Staatsopernballetts, vier davon ist er nicht gezeigt worden und zwischen 1964 und 1966 auch nur insgesamt zwölfmal. Grund genug, das herrliche Ballett mit de Fallas bravouröser Musik endlich wieder aufzufrischen. Damit Aurel von Milloss, auf dessen Initiative es der Wiener Oper in der Originalchoreographie von Massine und den Originalbühnenbildern Picassos beschert wurde, es bei seiner Rückkehr als Ballettchef wieder vorflndet.
Christi Ziimmerl tanzte den Part der Müllerin: verführerisch, wie sie durchs Dorf wirbelt, das Geschäft des Kokettierens mit Witz und Charme betreibt. Auf spanische Tänze ist sie geradezu eingeschworen: prasselnde Rhythmen, stoßende Synkopen, das Wiegen in großen Schritten wirken organisch. Verführung auf spanisch, könnte man’s nennen, was sie vor- exerziert.
Ludwig M. Musil ist ihr Müller. Ein Schalk, der die Szene souverän füllt, wenn auch nicht alles die prickelnde Nervosität spürbar macht, die in diesem Libretto liegt. Außerdem sah man Anthony Tudors „Pillar of Fire“ und Balanchines „Divertimento“, diesen Prüfstein jedes Ensembles. Schwerelose Eleganz und äußerste Akkuratesse gehören in diesem „weißen“ Ballett zueinander. Daß man die Trainingsarbeit merkte, daß mancher im Corps die notwendige Mühe spürbar werden ließ, ist von der Unausgelastetheit des Ensembles und dem berechtigten Mißmut darüber schwer zu trennen.
Mit Neubesetzungen in allen Hauptpartien des „Rigoletto“ wartete die Staatsoper auf: Eberhard Wächter sang erstmals den Titelpart und zeigte, daß auch ein so intelligenter Sänger, ein so hervorragender Darsteller nicht unbedingt in allen Fächern zu Hause sein muß. „Rigoletto“ ist jedenfalls stimmlich und in der extrem dynamischen, heftig auf- trumpfenden Darstellung nicht seine Sache. Er rückte die Rolle den anderen expressiven Bariton-Vätern bei Verdi, also etwa Germont, viel näher, als es dem Hofnarren guttut. Buh- Rufe hat er dennoch nicht verdient. Erfreulich war die Begegnung mit Arleen Auger, der neuen hauseigenen Gilda, einer vielleicht schon demnächst idealen Repertoirebesetzung. Arleen Auger, bisher Olympia, Barbarina, Waldvogel und Blumenmädchen, verläßlich und attraktiv, hat sich einen neuen Trumpf ersun- gen, mit dem sie auch im Ausland wird paradieren können. Ihr schlanker, schmiegsamer Sopran ist klar und hell. Stimme und Darstellung ergänzen einander wohltuend.
Nicolai Tagger aus Bulgarien sang den Herzog, ein Tenorino, dessen Gesangsunsitten ihn für Kleinbühnen prädestiniert machen wie das Volumen seiner Stimme. Er ließ sich wegen Indisposition entschuldigen.
Im ganzen war’s eine Aufführung mit Verve und Feuer, sauberen, wohl einistudierten Ensembles. Argeo Quadri leitete sie.
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