Fest für zwei Mimen

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Höchst unterhaltsam: Thomas Bernhards Peymann-Dramolette.

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Höchst unterhaltsam: Thomas Bernhards Peymann-Dramolette.

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Dieses Haus krankt an chronischer Phantasielosigkeit und an einem unnachahmlichen Mißmut", schrieb der junge Thomas Bernhard am 3. Dezember 1955 in der "Furche" über das Salzburger Landestheater. Wie hätte er wohl die jüngste Premiere am Wiener Akademietheater kommentiert, mit der seine Nachlaßverwalter das von ihm testamentarisch verfügte Aufführungsverbot seiner Werke durchbrachen?

Claus Peymann geht nicht phantasielos oder mißmutig, sondern mit Selbstironie in seine letzte Wiener Saison, mit drei Dramoletten, in denen Thomas Bernhard ihm ein Denkmal gesetzt hat: "C. P. verläßt Bochum und geht als Burgtheaterdirektor nach Wien", "C. P. kauft sich eine Hose und geht mit mir essen", "C. P. und Hermann Beil auf der Sulzwiese".

Ob die drei in Bernhardscher Manier satirisch überzeichnenden, oft Wiederholungen enthaltenden Texte die dargestellten Personen lange überleben werden? Auf jeden Fall haben sie jetzt enormen kabarettistischen Wert und liefern köstliche Psychogramme Peymanns und Bernhards; vielleicht sogar so manche "ewige Wahrheit" - etwa, daß man Burgschauspieler am besten beruhigt, wenn man ihnen einen Einspänner im Cafe Landtmann spendiert ...

Zum Theaterfest machen den Abend zwei grandiose Akteure: Martin Schwab als theaterbesessener Peymann und Kirsten Dene als meist weniger redseliges Gegenüber (Sekretärin Fräulein Schneider, Autor Bernhard, Dramaturg Beil). Die witzig-spritzige Inszenierung Philip Tiedemanns setzt dem Spaß die Krone auf. Theater, so das Stück, bedeutet: die Leute an der Nase herumführen. Dieser Produktion gelingt es, daß man sich mit Genuß an der Nase herumführen läßt.

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