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Kleists "Käthchen von Heilbronn" in Klagenfurt.

Kleists "Käthchen von Heilbronn" ist sicher schwierig zu inszenieren. Als romantisches Märchen einer Verzauberung kann man es angeblich nicht mehr tun (warum eigentlich nicht?), eine psychologische Deutung bietet sich an. In Klagenfurt geht die Regisseurin Stephanie Mohr einen dritten Weg: Sie versucht eine moderne Story als Emanzipationsversuch, angereichert mit slapstickartiger Persiflage auf Rittertum, Ehre und Liebe. Ein möglicher Ansatz, doch er passt einfach nicht zu Kleists Sprache, reicht aber aus, um einigen kichernden Teenagern einen bunten Abend zu vermitteln. Trotz aller Hektik breitete sich bald lähmende Langeweile aus, und nach der Pause hatte man auch von den hinteren Reihen gute Sicht auf die Bühne.

Das Bühnenbild (Christine Tritthart) besteht aus einem grauen Container (nein, nicht jener bewusste), der von der Drehbühne bewegt wird und sich zu einem aristokratischen Salon öffnet. Die Kostüme (Barbara Aigner) sind heutig, manchmal mit Teilen von Ritterrüstungen verfremdet. Anna Franziska Srna könnte ein leises, berührendes Käthchen sein, wenn man sie nur ließe. Warum sie dem ungezogenen Lümmel eines Wetter vom Strahl (Heiko Raulin darf auch nicht zeigen, was er kann) bedingungslos verfallen ist, bleibt unverständlich, außer man denkt an die Anbetung von Popstars durch ihr weibliches Gefolge. Stella Maria Adorf als hysterische Kunigunde ruft Schadenfreude hervor. Bleibt Rainer Frieb als um seine Tochter fürchtender Vater in der packenden Gerichtsszene. Zum Schluss fielen auf der finsteren Bühne zwei Schüsse, so dass alle Zuschauer wieder aufwachten.

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