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Bosnische Beklemmung

Puls4, der österreichische Privatsender, ist bislang kaum durch eigenproduzierte Spielfilme aufgefallen. Doch bei Lukas Sturms "Body Complete“ ist Puls4 Koproduzent. Das von Sturm aufwendig recherchierte Drehbuch erzählt die Geschichte der Wiener TV-Journalistin Nicole, die 2004 nach Bosnien reist, um die verschwundene Edina zu suchen. Edina wollte ihren muslimischen Vater, der im Bosnienkrieg ermordet worden war, in seinem Heimatdorf in der Republika Srpska beerdigen. Doch von ihr fehlt jede Spur. Nicole, die von Asli Bayram authentisch gespielt wird, trifft auf eine Mauer des Schweigens und viele Ungereimtheiten: Es herrscht kalter Friede, und die Gefahren für Leib und Leben, auch für eine Wiener TV-Journalistin und ihre Crew, sind nicht gebannt. Im Gegenteil. Beklemmung von der ersten Minute an, einfühlsame Landes- und Stadtaufnahmen (Sarajewo) sowie ein nachvollziehbares Ambiente gelingen diesem Film nachdrücklich. Der Krieg mag zehn Jahre zurückliegen. Die Wunden sind nicht geheilt: Das erzählt Lukas Sturm da, und es ist mutig, dass er der unerträglichen Spannung, die er aufbaut, bis zum Ende nicht nachgibt. (Otto Friedrich)

Body Complete

A 2012. Regie: Lukas Sturm.

Mit Asli Bayram. Constantin. 95 Min.

Begräbnis als große Party

Für einen Rockstar gebe es nur drei triftige Gründe, um seine Karriere an den Nagel zu hängen: Eine Überdosis, mangelnder Erfolg oder "Spiderman - das Musical“ zu schreiben. Das behauptet, höchst ironisch, ein TV-Moderator, der in der Musik-Doku "Shut Up and Play the Hits“ mit James Murphy über dessen Rücktritt als Frontman der Band "LCD Soundsystem“ spricht. Murphys Motive für den Rückzug sind jedoch andere: Eine Familie zu gründen und ein ruhiges Leben abseits des Rampenlichts zu führen. Im Zentrum des neusten Werks der britischen Filmemacher Will Lovelace und Dylan Southern steht das in spektakulären Bildern aufgenommene Abschiedskonzert der erfolgreichen Punk-Dance-Band im New Yorker Madison Square Garden. Die wahre Stärke des Films liegt jedoch in der stimmigen Kombination mit anderen Handlungsebenen, wie der Begleitung eines orientierungslos wirkenden Murphys am Tag nach dem Gig und während eines Interviews, in dem er so manche tiefsinnige Frage beantwortet. Ein interessantes Künstlerporträt. (Kordian Prokop)

Shut Up and Play the Hits

GB 2012. Regie: Will Lovelance, Dylan Southern. Mit James Muprhy, Nancy Whang, Pat Mahoney,

Waystone. 108 Min.

Brutaler Western-Trash mit Humor

Eine lange Zeit ist Quentin Tarantinos neuer Film "Django Unchained“ trotz brutaler Schusswechsel und harter Western-Rhetorik ein eher gemächlicher Ritt durch die Prärie. Der deutschstämmige Dr. King Schultz (Christoph Waltz) zieht mit dem von ihm befreiten Sklaven Django (stoisch: Jamie Foxx) durchs Land, um als Kopfgeldjäger Verbrechern ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Zugleich steuern beide auf die Horror-Baumwollfarm des fiesen Sklavenbesitzers Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) zu, auf der Django seine geliebte Frau Brunhilde vermutet. Ihr Befreiungsversuch endet in einem blutigen Showdown. Tarantino tut auch in "Django Unchained“ das, was er am besten kann: Mit den Elementen des Trash- und Westernkinos gnadenlos auf der Klaviatur der Gewalt zu spielen, ohne dabei auf gewohnt feinsinnig-humorige, zynische und zugespitzte Dialoge zu verzichten. Christoph Waltz ist ihm einmal mehr das perfekte Werkzeug zu deren Interpretation. Tarantino geht natürlich auch seinem Faible für Referenzen an die Filmgeschichte nach, und der Kurzauftritt von "Django“ Franco Nero ist da nur die Spitze des Eisberges. Doch "Django Unchained“ ist anders als der viel mehr auf Spektakel schielende Vorgänger "Inglourious Basterds“. Er verhält sich dazu wie dereinst "Jackie Brown“ zu "Pulp Fiction“: Alles wirkt eine Spur entspannter, gefasster, weniger konstruiert. (Matthias Greuling)

Django Unchained

USA 2012. Regie: Quentin Tarantino. Mit Jamie Foxx, Christoph Waltz,

Leonardo DiCaprio. Sony. 165 Min.

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