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Abseits des Wegrandes

Wer die legendäre "Dakar"-Rallye als Thema für einen Film auswählt, kann leicht versucht sein, einen rasant geschnittenen Wüstentrip zu drehen, in dem allein Geschwindigkeit und Kampfgeist zählen. In der Dokumentarfilm-Studie "7915 KM" ging der Österreicher Nikolaus Geyrhalter ("Unser täglich Brot") den umgekehrten Weg. Die Rallye dient nur als Hülle für seine Beobachtungen; er füllt sie mit den Menschen, die am Rand dieses Spektakels leben. So dreht sich die Studie nicht um den Kampfgeist der Rallye-Teilnehmer, sondern um die Sorgen der Menschen in Marokko, der Republik Sahara, Mauretanien, Mali und dem Senegal, die in schwierigen politischen und/oder wirtschaftlichen Verhältnissen leben. Ihr (zum Teil verborgener) Kampfgeist ist es, den Geyrhalter in seinen oft epischen HD-Bildern aufzuspüren versucht. Die Kamera schafft Nähe, ohne sich aufzudrängen. Sie ermöglicht einen detaillierten Blick auf die Lebensverhältnisse eines Kontinents, über den es in der westlichen Welt noch immer zu viele Vorurteile gibt. (Matthias Greuling)

7915 KM

A 2008. Regie: Nikolaus Geyrhalter

Verleih: Stadtkino. 106 Min.

Abseits der Einsamkeit

John fühlt sich noch nicht bereit für Nachwuchs, also schenkt er seiner Frau Jenny einen Labradorwelpen. Als Probelauf, quasi. Nur: Wenn ein einziger Hund billiger feilgeboten wird als der Rest des Rudels, ist man mit Skepsis besser beraten als mit Freude am Schnäppchen. Das bemerken auch die Grogans, denn Marley ist ein hyperaktives Wesen: "Der schlimmste Hund der Welt". Oberflächlich betrachtet ist "Marley & Ich" eine - auf dem Sachbuch-Bestseller von John Grogan basierende - Komödie rund um einen unerträglich quirligen, doch liebenswerten Vierbeiner. Mehr noch: Sie erzählt von Familie, vom Zusammenwachsen, von Rückschlägen und Erfolgen, Veränderung und Fehlentscheidungen. Vom Leben. "Marley & Ich" begleitet eine wachsende Familie mit Fokus auf den Vierbeiner und bleibt etwa, wenn das erste Kind der Grogans geboren wird, bei Hund Marley zu Hause und verzichtet darauf, Jenny ins Krankenhaus zu begleiten. Eine Geschichte mit Hochs und Tiefs und harmonierenden Darstellern: Owen Wilson und Jennifer Aniston geben eine plausible Gemeinschaft. (Nicole Albiez)

Marley & Ich (Marley & Me)

USA 2008. Regie: David Frankel.

Mit Owen Wilson, Jennifer Aniston.

Verleih: Centfox. 115 Min.

Abseits der Action-Klischees

Was wäre Amerika ohne seine Superhelden? Nach Batman & Co haben nun die "Watchmen" den Sprung vom Comic-Roman in die Kinos geschafft. Regisseur Zack Snyder ("300") zeigt in seiner Verfilmung "Watchmen - Die Wächter" die apokalyptische Fantasy-Welt von Kult-Comicautor Alan Moore ("V wie Vendetta"): Die Menschheit steht vor dem Untergang, es regieren Panik und Chaos und ein Team an Superhelden ist einer tödlichen Verschwörung auf der Spur.

Lange galt die preisgekrönte Graphic Novel, die mit Actionhero-Klischees bricht, als unverfilmbar. Zwar müht sich auch Zack Snyder an der komplexen Erzählstruktur des Comics ab, atmosphärisch besticht der düstere Mix aus Mystery-Thriller und Science-Fiction-Dystopie aber mit visuellen Effekten. Trotz Slow-Motion-Spielereien und stylischen Kameraschnitten vergisst Snyder nicht auf das Wesensmerkmal der "Watchmen": Vielschichtige (Anti-)Helden, die sich nicht ins klassische "Gut gegen Böse"-Schema einordnen lassen und einen gemeinsamen Gegner haben: ihre Alter Egos. (Jürgen Belko)

Watchmen

GB/USA 2009. Regie: Zack Snyder. Mit Billy Crudup, Carla Gugino.

Verleih: Universal. 164 Min.

Abseits des animierten Mainstreams

Pixel, Pappe und Knetmasse wird von 5. bis 9. März Leben eingehaucht, wenn das Wiener Animationsfilmfestival Tricky Women 175 Filme aus 20 Ländern bereithält. Abseits vom internationalen Wettbewerb wurden ein Österreich-Panorama, drei Filmschulselektionen und Seeing Sound (ein Tribute an Mary Ellen Bute, einer Experimentalfilmpionierin der 30er Jahre) programmiert sowie Specials wie "From New York with Love", "Japanese Animation Today" und "Best of Vera Neubauer" (u. a. faszinierende Strickanimationen). Außerdem bringt Tricky Women Nina Paleys wunderbaren Langfilm "Sita Sings the Blues" wieder nach Wien: Eine originelle Verarbeitung von Liebeskummer. Zu Paleys persönlichem Herzensdrama gesellt sich ein Stück indische Mythologie und Bluesqueen Annette Hanshaw. Paley selbst wird für einen Vortrag anwesend sein.

Der Wettbewerb ist nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch breit gefächert, er reicht von Ernsthaftem (etwa "The Beloved Ones" über zwei Frauen in Uganda, die mit den Folgen von Aids leben) bis hin zu Traumtänzerischem (z. B. eine Begegnung mit der königlichen Familie, Papierfliegern und Shopping in "Hello Antenna"). Ein Festival, überraschend und abwechslungsreich (Nicole Albiez)

TRICKY WOMEN Festival

Wien, 5. bis 9. März 2009,

Infos: www.trickywomen.at

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