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Ein Vorhang ist gefallen. Vor einer Woche hat sich Elisabeth Orth an dieser Stelle als Verfasserin der Furche-Kolumne "Nur so am Rande" verabschiedet. Seit der ersten Ausgabe des Jahres 1979, damals von György Sebestyen für die furche gewonnen, hat sie sich, lange Zeit von Berlin aus, alle zwei Wochen Zeit für ihren furche-Beitrag genommen, zum Teil aus einem ebenso privaten wie achtenswerten Grund: Über diese Kolumne hielt sie regelmäßig Verbindung zu ihrer Mutter Paula Wessely. Nach deren Tod schien ihr der Zeitpunkt für den Abgang gekommen. Lassen wir den Vorhang noch einmal hochgehen - zum Applaus und zum Dank für eine Autorin, die 21 Jahre der Furche die Treue gehalten hat.

Zeitungen leben von Nachrichten und Meinungen. Die Nachrichten sollen möglichst aktuell, hieb- und stichfest und umfassend sein, die Meinungen sollen mit guten Argumenten und pointierten Formulierungen verbunden sein, auf den Kulturseiten wird im Idealfall sogar ein gewisser literarischer Touch erwartet. Den hat Elisabeth Orth ohne Zweifel geliefert, nur wenige vereinen in diesem Maß Schauspielkunst und Schreibtalent. Sollte einmal eine Auswahl ihrer Kolumnen in Buchform erscheinen, wäre das sehr zu begrüßen.

Die absolut saubere Trennung von Nachricht und Meinung hat sich längst als Illusion erwiesen, Schon die Auswahl von Nachrichten durch ein Medium beruht auf Meinung, dazu kommt, in welcher Form die Nachricht gebracht wird, welche Aspekte betont, welche nebenbei oder gar nicht erwähnt werden. Aber natürlich tragen Kommentare und Kolumnen noch viel deutlicher den Stempel persönlicher Meinung. Darum sind die Verfasser solcher Texte in jeder Hinsicht angreifbarer, weil ihre Position sofort an der eigenen gemessen wird.

Elisabeth Orth wählte oft originelle und unbequeme Zugänge zu einem Thema, sie fand darum nicht nur viel Zustimmung, sondern stieß auch auf manche Kritik. Doch genau das macht ja eine Zeitung, die nicht Sprachrohr einer Richtung sein will, interessant: dass sie - innerhalb einer gewissen Bandbreite, natürlich - einer Vielfalt und Buntheit von Themen und Standpunkten Raum gibt. Elisabeth Orth hat sehr viel Farbe in die furche gebracht; wer nach ihr diese Bühne betritt, wird es schwer haben.

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