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Über die Kunst der Elisabeth Orth.

Elisabeth Orth * 1936

Schauspielerin

Wenn man ihre Texte liest, hört man sie sprechen: Elisabeth Orths tiefe, satte Stimme zog die Leser über zwei Jahrzehnte in ihren Bann. Auch von Berlin aus, wo die Orth von 1995 bis 1999 an der Schaubühne engagiert war, sandte sie ihre Texte an die Redaktion in der Heimatstadt. Berlin wurde zu einer wichtigen Station für die älteste Tochter der Schauspielerfamilie Hörbiger, die sich künstlerisch emanzipiert und den Namen ihrer Großmutter angenommen hatte.

Zusammen mit der kongenialen Intendantin und Meister-Regisseurin Andrea Breth sind wunderbare Inszenierungen gelungen, die seit der Ära Bachler am Burgtheater ihre Fortsetzung finden und an Orths künstlerischen Beginn anknüpfen (seit 1973 ist sie Burgtheater-Ensemblemitglied). Mit Schillers "Maria Stuart" (Orth ist als Elisabeth zu sehen), Lessings "Emilia Galotti" (Claudia Galotti), Schillers "Don Carlos" (Großinquisitor!), Williams' "Die Katze auf dem heißen Blechdach" (Big Mama) und zuletzt Ostermaiers "Nach den Klippen" (Circe) sind feine Charakterstudien entstanden.

Als Margarethe in Martin KusÇejs "König Ottokars Glück und Ende"-Inszenierung erzählt Orth in ihrer souveränen Darstellung zugleich von ihrem Einsatz für Humanität und Toleranz. Das mag eigenartig klingen, aber Elisabeth Orths unverwechselbares Spiel bleibt nie allein bei einer - immer überzeugend gezeichneten - Bühnenfigur, sondern lässt spüren, dass das Theater sich selbst nicht genügen darf, dass Kunst auch einen gesellschaftlichen Auftrag hat. Orths uneitles Spiel vermittelt dies selbstverständlich, ohne je laut oder plakativ zu sein. Sie lässt sich auf die Gratwanderung der Authentizität und Differenziertheit ein wie kaum eine andere Schauspielerin.

In ihrem ersten Buch "Märchen ihres Lebens. Meine Eltern Attila Hörbiger und Paula Wessely" (1975) nähert sich Orth der Geschichte des prominentesten Schauspielerpaares der österreichischen Geschichte an, ganz ohne Bekenntnisdrang und Eitelkeiten, geradlinig wie ihre Darstellungskunst oder ihr Auftreten gegen Antisemitismus.

Das Theater der Courage war eine ihrer ersten Stationen - und der Name der Bühne sollte Programm werden; Auseinandersetzung und Engagement sind Teil ihrer Arbeit: das Eintreten für eine soziale Politik, die Lesungen für Opfer des Holocaust, oder Gespräche wie jenes im Kreisky-Forum mit Ari Rath über die Wiener Wurzeln eines Israeli. Ohne Mediengetöse engagiert sie sich gegen Diskriminierung, ohne Manierismen ist ihr Spiel. Elisabeth Orth gilt unbestritten als die Doyenne des Burgtheaters.

Eine bündig-freundliche Einladung der Kulturredaktion, zum ersten Mal ausgesprochen an einem dunklen Herbstnachmittag bei einem Glas Wein und wiederholt nach einem arbeitsreichen Abend in Sachen Kultur, als in den Straßen schon der Schnee schmutzstarrte und ich die Einladung fast vergessen hatte. Sie scheint ernst gemeint zu sein, ich nehme an, verspreche pünktliches Abliefern, finde mich beneidenswert, weiß hundertfünfzigprozentig, daß der Himmel voller Themen hängt und bin entlassen in den rauschhaft-quälenden Zustand des Alleinseins mit einem unbeschriebenen Blatt Papier.

Elisabeth Orths erste Kolumne

DIE FURCHE

3. 1. 1979

Wir stehen ihr manchmal fast verlegen gegenüber, dieser Zeit, wenn wir sie einmal haben und diese Tatsache auch bemerken. [...] Was tun damit? [...] Nichts aufarbeiten, nichts nachholen, nichts erledigen. Verschwenden. An unsere Kinder, die diesem Vorgang in der Sekunde seines Entstehens den Namen Liebe geben werden.

Zeit ist Liebe

DIE FURCHE

7. 10. 1981

Nein, Marcus Omofuma, in diesem schönen, neutralen Land herrscht keinerlei fremdenfeindliche Stimmung. Das überforderte Innenministerium allein ist schuld an Ihrem Tod. Alle anderen hätten Sie von Herzen gerne im Land behalten. Warum mußten Sie aber auch schon im Flugzeug sterben und nicht erst im fernen Nigeria! Dann wäre uns der Wirbel erspart geblieben.

Die lieben Staatsbürger

DIE FURCHE

20. 5. 1999

Den Schreibtisch Paula Wesselys aufräumen. Sie besaß nicht nur einen. Alle Tische ihrer Wohnung wurden in den letzten Jahren Schreibtische. [...] Ausgeschnittenes aus Illustrierten, noch ein paar Kalender. Gehäuft haben sie sich, ihre Jahre. Auf der ersten Seite immer ihr handgeschriebenes "Mit Gott", das Rufzeichen dahinter auch immer sehr gerade. Ein ausgeschnittener Furche-Artikel von mir, an den Rändern sonnenvergilbt. Oft war "Nur so am Rande" die sicherste Verbindung zwischen ihr und mir. "Schön, der von letzter Woche", sagte sie dann am Telephon, "ich hab auch alles verstanden." So ist dies nun mein Letzter. Der Letzte einer langen, langen Reihe. Mein Dank gilt "meinen" Lesern. Und den Mitarbeitern der Redaktion, die kamen und gingen, während ich blieb. Nun gehe ich, der Platz der Kolumne wird frei.

Zum Abschied

DIE FURCHE

29. 6. 2000

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