Eine Binsenweisheit neu lernen

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Man kann sich die Mitstreiter nicht aussuchen. Oder – positiv formuliert: Nur ein wirklich ganz Großer der Medienbranche kann Vorreiter der Entwicklung sein. Dass nun ausgerechnet der australische Medienmogul Rupert Murdoch, in dessen Portefeuille Perlen des Journalismus wie die britische Sun oder das Edel-Tabloid The Times, aber seit einiger Zeit auch das Wall Street Journal zu finden ist, davon spricht, dass „Qualitätsjournalismus nicht billig“ sei, ist überraschend, aber logisch: Ab 2010 sollen die Online-Nachrichten seines Medienkonzerns kostenpflichtig sein.

Bislang waren derartige Versuche gescheitert: Einerseits wollten die User des World Wide Web nur Gratisinhalte akzeptieren, so die bisherige – globale – Philosophie. Andererseits rechneten sich die Nachrichtenportale einfach nicht, die Anzeigenerlöse kompensierten den finanziellen Einsatz schlicht und einfach nicht. Außerdem laufen derzeit besonders jenseits des Atlantik den Printmedien die Leser scharenweise davon – natürlich wegen der Online-Angebote.

Dass nun Murdoch, der nach der Wall Street Journal-Übernahme dessen Online-Zugänge großmundig noch gratis hergeben wollte (was längst nicht mehr der Fall ist), nun auf ganzer Linie einen Kurswechsel weg vom freien, sprich: kostenfreien Internet zu bezahltem Content ankündigt, spricht Bände.

Wer seinen Hausverstand einsetzt, hat diese Entwicklung längst vorausgesehen. Denn ähnlich wie der Teilnehmer auf dem Finanzmarkt, wo die Welt zurzeit bitter lernt, dass angebliche Geldvermehrung durch zweistellige Renditen nie und nimmer der wirtschaftlichen Wirklichkeit entsprechen kann, muss der Medienkonsument eine Binsenweisheit neu lernen: Gute Information, die ja auf der Qualität der Recherche beruht, hat ihren Preis. Hier nicht im übertragenen, sondern eben im wörtlichen Sinn.

Man darf nur gespannt sein, wer sich Murdoch als nächster anschließen wird.

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