Engagiert und unverwechselbar

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"Nicht mir allein, sondern uns gehört dieser Nestroy." Mit diesen Worten richtete sich Elisabeth Orth an die Burg-Souffleuse, als ihr im November 2015 der Nestroypreis für die schonungslose Darstellung der Großmutter in Ewald Palmetshofers "die unverheiratete" verliehen wurde. Das Stück handelt von der Verstrickung dreier Generationen in einem Netz aus Schuld und Liebe, aus Politik und Privatem. Orth hat sich nicht nur als Schauspielerin mutig dieser Auseinandersetzung gestellt, auch privat engagiert sie sich für ein sozialpolitisch verantwortungsbewusstes Handeln. Dass sie die ihr verliehenen Auszeichnungen nicht nur als Würdigung ihrer persönlichen Leistung annimmt, sondern teilt, zeigt ihre Solidarität und ihre Überzeugung, dass Theater nur im Team funktioniert. Verdientermaßen wurde Orth letztes Jahr auch zur Doyenne des Burgtheaters ernannt, und keine andere vertritt den demokratischen Wert von Kunst und Kultur so sehr nach außen wie sie.

Ihre Karriere als Schauspielerin startete die Tochter von Paula Wessely und Attila Hörbiger bei Stella Kadmon am Theater der Courage. Schon bald zeigte sich ihre außergewöhnliche Vielseitigkeit. Nach Engagements am Wiener Volkstheater, am Münchner Residenztheater und an den Städtischen Bühnen Köln kam sie 1965 ans Burgtheater.

1995 bis 1999 spielte Orth an der Berliner Schaubühne, seit 2000 ist sie wieder am Burgtheater, wo sie unter anderem in der Regie von Andrea Breth neue Facetten ihrer Wandlungsfähigkeit zeigen konnte. Als Elisabeth in Schillers "Maria Stuart" oder Claudia in Lessings "Emilia Galotti" entwickelte Orth beeindruckende Charakterstudien.

Doch ist es nicht nur ihr Darstellungsstil, der ihren Rollen etwas besonders Wahrhaftiges, oft Kämpferisches gibt, ihr politisches Engagement und ihre in der FURCHE-Kolumne "Nur so am Rande" (1979-2000) formulierten Beobachtungen zeugen von Orths unbestechlicher Wahrnehmung und persönlicher Positionierung.

Seit Herbst 2015 überzeugt sie als Kärntner-slowenische Großmutter in Maja Haderlaps "Engel des Vergessens", der Geschichte einer Partisanin, die das KZ überlebte und das Schweigen der Männer durchbricht. Orths berührende, uneitle Darstellung erzählt auch von ihrem persönlichen Einsatz gegen Terror und Krieg. So lässt ihr unverwechselbares Spiel immer auch spüren, dass das Theater ein Ort der Auseinandersetzung und Aufklärung ist, ein Ort der Humanität und Offenheit.

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