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Stargedränge
Obwohl die italienische Aufführung von Verdis „Don Carlos“ in der Staatsoper mit Starnamen randvoll besetzt war, geradezu Stargedränge herrschte, präsentierte sich Placido Domingo als Infant als das eigentliche Ereignis des Abends: Er ist in diese Partie nun wirklich hineingewachsen, weiß sie — vielleicht gerade dank seiner Arbeit mit Jean Vilar in Verona — mit um so erregenderer Leidenschaftlichkeit, mit flammendem Enthusiasmus und delikater Expression zu gestalten. Sein Carlos ist weich, sinnlich, verführerisch, ohne daß der Prinz es selbst weiß. Ein bißchen kindlicher Mutwillen paart sich da mit unbändigem Freiheitsdrang, mit Liebesträumen und wilder Sehnsucht. Nur zu leicht verliert er auf dem schmalen Grat zwielichtiger Politik den Halt. Domingos herrlicher Tenor glänzt in allen Lagen, überrascht durch prachtvoll weiches Timbre, Schmiegsamkeit.
Claudia Caporale erntete als Eboli für distonierte Spitzentöne und danebengegangenen Kantilenenbögen Pfui- und Buhrufe. Großartig wie stets Nikolai Ghiaurov als König Philipp, der seine Partie eminent ökonomisch gestaltet, sich alle Trümpfe seines Basses für das fünfte Bild aufspart, dann aber um so durchschlagender Stimmfülle und schönste Nuancen verströmen läßt. Imponierend auch Kostas Paskalis als Posa und Paul Schöffler als Inquisitor. Gerda Scheyrer war als Elisabeth nur stellenweise zu vernehmen.
Carlo Franci bestätigte sich als Souverän im italienischen Fach. Sein Engagement fürs nächste Jahr ist ein guter Griff.
Karlheinz Petters war der neue deutschsprachige Figaro in Rossinis „Barbier von Sevilla“ in der Staatsoper: ein attraktiver, sympathischer Bariton, ein guter Schauspieler obendrein, dessen Stimmaterial nur im Belcanto ein bißchen leichter und geschmeidiger wirken müßte, um ihn zu einem Starfriseur auf den Brettern in Sevilla zu machen. Wirken doch gerade im Deutschen all die Zungenbrecher und Bravourstückein ohnedies ein wenig mühsam, so daß es für eine schwerere Stimme um so schwieriger ist, sie rasant und mit all dem erforderlichen Brio vorzuexerzieren.
William Blankenship wirkte als Almaviva eher steif und ließ es in der hohen Lage an tenoralem Glanz mangeln. Karl Dönch (Bartolo) und Oskar Czerwenka (Basilio) sparten nicht mit Kauzigkeit. Rohangiz Yachmi gefiel als Rosina, nur müßte ihr Sopran noch etwas mehr Volumen bekommen. Carlo Franci sorgte auch hier für Feuer und Glanz im Orchester.
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